Die Lufthansa, die sich in den nächsten Wochen ein milliardenschweres Sparprogramm auferlegt, hat am Mittwoch (15. Juli) auch der AUA weitere Zugeständnisse zur Lastenteilung abgerungen. In letzter Minute: Die Entscheidungen mussten bis gestern fallen, auch mit Blick auf den engen Zeitkorridor mit Brüssel.
Die schwere Krise in der Luftfahrt hat für die Deutschen die Restrukturierung der AUA noch teurer gemacht, es soll um mehrere hundert Millionen gehen. Daher müssen die Kosten der Österreicher weiter runter.
Ein 150 Mio. Euro schweres nunmehr drittes Sparpaket bei der AUA, das - nach 225 Mio. Euro für heuer und 200 Mio. Euro ab 2010 - binnen weniger Monate fixiert worden ist, sieht zusätzliche Sparmaßnahmen über die zuletzt beschlossenen Schritte (Abbau von bis zu 1.000 Stellen bis Mitte 2010) vor. Es sollen der verbleibenden Belegschaft Einschnitte abverlangt werden - darunter Gehaltsverzichte. Aber keine zusätzlichen Kündigungen.
Am Mittwoch hat der Vorstand mit den Betriebsräten der Gruppe (AUA, Tyrolean etc) vereinbart, ein weiteres - befristetes - Sparprogramm im Volumen von 150 Mio. Euro aufzusetzen. Hauptsächlich bei den Personalkosten. Heute, Donnerstag, ab dem späten Nachmittag sind Betriebsversammlungen in der AUA. Da wird die Belegschaft informiert. Belegschaftsvertreter haben bereits bekundet, den Kurs mitzutragen, damit der rettende Lufthansa-Deal zustande kommt. Die Belegschaftsversammlung ist nicht medienöffentlich.
AUA-Personalaufwand muss sinken
Vereinbart ist, den AUA-Personalaufwand von 2010 bis 2015 um fünf Prozent zu senken. Der AUA-Vorstand argumentiert mit "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit", und dem Plan, sicherzustellen, dass die Airline auch in schwierigem Umfeld in den nächsten Jahren so schnell wie möglich rentabel wird. APA-Informationen, dass die Lufthansa der AUA diesen Kurs auferlegt hat, wurden vom Management nicht kommentiert. In informierten Kreisen wird aber auf ein Schreiben der Deutschen verwiesen.
Die 150 Mio. Euro Kostenersparnis "auf Basis Barwert" werden im Detail jetzt verhandelt. Das Programm ist auf sechs Jahre angelegt. Dem Vernehmen nach geht es - was das Personal betrifft - um diverse Maßnahmen wie forcierten Urlaubsabbau, oder teilweisen Lohnverzicht. Es kann sich aber um tageweise unbezahlten Urlaub oder Verzicht auf Gehaltserhöhungen handeln.
Dank der neuen Einsparungen bei der AUA, die die Rentabilität des Zukaufs erhöhen sollen, soll die Lufthansa nun zu einer Bereinigung des Streckennetzes bereit sein und damit der EU-Kommission entgegen kommen. Die Zusagen der deutschen Airline beziehen sich laut "Standard" erstmals auch auf die zentrale Strecke Wien-Frankfurt. Zudem würden weitere Zugeständnisse auf der Genf-Route gemacht. Im Streit um die Freigabe der AUA-Übernahme durch Brüssel könnte dieser Schritt einen Durchbruch bringen, werden nicht näher genannte Insider zitiert. Die EU-Freigabe bis 31. Juli sei wieder möglich, heißt es. Es sehe nun deutlich besser aus, wenngleich noch nicht von einer Einigung die Rede sein könne, so die informierten Kreise dem Blatt zufolge. Möglicherweise könne Brüssel von einer verlangten Bereinigung auf der München-Route Abstand nehmen, wenn dank besserer Verbindungen auf der Schiene mehr Wettbewerb eintreten sollte.
Lufthansa-Milliardensparpaket
Die Lufthansa reagiert gerade selber auf die weltweite Krise des Luftverkehrs mit einem massiven Sparprogramm. In einem Brief an die Mitarbeiter, aus dem das deutsche "Handelsblatt" (Donnerstagsausgabe) zitiert, stimmt Lufthansa-Passagiergeschäfts-Vorstand Christoph Franz die Belegschaft auf einen drastischen Sparkurs ein. So wolle die Lufthansa bis 2011 die Kosten im Passagierverkehr nachhaltig gesenkt haben, um jährlich eine Milliarde Euro einzusparen.
Die Lufthansa will dem Bericht zufolge mittelfristig vor allem im Bereich der Verwaltung des Geschäftsfelds Passage bis zu einem Fünftel der Mitarbeiter einsparen.
Nach Verlusten im ersten Quartal werde sich auch bei der Veröffentlichung der Lufthansa-Halbjahreszahlen Ende Juli "eine Fortsetzung des Negativtrends zeigen", zitiert das Blatt aus dem Brief des Lufthansa-Managers.
Deshalb habe die Airline ein Ergebnissicherungsprogramm unter dem Namen "Climb 2011" aufgelegt. Unter Führung des Lufthansa-Managers Thomas Klühr soll das Sparprogramm in den nächsten Wochen konkretisiert werden.
Den hohen Kostendruck begründet der Passage-Vorstand in seinem Rundbrief mit der Bestellung von rund 160 neuen Flugzeugen zwischen 2008 und 2014. Dies seien Investitionen von 16 Mrd. Euro, die unerlässlich für eine wettbewerbsfähige, treibstoffeffiziente Flotte seien.
2008, als viele Fluggesellschaften im unter Konsolidierungsdruck stehenden Markt bereits zu schwächeln begannen, stand die Lufthansa noch scheinbar krisenfest da, so das "Handelsblatt". Natürlich geriet aber auch Lufthansa in den Sog der weltweiten Rezession. Nicht die Krise, so schrieb Franz den Mitarbeitern jetzt, sei Grund für die Probleme, sondern Schwierigkeiten der Lufthansa im Wettbewerb. Viele Wettbewerber würden deutlich preiswerter produzieren und könnten entsprechend günstigere Ticketpreise kalkulieren. "Die aktuelle Wirtschaftslage ist nicht die Ursache für unsere schwierige Situation, sie macht nur schonungslos deutlich, wo unsere Schwächen im Wettbewerb liegen".
"Bewährungsaufgabe" für Franz
Franz gilt als aussichtsreicher Nachfolger von Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber. Das "Handelsblatt" schreibt von seiner "Bewährungsaufgabe", die er gerade übernommen habe. In seinem vorigen Job hat er die Schweizer Swiss saniert.
Das Geschäftsfeld Passage lieferte bei der Lufthansa im vergangenen Jahr drei Viertel des Umsatzes und etwa die Hälfte des operativen Ergebnisses, so der Bericht. "In der Passage verdienen wir im laufenden Jahr unsere Kosten nicht mehr", schreibt Franz in seinem Brief.
"An manchen Stellen werden wir unser Geschäftsmodell überdenken und gegebenenfalls verändern müssen", kündigt er an. Eines der Ziele sei, in der Frankfurter Konzernzentrale kräftig Personal einzusparen. Die "administrativen Leistungen" für die Passage sollten mittelfristig mit einem Fünftel weniger Mitarbeiter erbracht werden. Wie ein Lufthansa-Sprecher auf Zeitungs-Anfrage erklärte, handle es sich dabei um einen Bereich, der heute "ein paar Hundert Mitarbeiter" beschäftige.
Im ersten Quartal hatte die Lufthansa erstmals nach drei Jahren bei einem um zehn Prozent auf 5 Mrd. Euro gesunkenen Quartalsumsatz ein operatives Minus von 44 Mio. Euro verbucht - nachdem der entsprechende Vorjahreszeitraum im traditionell schwachen Abschnitt des Geschäftsjahres noch mit einem dreistelligen Millionen-Gewinn abgeschlossen hatte. Seitdem hat der Konzern immer wieder sukzessive Kapazitäten und Angebot zurückgeführt und über 20 Flugzeuge stillgelegt.
Lufthansa kommt EU bei Streckennetz-Bereinigung angeblich entgegen
Dank der neuen Einsparungen bei der AUA, die die Rentabilität des Zukaufs erhöhen sollen, soll die Lufthansa nun zu einer Bereinigung des Streckennetzes bereit sein und damit der EU-Kommission entgegen kommen. Die Zusagen der deutschen Airline beziehen sich laut "Standard" erstmals auch auf die zentrale Strecke Wien-Frankfurt. Zudem würden weitere Zugeständnisse auf der Genf-Route gemacht.
Im Streit um die Freigabe der AUA-Übernahme durch Brüssel könnte dieser Schritt einen Durchbruch bringen, werden nicht näher genannte Insider zitiert. Die EU-Freigabe bis 31. Juli sei wieder möglich, heißt es. Die am gestrigen Dienstag im Lufthansa-Vorstand abgestimmten Zugeständnisse an die EU-Kommission seien in Brüssel mit Wohlwollen aufgenommen worden.
Es sehe nun deutlich besser aus, wenngleich noch nicht von einer Einigung die Rede sein könne, so die informierten Kreise dem Blatt zufolge. Möglicherweise könne Brüssel von einer verlangten Bereinigung auf der München-Route Abstand nehmen, wenn dank besserer Verbindungen auf der Schiene mehr Wettbewerb eintreten sollte. Aus der Lufthansa gab es am Mittwoch keine Angaben zu Spekulationen über Annäherungen im Auflagenstreit.
Air France ließe sich als Bieter noch einmal ansprechen
Die Air France-KLM, die 2008 bereits einmal aus dem AUA-Interessentenkreise ausgeschieden war, hat nach wie vor Interesse an einem Einstieg bei der AUA - sollte der Verkauf an die Lufthansa scheitern, Interesse aus Wien bestehen und ein "transparentes und faires Ausschreibungsverfahren" durchgeführt werden. "Wenn wir angesprochen werden, werden wir uns die AUA sicher mit viel Interesse anschauen", zitiert der "Kurier" in seiner Donnerstagausgabe eine Stimme aus der Zentrale in Paris.
Air France-KLM war beim Verkauf im Vorjahr der härteste Mitbewerber der Lufthansa gewesen. Die Airline hatte der ÖIAG schließlich ein unfaires Verfahren vorgeworfen und nie ein verbindliches Angebot gelegt. Die Staatsholding habe mit den erneuten Interessensbekundungen der Franzosen wenig Freude, schreibt der "Kurier".