Bad Gastein zwischen Verfall und Aufbruch

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Bad Gastein hat kein Glück mit seinen Rettern. In den 1980ern scheiterte der erste damit, aus dem einstigen Weltkurort ein "Monaco der Alpen" zu entwickeln. Anfang dieses Jahrzehnts setzten dann viele ihre Hoffnung in einen Wiener Investor, der einige der prominentesten Häuser erwarb. Doch seither verfallen diese Juwelen der Belle Epoque mitten im Zentrum. Medien schreiben vom "schleichenden Tod" Bad Gasteins, der Bürgermeister indes verweist auf einen Bauboom im übrigen Ort und einen Nächtigungsrekord.

Isabelle Riedl ist mit dem Ausräumen ihres Juwelierladens direkt neben dem berühmten Wasserfall beschäftigt. "Es kommen schon noch Menschen vorbei, aber viel weniger als früher", sagt sie. Deshalb hört sie auf. Am Rückgang des Geschäfts sei "ausschließlich" Franz Duval schuld. Franz Duval, das ist der Eigentümer der vor sich hin siechenden Häuser links und rechts des Wasserfalls. 2001 hat er aus einer Konkursmasse das Hotel Straubinger, die frühere Post und das Badeschloss gekauft, vier Jahre später erstand er auch das Kongresshaus und das Haus Austria - Kaufpreis für alles: rund fünf Millionen Euro.

Duval, vom Retter zum Totengräber

Seither ist mit den Liegenschaften, die großteils schon zur Blütezeit des so einzigartig in den Berghang gebauten Ortes gestanden sind, nichts geschehen. Der Kongressbetrieb ist eingestellt, der Putz bröckelt, Baugitter umschließen die Gebäude, die allesamt inzwischen leer stehen. Sieben der acht Geschäftslokale im Haus Austria sind geräumt, nur in der Trafik liegt noch Ware in der Auslage.

Doch an der Tür hängt ein Zettel: "Betriebsurlaub auf unbestimmte Zeit wegen der Gitterabsperrung durch Herrn Duval". Die Betreiber der Geschäfte seien von Duval "rausprozessiert" worden, sagt der Bad Gasteiner Bürgermeister Gerhard Steinbauer. Der bestreitet das auch nicht: Entgegen des Kaufvertrags hätten sich noch Mieter im Haus befunden.

Dort, wo einst Monarchen, der Hochadel und Größen der Literatur und Musik prominierten, wirkt es heute vielleicht trost- aber dennoch keineswegs leblos. Viele Urlauber klackern am strahlenden Septembervormittag die Kaiser-Franz-Josef-Straße mit ihren Wanderstöcken herunter - ein Foto vor dem Wasserfall darf nicht fehlen! -, auch die Tische im Garten des Lokals beim Kongresshaus sind gut belegt.

Eigentlich sollte der gesamte Platz gesperrt sein, denn Franz Duval hat es so bei Gericht eingeklagt, allerdings den Prozess gegen die Gemeinde verloren. Es war nur einer aus einer Lawine an Verfahren, die der betagte Immobilienhändler Duval losgetreten hat. Selbst auf eine Unterschriftenaktion habe er mit dem Anwalt geantwortet, berichtet Steinbauer.

Der Bürgermeister - angesprochen auf die Tristesse im Zentrum - reagiert schon etwas resignierend: "Ich kann das ganze bald nicht mehr hören. Jeder spricht vom Untergang Bad Gasteins, aber keiner vom prosperierenden Ort rund um die Duval-Häuser. Wenn ich höre, dass Bad Gastein stirbt, dann tut das weh."

Seit 30 Jahren sei in der Gemeinde nicht mehr so viel investiert worden wie in den vergangenen zwei, drei Jahren. Etliche alte große Hotels, die sich über mehrere Generationen im Familienbesitz befunden haben, seien nun an Investoren in verschiedenen Ländern verkauft und saniert oder auch abgerissen und völlig neu gebaut worden. Nicht ohne Stolz verweist er auch auf das "beste Tourismusergebnis aller Zeiten", das im Vorjahr mit 1,2 Mio. Nächtigungen erzielt worden ist.

Sperrige Investorensuche

Ratlosigkeit macht sich dann breit, wenn man die Frage nach einem Ausweg aus der Misere stellt. Duval nennt viele Gründe, weshalb nicht längst die Baumaschinen auffahren. Etwa: "2007 waren wir ausfinanziert, aber da waren die Häuser noch nicht leer." Oder die Gemeinde, die sogar Busse vor dem Kongresshaus fahren lasse. Und dann vor allem die Wirtschaftskrise, die eine Investorensuche nicht leichter mache.

Er führe aber "sehr interessante und gute Gespräche" und sei für jedes Angebot offen. Dass dies zumindest nicht immer der Fall ist, ist einem Duval-Brief an einen ausländischen Interessenten zu entnehmen, in dem er betont, dass er sich durch das Angebot in der Bedeutung der Liegenschaft bestätigt fühle: "Wir ersuchen Sie daher, in Zukunft keine sinnlosen Anbote zu senden."

Steinbauer bezeichnet den Wiener als "klassischen Spekulanten". "Bis heute hat er von den groß angelegten Plänen nichts verwirklich." Der Ortschef sagt ihm aber weitere Unterstützung der Gemeinde bei der Suche nach Investoren zu und deckt ihn nun gemeinsam mit dem Denkmalschutz mit Instandhaltungsklagen ein, gegen die dieser jüngst Berufung eingelegt hat. "Kalt-heiß" wird es Steinbauer bei dem Thema aber heute nicht mehr: Die Furcht, dass der Verfall der Duval-Häuser auch andere Investoren verschrecken könnte, habe sich zum Glück nicht bestätigt, "das Gegenteil ist eingetreten". Ansonsten sieht der Bürgermeister die Sache schon ein wenig pragmatisch: "Wir werden das aussitzen müssen."

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