Der schwedische Autohersteller produziert nach 1,5 Monaten Pause und dem Wechsel des Eigentümers erstmals wieder Autos. Wie das Unternehmen in Trollhättan bestätigte, ist die Produktion Montagfrüh wieder angelaufen. Sie musste Anfang des Jahres wegen des laufenden Insolvenzverfahrens und deshalb fehlender Zulieferungen unterbrochen worden.
Die meisten Schweden mögen ihre heimischen Autos und freuen sich, dass bei Saab nach eineinhalb Monaten Pause endlich wieder die Bänder laufen. Viele aber stellen nach dem Anlaufen der Produktion in Trollhättan am Montag die skeptische Frage, ob sich mit einem geradezu winzigen neuen Besitzer "im Rücken" wohl wieder Abnehmer für die nicht ganz billigen Wagen finden.
Nach dem Verkauf im Februar steht der kleine niederländische Sportwagenhersteller Spyker statt des riesigen US-Konzerns General Motors (GM) hinter Saab. Spyker stellt pro Jahr 40 Sportwagen her. Statt des Auto-Elefanten aus Detroit soll also ein "Mäuschen" dafür sorgen, dass aus dem praktisch totgesagten Hersteller in Westschweden nach 20 Jahren mit fast ununterbrochenen Verlusten wieder ein lebensfähiges und profitables Unternehmen wird.
Victor Muller, der dynamische, aber auch kapitalschwache Spyker-Chef aus den Niederlanden, will den 3.200 Saab-Beschäftigten mit forschen Perspektiven Mut machen: In diesem Jahr sollen 50.000 bis 60.000 Wagen gefertigt werden, im nächsten dann doppelt so viele. "Mit 100.000 bis 120.000 verkauften Saab-Autos sind wir 2012 in der Gewinnzone", verkündete Muller auf dem Genfer Autosalon.
Damit der zuletzt gegen Null strebende Saab-Absatz wieder in Gang kommt, haben die neuen Besitzer den früheren VW-Topmanager Adrian Hallmark als neuen Verkaufschef angeheuert. Dessen Aufgabe ist enorm: Im Februar setzte Saab auf seinem nach Schweden besonders wichtigen Markt USA noch 97 Autos ab. Im vergangenen Jahr sackte der Gesamtabsatz von 95.000 auf 40.000 Autos. Schwedens staatliche Einkäufer von Dienstwagen haben Saab aus ihren Listen wegen des "fraglichen Wiederverkaufswertes" gestrichen.
Zusammen mit Muller verbreitet der im Amt gebliebene Konzernchef Ake Jansson unverdrossen Optimismus: "Wir haben Glück, dass wir mit drei neuen Modellen schon sehr weit sind. Die bringen uns nach vorn." Janssons Hoffnungen gelten einem neuen 9-5, dem 9-4X und einem 9-5 Sportcombi. Ob Saab mit seiner Produktpalette nicht zuletzt preislich unter anderem dem heimischen Konkurrenten Volvo wieder Paroli bieten kann, gilt als zweifelhaft.
Volvo Cars hat auch den Eigentümer gewechselt und statt Ford den chinesischen Konzern Geely hinter sich. Während für Volvo die Verkaufszahlen wieder kräftig nach oben schnellen und Kapitalquellen relativ klar liegen, will Muller immer noch nicht erklären, wie er die Saab-Übernahme auf Pump finanziert.
Als wichtigster Kapitalgeber steht hinter Spyker der russische Finanzinvestor Wladimir Antonow. Der darf nach den Bestimmungen des Kaufvertrages mit GM sechs Jahre lang nicht an dem Geschäft mit Saab beteiligt werden. Gegen seine Mitwirkung hatte der US-Geheimdienst CIA interveniert, weil Antonow Verbindungen zu Mafiakreisen nachgesagt werden. Immerhin sicherte sich der Niederländer einen Kredit der Europäischen Investitionsbank über 400 Mio. Euro samt Staatsgarantien aus Stockholm. Damit gilt die Startphase als gesichert. Saab peilt nun sogar Neueinstellungen an.