Beim insolventen deutschen Autozulieferer Karmann werden bis Ende der Woche rund 700 Mitarbeiter die Kündigung erhalten. Insolvenzverwalter Ottmar Hermann hatte Mitte Oktober wegen der schlechten Auftragslage die Schließung von Teilbereichen angekündigt. Künftig werden höchstens noch 800 Menschen bei Karmann arbeiten.
Die Karmann-Gesellschafter und Volkswagen verhandeln schon seit längerer Zeit über eine Übernahme des Karmann-Werks in Osnabrück. Kreisen zufolge verlangen die Gesellschafter einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag von VW. Der Autokonzern ist laut Medienberichten bisher bereit, 20 Mio. Euro zu zahlen. Von VW gab es dazu keinen Kommentar.
Die Karmann-Gesellschafter, die Familien Battenfeld, Boll und Karmann, weisen auf Verpflichtungen aus großen Investitionen in das Werk hin. So gebe es noch Restschulden aus dem Bau einer neuen Lackieranlage vor einigen Jahren in Höhe von 25 Mio. Euro. Die Familien wollten kein Angebot annehmen, was darunter liege, hieß es aus informierter Quelle. Einen Zuschlag müsse es auch für die Anlagen, Maschinen, Hallen und Immobilien von Karmann geben, die noch im Besitz der Eigentümer sind.
Für den Betriebsrat gab der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Gerhard Schrader keine Stellungnahme zu den Übernahmegerüchten ab. "Die Belegschaft ist psychisch am Ende", sagte er. "Wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach geglaubt, sichere Zukunftsprojekte zu haben", betonte er. Die Hoffnungen seien in den vergangenen Jahren immer wieder enttäuscht worden. Die jüngsten Kündigungen in dieser Woche sei die elfte Kündigungswelle seit 2004. Damals beschäftigte Karmann weltweit noch 9.900 Menschen und war Europas größter Cabrio-Hersteller.