OeNB warnt
Banken brauchen 19 Mrd. frisches Kapital
20.04.2011
Der Höhepunkt an faulen Krediten im Osten zum Teil erst 2012 fällig.
Mindestens 19 Mrd. Euro brauchen die österreichischen Banken, um in den bis 2019 geltenden neuen Kapitalvorschriften ausreichend kapitalisiert zu sein. Basis der von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) errechneten Summe war der Ist-Zustand von 2009. Bezogen auf das harte Kernkapital wären es 10 Mrd. Euro.
Daran habe sich im wesentlichen nichts geändert, sagte OeNB-Vorstand Andreas Ittner am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Risikopolster
Mit den heimischen Banken ist die Notenbank laut Ittner im Gespräch, ihre Risikopolster aufzufüllen. "Wir wollen ja nicht, dass bei einer neuerlichen Krise der Steuerzahler nochmals in Vorlage treten muss", sagte Ittner. Zunächst werde man dies bilateral diskutieren, später vielleicht wird das einmal zu einem allgemeinen Thema.
Die Notenbank bezifferte die konsolidierten Eigenmittel der Banken mit 86,2 Mrd. Euro, Ende 2010 lag die Eigenmittelquote der Branche bei 13,3 Prozent. Die Kernkapitalquote lag bei 10 Prozent.
Osteuropa
Im Vergleich zu Konkurrenten, die ebenfalls in Osteuropa tätig sind, ist das relativ gering, unterstreicht Ittner, der am Mittwoch auf weiter vorhandene Risiken und Verwundbarkeiten der Banken verwies. "Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Puffer für in- und ausländische Risiken zu stärken". Zu den alten Modellen unkontrolllierten marktanteilsgetriebenen Wachstums ohne Risikopolster dürfe keiner zurück, warnte er. Auch brauchten die Banken mehr Einlagen, gerade in Osteuropa wäre da noch einiges drin.
Keine strengeren Vorgaben
Empfehlungen nationaler Aufseher wie in der Schweiz oder in Großbritannien, die ihren Großbanken schon jetzt strengere Kapitalvorgaben machten, gibt es von der Notenbank in Wien nicht. Die Banken wüssten aber, dass sie mehr vorhalten müssten als die Mindestquoten, so Ittner.
Kernkapital
Nach der jetzt im EU-weiten Stresstest geltenden Definition von hartem Kernkapital kämen die Banken nach den Zahlen 2010 auf rund 9 Prozent. Im Stresstest wird wie berichtet zwar die Staatshilfe angerechnet, nicht im bisherigen Maß aber private Instrumente wie privates PS-Kapital und Hybridkapital. Da haben freilich einige Banken mehr davon und andere Banken weniger. Für die führenden Banken wird die Quote damit im Schnitt unter 9 Prozent liegen.
Stresstest
Um den "erheblich verschärften" EU-Stresstest unter Belastungsszenarien zu bestehen, müssen die Banken mindestens 5 Prozent Core-Tier-1-Quote schaffen. Zum Vergleich: In dem vielfach als zu weich kritisierten Test von 2010 waren 6 Prozent als Minimum verlangt worden. Außerdem wird abgeprüft, wie lange die Banken unter Stress zahlungsfähig bleiben (Liquiditäts-Test).
Neben Raiffeisen Bank International, Erste Group und Bank Austria (deren Ergebnis in der UniCredit im Länderergebnis Italien enthalten ist) ist diesmal erstmals die Volksbanken AG (ÖVAG) dabei.
Ob alle Österreicher den Stresstest schaffen, dazu wollte sich Ittner nicht äußern. "Wenn wir das alles genau wüssten, müssten wir die Stresstests nicht machen."
Mögliche Staatshilfe
Auch ob heimische Banken zu den bisher gewährten rund 6 Mrd. Euro nochmals Staatshilfe brauchen könnten, wollte Ittner nicht detailliert kommentieren. "Wir haben zwei Banken in einem Restrukturierungsprozess. Es ist abzuwarten, wie sich der entwickelt. Im Moment schaut es durchaus günstig aus, dass sie ihr Programm durchziehen können und daher nichts brauchen."
Ittner nannte die zwei Sanierungsfälle nicht. Im Markt gelten die Kärntner Hypo und die ÖVAG als jene Banken, die schmerzhafte Restrukturierungsprogramme durchlaufen.