Bank Austria-Chef Cernko kritisiert BayernLB
15.12.2009
Harsche Kritik am Verhalten der Alteigentümer der notverstaatlichen Hypo Group Alpe Adria - allen voran der BayernLB und dem Land Bayern - übte der Generaldirektor der UniCredit Bank Austria, Willibald Cernko. Die öffentlichen Eigentümer haben sich aus ihrer Verantwortung genommen, sich durch die Hintertür hinausgestohlen und einen Sack voller Probleme zurückgelassen: "Das gibt schon zu denken, wenn sich ein öffentlich rechtlicher Eigentümer mit Triple-A-Rating so verhält", meint Cernko.
Er sorgt sich um die langfristigen Auswirkungen auf die Refinanzierungskonditionen und das Budget der Kommunen, wenn sie sich jetzt selbst "als Säule der Verlässlichkeit" in Frage stellen. "Hier wurde eine Rechnung aufgestellt, die in Zukunft teuer zu bezahlen sein könnte", warnte Cernko. Die Entscheidung der BayernLB, die Hypo fallen zu lassen, sei eine rein politische Entscheidung der bayerischen Politiker gewesen.
Das Land Bayern wird derzeit von Standard & Poor's (S&P) mit der Bestnote "AAA" mit stabilem Ausblick bewertet. Die BayernLB lässt sich von S&P seit 6. Oktober nicht mehr bewerten, die Hypo Alpe Adria wird ebenfalls nicht geratet. Moody's hatte zuletzt Anfang Dezember das Finanzstärkerating (BFSR) der Hypo Alpe Adria von E+ auf E gesenkt. Ein E-Rating gilt in der Finanzbranche als Schrottstatus. |
Nicht goutieren will Cernko auch die von den Kärntner Politikern gleichzeitig zum Ringen um eine Hypo-Rettung durchgeführte Verteilung von Geldgeschenken an die Bevölkerung: "Habe mir was anderes erwartet". Ein Ende des öffentlich rechtlichen Bankensystems sieht Cernko dennoch nicht in Sicht: "Landesbanken wird es so lange geben, wie sie von der Politik gebraucht werden", so de Bank Austria-Boss.
Cernko regt das "Banken-Testament" an
Die in den Marathon-Verhandlungen von Finanzminister Pröll erzielte Lösung sei die attraktivste gewesen. Generell regt Cernko an, sich nun darüber Gedanken zu machen, wie auch eine systemrelevante Bank aus dem Markt genommen werde kann. Er regt dazu die Erstellung eines "Banken-Testamentes" an. Darin sollten schon frühzeitig mit den Eigentümern Szenarien und das Prozedere für Entkonsolidierungen festgemacht werden.
Für eine Bank in der Situation der Hypo Alpe Adria seien jetzt die Themen Eigenkapital und Liquidität die zentralen Themen. Von den großen österreichischen Banken gibt es die klare Zusage, die Republik als neue Eigentümerin bei der anstehenden Restrukturierung zu unterstützen. Die Bank Austria selbst etwa wird ihre Kreditlinien nicht kürzen und bei Bedarf - wie auch die anderen Großbanken - zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen. In Summe ist vereinbart, bei Bedarf bis zu 500 Mio. Euro zusätzlich zu den Kreditlinien bereitzustellen.
Aufgabe des neuen Eigentümers wird die Restrukturierung und Redimensionierung des Hypo-Geschäftsmodelles sein. Ob dabei auch was für die Bank Austria abfallen werde, kann noch nicht beantwortet werden. Die Bank Austria selbst hat lange Erfahrung mit Restrukturierungen: "Wir sind selbst ein Teil einer riesengroßen Konsolidierung". Als größter Marktteilnehmer in Osteuropa sind der Bank Austria als Teil der UniCredit aber auch auch wettbewerbsrechtliche Grenzen gesetzt. "Für uns ist das kein prioritäres Thema".