Im Übernahmepoker um Opel haben der Zulieferer Magna und der Opel-Mutterkonzern General Motors ihre Streitpunkte ausgeräumt, berichtet das "Handelsblatt". GM und Magna hätten sich in der Nacht zum Donnerstag (13. August) auf einen unterschriftsreifen Vertrag zum Einstieg bei Opel geeinigt.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg trifft im Laufe des Donnerstags mit dem russischen Industrieminister Viktor Christenko in Österreich zusammen, wo Magna sein Europa-Hauptquartier hat.
Dabei soll es um "industriepolitische Themen" gehen, wie es in Berlin vage hieß. Ob an dem Treffen Magna teilnimmt, das ja im Konsortium mit russischen Partnern bietet, wurde offiziell nicht bestätigt.
Magna International hat eine Einigung mit GM zur Übernahme des deutschen Autobauers bestätigt: "Es gibt keine offenen Punkte mehr, jetzt hat der Verwaltungsrat von GM das Sagen", hieß es gegenüber der APA. Die Einigung mit Detroit bedeutet daher nicht, dass die Übernahme jetzt schon unter Dach und Fach sei.
GM bestätigt neuen Vertragsentwurf
Im Bieterwettlauf um Opel hat GM den Eingang eines überarbeiteten Vertragsentwurfs des Magna-Sberbank-Konsortiums bestätigt. Die Dokumente würden nun in den kommenden Tagen sowohl von GM als auch von der Auto-Task-Force der deutschen Regierung geprüft, erklärte GM Europe am Donnerstag in Zürich.
Sofern die deutsche und andere beteiligte Regierungen auf dieser Grundlage die angepeilten öffentlichen Hilfen befürworteten, werde der GM-Verwaltungsrat über die verschiedenen Optionen für Opel beraten und eine Empfehlung aussprechen.
Mit dem anderen Bieter RHJI hat sich GM bereits auf ein konkurrierendes Übernahme-Konzept geeinigt. Die Entscheidung über den Zuschlag fällt auf Vorschlag des GM-Verwaltungsrates die Opel-Treuhand, in der GM und die deutsche Regierung vertreten sind.
Auch Vertrag mit RHJI unterschriftsreif
Zuvor hatte General Motors bereits mit dem Finanzinvestor RHJI ein mögliches Konzept ausgearbeitet, berichtet das "Handelsblatt". Welcher der beiden Interessenten nun zum Zuge kommen soll, wird der GM-Verwaltungsrat entscheiden.
Die Opel-Verhandlungsgruppe von Bund und Ländern wird am kommenden Montag (17. August) mit Vertretern von General Motors und Magna über die sich offenbar anbahnende Lösung für die Opel-Übernahme sprechen. Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte Reuters: "Das Opel-Verhandlungsteam trifft sich am Montag in Berlin mit Managern von GM und Magna." Beide Seiten hätten sich zuletzt angenähert. Zu Berichten über eine Einigung zwischen GM und Magna wollte ein Sprecher des deutschen Bundeswirtschaftsministeriums nicht Stellung nehmen.
IG Metall drängt auf schnelle Entscheidung
Die IG Metall hat das Übereinkommen bei Opel zwischen GM und dem Bieter-Konsortium Magna/Sberbank begrüßt. "Das ist eine gute Nachricht für das Unternehmen, die Marke Opel und die Menschen bei Opel", erklärte der Vorsitzende des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild. Er verlangte eine zügige Entscheidung der Opel-Treuhand, welcher Bieter nun den Zuschlag erhalten soll. Der Suche nach einem weiteren Anteilseigner bei Opel müsse endlich ein Ende gesetzt werden.
Schild, der auch im Aufsichtsrat der Adam Opel GmbH sitzt, warnte Magna gleichzeitig vor zu scharfen Einschnitten bei den Arbeitnehmern. Der Einsatz der Gewerkschaft für Magna gelte dem Ziel, dem Unternehmen, aber auch den Menschen eine gute Zukunft zu ermöglichen. Es bestehe die Chance, Großes zu schaffen. Die IG Metall hatte sich in der Vergangenheit stets für Magna als Investor eingesetzt und das Konkurrenzangebot von RHJI abgelehnt.
Informationen über Staatshilfen
Magna, der russische Partner Sberbank und GM seien auf Managementebene in allen Punkten übereingekommen, sagte Magna-Co-Chef Siegfried Wolf der Nachrichtenagentur Reuters. Nun müsse der Verwaltungsrat von GM zustimmen.
GM hat von der deutschen Bundesregierung Informationen über mögliche Staatshilfen für Opel im Falle einer Übernahme durch den kanadischen Autozulieferer Magna angefordert. "Wenn diese Informationen erhältlich sind, werden die Optionen für Opel mit dem GM-Board of Directors diskutiert", teilte GM mit. Magna und der russische Partner Sberbank hätten GM am Morgen neue Vertragsentwürfe zukommen lassen, GM werde diese Dokumente in den nächsten Tagen prüfen.
Chancen von Magna deutlich gestiegen
Die Beilegung wesentlicher Streitpunkte mit GM hat nach Ansicht des Autoexperten Stefan Bratzel die Chancen des Magna-Sberbank-Konsortiums auf eine Opel-Übernahme deutlich verbessert. Magna habe mit seinem Angebot an General Motors mit dem Konkurrenten, dem Finanzinvestor RHJ International, gleichgezogen, sagte der Wissenschaftler der FH Bergisch Gladbach dem dpa-Audiodienst.
"Man hat die Verhandlungen jetzt so weit gebracht, dass man im Grunde die Verträge unterschreiben könnte. Das heißt für mich, dass die Chancen von Magna deutlich gestiegen sind." Eine ähnliche Übereinkunft hat GM bereits mit RHJ erzielt. Die endgültige Entscheidung über den künftigen Investor fällt die Opel-Treuhand aus Vertretern von GM und der deutschen Regierung.
Bund-Länder-Arbeitsgruppe trifft sich am Montag
Nachdem wesentliche Streitpunkte zwischen GM und Magna ausgeräumt sind, will sich die Verhandlungsgruppe von Bund und Ländern Anfang kommender Woche treffen. "Die Task Force wird sich am Montag (17. August) mit der Situation beschäftigen", sagte Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) der dpa.
Er bezeichnete die Beilegung der Streitpunkte zwischen General Motors (GM) und dem Autozulieferer Magna als "Schritt in die richtige Richtung". Es sei aber noch keine Entscheidung. Auch der belgischen Finanzinvestor RHJI habe einen Vertrag vorgelegt. "Ich hoffe aber, dass die Vernunft siegt", sagte Reinholz, der sich erneut für Magna aussprach. Das letzte Wort habe der GM-Verwaltungsrat.
"Unterstützung gibt es nur für Magna", sagte der Minister. Aus Sicht von Reinholz steht das "bei RHJI nicht zur Debatte". Darüber gebe es inzwischen Konsens auch mit dem Bund. Reinholz geht davon aus, dass sich die Entscheidung zu Opel noch einige Wochen hinziehen kann. Nach der Einigung auf Eckpunkte müsste eine Regelung "noch ihren Feinschliff erhalten". Der Minister erwartet, dass die Übernahme von Opel nicht vor Ende September, Anfang Oktober unter Dach und Fach ist.