Frankreich will Elektroauto-Vorreiter werden
21.10.2009
Paris will Kernkraft auf die Straße bringen: Mit einer riesigen Initiative. Wie einst der TGV wird das E-Auto zur nationalen Aufgabe.
Die Elektroautos sollen einen deutlichen Beitrag zum französischen Ziel leisten, die CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um 75 % zu senken.
Mit seinem Energiemix aus fast 80 % Atomkraft und 20 % aus anderen Quellen sieht sich Frankreich als idealer Ort für die stromgetriebenen Fahrzeuge. Nach Berechnungen der französischen Umweltagentur Ademe könnten sie unterm Strich nur auf 20 g CO2-Ausstoß pro Kilometer kommen - deutlich weniger als in anderen EU-Ländern wie Deutschland, die einen hohen Anteil an Kohle bei der Stromerzeugung haben.
Gleichzeitig soll aber auch die gebeutelte französische Autoindustrie auf Vordermann gebracht werden. Es gelte "eine der wichtigsten Schlachten der weltweiten Industrie" zu schlagen, kündigte Umweltminister Jean-Louis Borloo an.
Dazu sollen Autobauer, Stromerzeuger und Großkonzerne mit dem Staat an einem Strang ziehen. "Kein Akteur kann das Risiko alleine tragen, aber wenn alle es zur gleichen Zeit machen, wird es funktionieren", ist sich Borloo sicher. Bis 2015 sollen ein landesweites System mit 1 Mio. Ladestationen aufgebaut werden, 90 % davon in Privatgebäuden und Unternehmen. 1,5 Mrd. Euro will Paris in die Infrastruktur für die E-Revolution stecken.
Angesichts der anfangs noch hohen Preise für Elektroautos schafft der Staat die Nachfrage erst einmal selbst. Behörden, Kommunen und Staatskonzerne sollen bis 2015 rund 100.000 Elektrofahrzeuge kaufen. Um auch Privatleute für das Elektroauto zu begeistern, verlängert Paris die Laufzeit seiner "Super-Umweltprämie" von 5.000 Euro pro Fahrzeug, wenn es weniger als 60 g CO2 pro Kilometer ausstößt. Und mehrere 100 Mio. macht der Staat locker, um den Bau von Batterie- und Elektroautofabriken zu fördern.
Frankreichs Autobauer sind ob solcher Rückendeckung begeistert. Renault will ab 2011 vier verschiedene Elektroautos herausbringen. PSA Peugeot Citroen plant, mit Hilfe des japanischen Partners Mitsubishi den Kleinwagen Ion schon im Oktober 2010 auszuliefern. Noch schneller will mit dem Industriellen Vincent Bolloré ein Newcomer sein: Sein BlueCar soll ab Juni in Frankreich starten.