ÖBB-Studie empfiehlt massive Streckenstreichungen
22.09.2009
Die finanziell schwer angeschlagenen ÖBB bereiten sich auf ein massives Kürzungsprogramm bei ihren Strecken vor. Betroffen sollen davon nicht nur Nebenbahnen sein, sondern auch das B-Netz der Regionalbahnen. Dies berichten "Kurier" und "Standard" mit Hinweis auf eine Studie von Roland Berger.
Heute (22.9.) tagt der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding und der hat neben der brisanten Studie auch die Datenaffäre um Krankenstandsdiagnosen abzuarbeiten. Bei letzterem hat Verkehrsministerin Doris Bures (S) klaren Tisch vom Aufsichtsrat gefordert.
Insgesamt stehen im Personen- und Güterverkehr laut Insidern 1.600 km Schiene zur Disposition, darunter nicht wenige Streckenabschnitte, die von der ÖBB-Infrastruktur Betrieb noch im Jänner 2007 mit "W" klassifiziert wurden. "W" bezeichnet jene 1620 Kilometer Bahn im mehr als 5.000 km langen ÖBB-Schienennetz, für die "gesamthafte Mobilitätskonzepte erstellt werden bzw. eine zielgruppenorientierte Bedienung erfolgen" sollte, heißt es im "Standard".
Bedroht sind demnach unter anderem die Abschnitte Ebensee-Stainach-Irdning, Neusiedl-Wulkaprodersdorf, Bad-Fischau-Brunn-Puchberg/ Schneeberg, Spielfeld/Straß-BadRadkersburg, oder Wels-Sattledt. Letztere sind laut Regionalbahnkonzept für die Rail Cargo Austria (RCA) entbehrlich und für den "mittelfristigen Rückzug" am Radar. Da sich Streckenauslastung und Kosten bei einem Solobetrieb des Personenverkehrs massiv verschlechtern, stünden die Chancen für eine Erhaltung nun schlechter denn je.
Einsparungen von 7,5 Mio. Euro jährlich
Die ÖBB würden sich allein durch Einstellung bereits nicht mehr befahrener und/oder die Abgabe von Schmalspurbahnen und Normallinien (Kategorie Y; u. a. Weitersfeld-Drosendorf, Feistritz-Rosenbach oder Neukirchen-Haag/Hausruck) jährlich 7,5 Mio. Euro ersparen. Zähle man geplante Investitionen hinzu, die durch "Netzoptimierung" vermeidbar oder einsparbar wären, ersparte sich die ÖBB-Infrastruktur bei Erhaltung und Betrieb jährlich fast 20 Mio. Euro.
Bei der Bahn ist man jedenfalls skeptisch, dass die Berger-Vorschläge realisiert werden können. "Wenn wir das alles umsetzen", so ein Aufsichtsrat zum "Kurier", "dann können wir die Bahn gleich zusperren". Denn ein großer Teil der Maßnahmen sei politisch schlicht nicht durchsetzbar.