Porsche: Kampfabstimmung im AR soll Weichen stellen

10.07.2009

Beim hoch verschuldeten deutschen Sportwagenbauer Porsche soll in einer Kampfabstimmung im Aufsichtsrat über die Entschuldung des Unternehmens und die Zusammenarbeit mit VW entschieden werden. Ein Porsche-Sprecher sagte in Stuttgart auf Anfrage, Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche habe auf Vorschlag des Vorstands für den 23. Juli zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung eingeladen.

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Zudem finde Ende des Monats zum Ablauf des Geschäftsjahres wie geplant eine ordentliche Sitzung des Kontrollgremiums statt. Details wollte Porsche nicht nennen. VW wollte keinen Kommentar abgeben.

Eine mit der Situation vertraute Person sagte, zur Abstimmung auf dem außerordentlichen Treffen stünden der mögliche Einstieg des Emirats Katar bei der Porsche SE und die mögliche Übernahme von 49,9 Prozent der Porsche AG durch Volkswagen. Der Vorstand habe mit Katar den Einstieg des Emirats "endverhandelt", es liege ein Konzept vor. Dabei gehe es um eine Größenordnung von mehr als fünf Mrd. Euro. Das Konzept sehe sowohl die Übernahme von Anteilen an der Porsche SE wie auch die Übernahme von Optionen an VW vor, die noch im Besitz von Porsche sind. Es sei möglich, dass Katar sowohl Stammaktien als auch Vorzugsaktien an der Porsche SE erwerbe.

Die börsennotierte Porsche SE ist die Holding, in der sowohl das angestammte Sportwagengeschäft (Porsche AG) als auch die Beteiligung an VW aufgehängt sind. Die Holding wird derzeit an der Börse mit knapp 7,4 Mrd. Euro taxiert. Die Porsche-Vorzüge legten am Freitag um 1,3 Prozent auf 42,69 Euro zu, die VW-Stämme gaben 1,3 Prozent auf 214,38 Euro nach.

Porsche hat sich unter der Führung von Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter mit der Übernahme der Stimmrechtsmehrheit an VW verhoben und einen Schuldenberg von neun Mrd. Euro angehäuft. Die von den beiden Porsche-Manager - im Einvernehmen mit den beiden Eigentümerfamilien Piech und Porsche - geplante weitere Aufstockung des Stimmrechtsanteils bei VW auf die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent musste wegen der zu hohen Schulden abgeblasen werden.

Zugang zum Kreditmarkt versperrt

Dem zuletzt hochprofitablen Autobauer ist derzeit auch der Zugang zum Kreditmarkt versperrt. Die allein stimmberechtigten Familien Porsche und Piech streiten seit Monaten über die möglichen Wege zur Entschuldung des Konzerns und die weitere Zusammenarbeit mit VW. Gespräche über eine Fusion der beiden Autobauer liegen wegen der Verbindlichkeiten von Porsche seit Wochen auf Eis, da VW auf eine Entschuldung drängt, um seine Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden.

Bei dem Familienstreit kommt Ferdinand Piech - Enkel des Autopioniers Ferdinand Porsche, Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratschef - eine Schlüsselrolle zu. Er will seine Macht bei VW zementieren und plädiert für den Teilverkauf des Sportwagengeschäfts an VW für drei bis vier Mrd. Euro. Der Teilverkauf der Porsche AG könnte zur Folge haben, dass Porsche eine im März gezogene Kreditlinie von mehr als zehn Milliarden Euro an die Banken sofort zurückzahlen müsste. Ferdinand Piech und sein Bruder Hans-Michel verfügen bei Porsche zusammen über eine Sperrminorität.

Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, Piechs Cousin, gilt bisher als Unterstützer von Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking, der die Kampfabstimmung im Aufsichtsrat beantragt hat. Wiedeking, der bestbezahlte deutsche Manager, verhandelt seit Wochen mit dem arabischen Emirat Katar über eine Finanzspritze. Sollten die Familien den Einstieg des Emirats billigen, könne der bei Piech in Ungnade gefallene Wiedeking seinen Kopf möglicherweise noch einmal aus der Schlinge ziehen, heißt es in Porsche-Kreisen.

Sollte dagegen die von Wiedeking bekämpfte und von Piech initiierte Kaufofferte seitens VW im Aufsichtsrat abgenickt werden, sei der Vorstandschef nicht mehr zu halten, hieß es in den Kreisen. Wiedeking hat sich in den vergangenen Wochen viel Spott zugezogen, da er trotz seiner langjährigen Kritik an staatlichen Subventionen bei der Förderbank KfW ein Darlehen über 1,75 Mrd. Euro zur Deckung einer Finanzlücke beantragte. Die KfW lehnte den Antrag erwartungsgemäß ab.

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