Russlands Auto-Industrie vor Umbau
26.08.2009
Die Umstrukturierung der russischen Automobilindustrie kostet einen der einflussreichsten Firmenlenker den Job: Boris Aljoschin hat seinen Posten als Vorstandschef von AvtoVAZ niedergelegt, teilte der größter russische Autobauer und Lada-Hersteller mit. Firmenkreisen zufolge gilt Igor Komarow als Favorit. Komarow ist ein Berater von Sergej Tschemesow, der als einer der engsten Vertrauten von Ministerpräsident Wladimir Putin gilt und zudem Chef des staatlichen Industrie-Konglomerats Russian Technologies ist.
Russian Technologies ist wie der französische Renault-Konzern mit einem Viertel an AvtoVAZ beteiligt. Tschemesow plant die Schaffung einer Automobil-Holding, die alle Anteile von Russian Technologies verwalten soll. Einige Experten gehen laut Reuters davon aus, dass auch die russischen Anteile am deutschen Autobauer Opel von diesem Konglomerat verwaltet würden, falls der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna und die staatliche russische Sberbank den Zuschlag für Opel erhalten.
Der Staatskonzern Rostechnologie will den heimischen Autobauer AvtoVAZ, den Lkw-Hersteller KamAZ und den Motorenfabrikanten AvtoDIZEL in einer neuen Holding bündeln, hieß es in Moskau laut AFP. Führen solle die neue Holding KamAZ-Chef Sergej Kogogin. "Es ist geplant, dass sich diese Holding aus vier Sub-Holdings zusammensetzt", erläuterte Igor Sawialow von Rostechnologie im russischen Fernsehen.
Demnach wird sich die erste Unter-Holding auf leichte Fahrzeuge konzentrieren, die zweite auf Lastwagen, die dritte auf Autoteile und die vierte schließlich auf Motoren. Rostechnologie hält ein Viertel der Anteil an AvtoVAZ, dem Lada-Bauer und Flaggschiff der russischen Auto-Industrie, dazu 37,8 Prozent an KamAZ und 30 Prozent an AvtoDIZEL.
Die russische Autoindustrie hatte bis zum Vorjahr Investoren begeistert, weil der Automarkt dort so rasch wuchs wie nirgendwo in Europa. Mittlerweile aber ist der russische Autosektor in die Krise geraten, weil auch hier die Nachfrage im Sog der Wirtschaftskrise einbrach.
Im Juli war in Russland der Verkauf von Autos und Kleinlastwagen im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als die Hälfte zurückgegangen, wie der in Moskau ansässige Verband europäischer Unternehmen mitteilte. AvtoVAZ und Kamaz hatten die Arbeit in ihren Werken im August wegen der gesunkenen Nachfrage ruhen lassen.