VW könnte Magna Boxster-Auftrag entziehen

25.09.2009

Der Autozulieferer Magna droht durch die geplante Opel-Übernahme einen Großauftrag der künftigen VW-Tochter Porsche zu verlieren. Wie das "manager magazin" unter Berufung auf VW-Insider berichtete, überlegt der VW-Konzern, den Porsche Boxster ab 2012 doch nicht im Magna-Werk in Graz bauen zu lassen. Stattdessen könne der Boxster-Auftrag an den insolventen Osnabrücker Autobauer Karmann gehen.

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Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte, Volkswagen habe schon vor einiger Zeit deutlich gemacht, die Geschäftsbeziehungen zu Magna zu überprüfen. "Hier liegen noch keine Ergebnisse oder Entscheidungen vor." Im übrigen sei die Frage, wo der neue Porsche Boxster produziert wird, eine Angelegenheit der Porsche AG.

Ein Porsche-Sprecher sagte, es gebe bestehende Verträge mit Magna für die Boxster-Baureihe. Allerdings prüfe das Management diese Verträge seit der geplanten Opel-Übernahme durch Magna sehr genau. Eine Entscheidung, welche Konsequenzen das für die weitere Zusammenarbeit mit Magna hat, sei aber noch nicht gefällt worden.

Der Stuttgarter Sportwagenbauer hatte den langen Übernahme-Machtkampf mit VW verloren und soll als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Porsche soll zwar operativ weiter eigenständig agieren - wichtige strategische Entscheidungen dürften künftig aber in Wolfsburg fallen.

Wolfsburg unterstützt Karmann

Für neue Karmann-Aufträge hat sich laut Bericht auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff stark gemacht. Das Land ist zweitgrößter VW-Aktionär. Ein Sprecher Wulffs wollte den Bericht nicht kommentieren. Volkswagen - einst ein großer Karmann-Kunde - hatte die Osnabrücker erst vor kurzem unterstützt und einen Entwicklungsauftrag an Karmann vergeben.

Ein Sprecher von Karmann-Insolvenzverwalter Ottmar Hermann bezeichnete den Magazinbericht als Spekulation. "Wir äußern uns nicht dazu", sagte er. Hermann spreche mit vielen möglichen Auftraggebern aus der Autoindustrie. Aber diese Gespräche seien vertraulich.

Porsche hatte im vergangenen Jahr entschieden, 2012 die Produktion seiner Modelle Boxster und Cayman von Finnland nach Österreich an Magna zu verlagern. Auch Karmann hatte sich um den Auftrag beworben. Anfang dieses Jahres hatte Porsche wegen der Absatzkrise einen Teil der Boxster-Fertigung ins Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen verlagert, um dieses besser auszulasten.

Magna war wegen der geplanten Übernahme von Opel bei wichtigen Kunden unter Druck geraten. Sowohl VW als auch BMW haben Angst vor dem Abfluss technologischen Wissens, denn als Opel-Mutter sei Magna künftig ein Konkurrent.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte gesagt: "Wir als Konzern mögen es nicht, wenn aus unseren Zulieferern unsere Konkurrenten werden."

BMW mit Magna zufrieden

Ein BMW-Sprecher in München sagte, BMW sei mit der bisherigen Zusammenarbeit mit Magna zufrieden. Der neue Mini Crossover werde wie geplant bei dem Zulieferer gebaut. Ansonsten verwies er auf frühere Aussagen des Vorstandes. BMW-Finanzchef Friedrich Eichiner hatte auf der IAA gesagt: "Wir hatten bisher eine sehr gute Zusammenarbeit mit Magna, aber da hat sich die Strategie geändert. Wir haben es jetzt mit einem Fahrzeughersteller zu tun." Insofern müsse BMW darüber nachdenken, welche Technologie der Autobauer in die Hände eines Konkurrenten gebe.

Magna-Europa-Chef Siegfried Wolf hatte gesagt, jeder Kunde werde es sich gut überlegen, bevor er auf die wettbewerbsfähigen Produkte verzichtet. "Magna hat bis heute keinen einzigen Auftrag in einem Schönheitswettbewerb gewonnen, sondern weil wir im Thema Qualität, Technologie und Preis wettbewerbsfähig sind." Außerdem werde Magna das Komponentengeschäft strikt vom Autogeschäft trennen.

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