Kapsch TrafficCom, die in Tschechien das Lkw-Mautsystem aufgebaut hat und nun betreibt, wird wegen Arbeitsrückständen und Mängeln ein Pönale von 121 Mio. Kronen (4,65 Mio. Euro) an Tschechien bezahlen müssen. Kapsch hat das Mautsystem in neun anstatt wie vorgesehen in zwölf Monaten errichtete. Dass dabei geringe Mängel auftreten können, sei aufgrund der verkürzten Bauzeit zu erwarten gewesen.
Erwin Toplak, der Chef von Kapsch TrafficCom, bleibt aber relativ cool: "Die Pönale trifft uns nur zu einem kleinen Bruchteil, da vor allem Subunternehmen für die mangelnden Bauarbeiten verantwortlich sind." Man müsse auch bedenken, dass es einen Regierungswechsel in Tschechien gab. Von den ursprünglich ausgeschriebenen Maut-Strecken, die Autobahn und Schnellstraßen von über 2.000 km umfassen, sind derzeit knapp über 1.000 km in Betrieb.
Zudem soll Tschechien eine Ermäßigung von 50 Mio. Kronen (1,92 Mio. Euro) vom endgültigen Auftragspreis erhalten, teilte der tschechische Verkehrsminister Gustav Slamecka mit. Die Gesamtsumme von 171 Mio. Kronen sei von Gutachtern errechnet worden. So sei etwa das Gelände um die Maut-Bögen nicht vertragsgemäß hergerichtete worden bzw. wurden nicht alle Leitern für die Maut-Bögen errichtet.
Nicht gebaute Mautstationen
Toplak zufolge sind die 50 Mio. Kronen vom ursprünglichen Auftragswert wegen nicht gebauter Mautstationen reduziert worden. Diese werden nun aber nachträglichen in separaten Schritten errichtet.
Die Lkw-Maut wird in Tschechien seit Anfang 2007 auf den Autobahnen, Schnellstraßen und einigen Straßen der 1. Klasse kassiert. Die Zahlungspflicht bezieht sich auf Lkw über 12 t. In Österreich gilt die Maut bereits ab 3,5 t. Ab 2010 will Tschechien die Mautpflicht auf alle Lkw über 3,5 t ausweiten.
Kapsch hatte mit Tschechien einen Vertrag unterzeichnet, laut dem die Firma auf 900 km der Autobahnen und Schnellbahnen sowie 1.100 km der Straßen der 1. Klasse errichten sollte. Der Auftragswert betrug 22 Mrd. Kronen. Die Kosten der abgeschlossenen 1. Etappe des Aufbaus des Mautsystems lagen bei über 14 Mrd. Kronen.
Der bis 2017 laufende Vertrag wurde mittlerweile zum Teil angepasst. Die Länge der Straßen der 1. Klasse, auf denen das Mautsystem errichtet werden soll, wurde auf 200 km verkürzt. Für die Erweiterung des Mautsystem auf den künftige Autobahnen- und Autostraßen ist Kapsch bis zum Vertragsende 2017 beauftragt.