Der US-Autobauer überrascht mit einem Gewinn von fast 1 Mrd. Dollar im dritten Quartal. Als Gründe für die positive Entwicklung nannte Ford einen Zugewinn an Marktanteil, massive Kostensenkungen von einer Milliarde Dollar sowie die staatliche Abwrackprämie. Allein im August stieg dadurch der Absatz um 17 %.
Ford hat als einziger der großen US-Autobauer die Krise ohne Rettungskredite des Staates überstanden. Anders als die Konkurrenten General Motors und Chrysler musste Ford auch nicht in die Insolvenz gehen.
Ford meldete für das dritte Quartal einen Nettogewinn von 997 Mio. Dollar, obwohl der Umsatz sich um 800 Mio. Dollar auf 30,9 Mrd. Dollar verringerte. Ein Jahr zuvor hatte der Autobauer einen Verlust von 161 Mio. Dollar verzeichnet. Für die ersten 9 Monate steht unter dem Strich bei Ford im fortgeführten Geschäft ein Plus von 1,8 Mrd. Dollar. Ein Jahr zuvor lag das vergleichbare Minus bei 8,8 Mrd. Dollar.
Erstmals seit 2005 schrieb der Konzern in seinem Kernmarkt in Nordamerika schwarze Quartalszahlen, auch dank höherer Preise. Der Vorsteuergewinn lag in diesem Bereich bei 357 Mio. Dollar.
Der zweitgrößte US-Autokonzern hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von 14,6 Mrd. Dollar ausweisen müssen. Angesichts der überraschend positiven Entwicklung - Analysten hatten einen Verlust von 12 Cent pro Aktie für das dritte Quartal erwartet statt eines Gewinns von 26 Cent - zeigte sich Ford für die Zukunft zuversichtlicher.
Vorsprung wird größer
Ford hängt mit dem erneuten überraschenden Milliardengewinn die Rivalen GM und Chrysler immer weiter ab. Nach dem Überschuss von knapp einer Milliarde Dollar im dritten Quartal peilt der Hersteller von 2011 an wieder "solide" schwarze Zahlen auch im Gesamtjahr an - und damit schneller als bisher geplant.
"Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass Ford trotz der anhaltenden Wirtschaftskrise gewaltigen Fortschritt macht", sagte Konzernchef Alan Mulally am Unternehmenssitz in Dearborn (Michigan). Die Zahlen fielen weit besser aus als Branchenexperten im Schnitt erwartet hatten.
Ford schlägt sich damit klar besser als die mit Milliardensummen von der US-Regierung gestützte bisherige Opel-Mutter GM und auch als die US-Nummer Drei Chrysler. Deren Verkaufszahlen sind weit steiler abgestürzt, beide mussten zum Neustart durch ein Insolvenzverfahren.
Ford hatte bei der Verschuldung und der Modellpalette frühzeitiger eine Kehrtwende eingeleitet und profitierte bei den Kunden auch von den Pleiten der Rivalen. Alle US-Autobauer hatten aber zu lange auf spritfressende Pickups und Geländewagen gesetzt und wurden zusätzlich von der US-Rezession schwer getroffen.
In Europa erreichte Ford zuletzt einen Betriebsgewinn vor Steuern von 193 Mio. Dollar. Das ist fast dreimal so viel wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz fiel allerdings auch hier um mehr als ein Fünftel auf 7,6 Mrd. Dollar.
Die zum Verkauf stehende Tochter Volvo konnte den Betriebsverlust vor Steuern um gut 70 Prozent auf 135 Mio. Dollar verringern. Der Umsatz stieg sogar leicht auf 3 Mrd. Dollar. Offizieller Favorit als Volvo-Käufer ist der chinesische Autobauer Geely.
Mehr als ein Lichtblick in Nordamerika
Das für Fords Schieflage verantwortliche Nordamerika-Geschäft schaffte es erstmals seit Anfang 2005 vor Steuern in die schwarzen Zahlen. Ford erzielte konzernweit zusätzliche Einsparungen von einer Milliarde Dollar. Insgesamt sind es im laufenden Jahr damit bereits 4,6 Mrd. Dollar, etwas mehr als geplant.
Allerdings erlitt Ford bei den Kostensenkungen gerade einen herben Rückschlag: Die US-Belegschaft verweigerte weitere mit der Gewerkschaftsspitze ausgehandelte Einschnitte, wie sie GM und Chrysler in ihren Insolvenzen erreicht hatten. Ford hatte sich mehrfach über "unfaire Vorteile" für die Konkurrenten beklagt. Auch die Hilfen für Opel schmecken dem Hersteller nicht.