Die Güterverkehrssparte der ÖBB hat 2009 einen operativen Verlust von 100 Mio. Euro eingefahren, bestätigte Bahn-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker einen Tag nach der Aufsichtsratssitzung im Ö1-Morgenjournal des ORF-Radios. Aufgrund der "einmaligen Krise" habe sich ein Umsatzeinbruch von 500 Mio. Euro ergeben, allerdings seien 400 Mio. Euro bereits eingespart.
Mit diesen Kosteneinsparungen werde man beim nächsten Aufschwung sehr profitieren und wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Personenverkehr und Infrastruktur seien hingegen in der Bilanz 2009 im Plus.
Der designierte Bahn-Chef Christian Kern, der im Juni sein Amt antreten wird, sei "sein Geld absolut wert", meinte Pöchhacker. Dass Kern ein Fünftel mehr verdienen soll als sein Vorgänger Peter Klugar, relativierte der oberste Bahn-Aufseher. In der ÖIAG werde "viel mehr gezahlt", Kern bekomme bei den ÖBB weniger als bei seinem jetzigen Arbeitgeber, dem Verbund. Bei der Staatsbahn erwarte ihn außerdem "eine Riesenverantwortung und ein Riesenstress".
Kern könne auf der zweijährigen Arbeit Klugars aufsetzen. Schon bisher sei einiges passiert. Die Struktur sei bereinigt, die Pünktlichkeit der Schnellbahnzüge sei von unter 80 Prozent wieder auf über 90 Prozent gestiegen. Nun gelte es, die Kundeninformation im Störungsfall zu lösen, wobei auch das schon eingeleitet worden sei.
Die Frage des niedrigen Pensionsalters der Eisenbahner von momentan 52,4 Jahren sei eine politische. In der blau-schwarzen Koalition sei es ein Mittel zum Zweck gewesen, den Personalstand zu senken - was gelungen sei: 6.000 Leute weniger in den Jahren 2004 bis 2006. Es sei aber klar, dass das nicht so weiter gehen könne, meinte Pöchhacker. Ebenfalls eine politische Lösung erwartet er bei den Pflegegeldabrechnungen für pensionierte ÖBBler. "Das ist ja Geld Republik gegen Republik." Sollte sich das Finanzministerium von der Bahn eine Milliarde Euro holen wollen, dass sei das für die Bahn ein Riesenproblem: "Vernichtung des Eigenkapitals, und die Republik hat keinen Euro mehr."
VP-Maier wirft Pöchhacker "Schönfärberei" vor
ÖVP-Verkehrssprecher Ferdinand Maier schießt sich erneut auf die Bahn ein. Heute warf er dem ÖBB-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker, dem "Sprachrohr" von Infrastrukturministerin Doris Bures (S), "Schönfärben und Nicht-Eingehen auf die wirklichen Probleme" vor. So werde auch der neue Vorstand unter der Führung von Christian Kern "keine Sanierung des Unternehmens zustande bringen". Pöchhacker wolle die ÖBB am liebsten als Sache der Republik sehen - aus der Sicht Maiers eine "Ungeheuerlichkeit".
Die Bahn sei ein Unternehmen wie jedes andere auch. Zum wiederholten Male sprach sich der VP-Politiker für die Verkleinerung des ÖBB-Vorstands von zwei auf drei Mitglieder aus.