Postler zur Polizei: 39 "Pioniere" in Umschulung
14.09.200939 Beamte von Post und Telekom, die zur Zeit in ihren Unternehmen nicht benötigt werden, sehen ihre berufliche Zukunft bei der Polizei. Sie absolvieren die achtwöchige Umschulung und sollen danach die Exekutivbeamten in der Verwaltung unterstützen. Zwei Wochen Theorie haben sie bereits hinter sich, am Montag (14. September) startet die Praxis in den Polizeiinspektionen.
"Learning by Doing" für die Pioniere sei das, erklärte Leutnant Isabella Gruber, Koordinatorin für die Ausbildung an der Sicherheitsakademie, gegenüber der APA. Die Stimmung sei auf beiden Seiten positiv und nach wie vor gebe es großes Interesse für die Tätigkeit. Das achtwöchige Schulungsprogramm wurde von Lehrern der Polizeischulen ausgearbeitet und hat per 1. September begonnen. Los ging es in der ersten Woche gleich mit dem Verfassungsrecht, auch das Dienstrecht spielte eine große Rolle. "Es hat sich gezeigt, dass es beim Dienstrecht einige Parallelen zur Post gibt, weil das ja auch Beamte sind. Wir werden deshalb das Lehrprogramm evaluieren und adaptieren, damit die Zeit sinnvoll genützt wird", so Gruber. Der Unterricht findet in Schulungsräumen der Telekom in Wien und Linz sowie direkt bei der Polizei statt.
Keine "Hilfspolizisten"
Die zweite Woche stand unter dem Aspekt der EDV-Ausbildung, gelehrt wurde etwa, welche Computersysteme die Polizei anwendet. Gruber betonte, dass es sich bei den neuen Mitarbeitern um keine "Hilfspolizisten" handelt: "Sie werden nie eine Uniform anziehen und keiner wird vor die Türe rausgehen. Das sind Verwaltungsangestellte." Die 39 Männer und Frauen seien vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) "auf Herz und Nieren" geprüft worden. "Das sind alles Beamte, die wissen, was ein Amts- und Dienstgeheimnis ist. Das sind integere Leute."
Die neuen Mitarbeiter sollen die Polizisten in ihrer Arbeit unterstützen und werden dabei auch Abfragen über das Informationssystem EKIS durchführen - dies war zuletzt von der Polizeigewerkschaft kritisiert worden. "In das EKIS kann man nur mit einem Kennwort einsteigen. Alle Abfragen werden aufgezeichnet, jeder Schritt wird dokumentiert. Es gibt keine Anfrage, die nicht begründet werden muss. Auch sind ihnen die Konsequenzen missbräuchlicher Verwendung bekannt", erklärte Gruber.
Ab Montag verbringen die neuen Verwaltungsmitarbeiter fünf Wochen in Polizeidienststellen in Oberösterreich, Niederösterreich und in Wien. Dort bekommen sie jeweils einen Mentor - einen erfahrenen Exekutivbeamten - zur Seite gestellt, so Gruber. Ausgewählt wurden die Inspektionen in Abstimmung mit den Landespolizeikommanden. Entscheidend war etwa das Arbeitsaufkommen und ob in der jeweiligen Dienststelle bereits Verwaltungsmitarbeiter tätig waren, erklärte Gruber.
"Die Stimmung unter den Schülern ist hervorragend. Sie sind ganz interessiert an der Materie", stellte die Koordinatorin fest. "Das Programm ist von beiden Seiten absolut positiv aufgenommen worden. Es gibt noch genug Anfragen." Von den 39 Teilnehmern sind übrigens elf Frauen, der älteste Bewerber ist Jahrgang 1955, der jüngste Jahrgang 1972.
Unterdessen ist die Arbeitsgruppe - mit Vertretern aus dem Finanz-, Innen- und Beamtenministerium - dabei, weitere Schritte zu überlegen sowie abzuklären, hieß es aus dem Beamtenministerium. Laut dem Innenressort sei durchaus angedacht, das Projekt nach einer Evaluierung der ersten Runde fortzuführen.