Banken profitierten 2009 deutlich von Osteuropa

25.03.2010

Die in Österreich tätigen Kreditinstitute haben auch im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 wieder besonders stark von ihrem viel kritisierten Engagement in Ost- und Südosteuropa profitiert. Im Inland haben die Banken laut der jüngsten Schätzung der Nationalbank im Vorjahr unter dem Strich nur 248 Mio. Euro und damit deutlich weniger als 2008 (1,89 Mrd. Euro) verdient.

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Als schwere Bürde stellten sich erneut die Risikokosten heraus, die gegenüber dem Vorjahr um knapp 20 % auf 8,32 Mrd. Euro anstiegen. OeNB-Direktor Ittner rechnet auch für 2010 noch mit erhöhten Risikokosten: "Ich gehe davon aus, dass wir den Gipfel noch nicht gesehen haben", sagte Ittner.

Er denkt, dass die Banken 2010 den Aufbau ihrer Eigenmittel weiter vorantreiben und die Abdeckung ihrer Risikokosten "erarbeiten" werden. Mit welchen Maßnahmen die Banken dies erreichen wollen - Gebührenerhöhungen oder drehen an der Zinsschraube, ließ Ittner offen. "Die Zinsspanne alleine wird die Kosten vermutlich nicht abdecken", so der OeNB-Direktor.

Des weiteren sollte es 2010 wieder zu mehr langfristigen Kreditvergaben kommen und die Zahl der Bankstellen - sie ging im Vorjahr um 89 auf 5.032 zurück - dürfte weiter reduziert werden. Der Sektor beschäftigte in Österreich 78.794 Personen - ein Minus von 1.499, im Ausland sind es inzwischen 143.994 geworden, ein Plus von 4.848 Personen.

Im Inland konnten die Banken 2009 überhaupt nur durch ein außerordentliches Ergebnis von 2,23 Mrd. Euro in die schwarzen Zahlen kommen. Damit glichen diese ein negatives EGT von 1,58 Mrd. Euro aus, wie OeNB-Statistik-Chef Schubert ausführte.

Weniger Kredite, mehr Einlagen

Österreichs Banken haben 2009 im Inland weniger neue Kredite vergeben und bei den Einlagen zulegen können. Stark rückläufig war im Vorjahr das Volumen der Unternehmenskredite, das um 1,7 % oder 2,3 Mrd. Euro zurück ging, nachdem es 2008 noch um 9 % angewachsen war. Das Neukreditvolumen blieb mit 90,6 Mrd. Euro aber relativ stabil. Auffällig war der hohe Anteil (80 %) der kurzfristig vergebenen Kredite, so der Leiter der Nationalbank-Hauptabteilung Statistik, Aurel Schubert.

Kredite an private Haushalte wuchsen 2009 noch leicht um 0,6 %, 2008 waren es 2,5 %. 18,1 Mrd. Euro wurden 2009 neu vergeben, 7,8 Mrd. für Wohnbau, 5,2 Mrd. für selbstständig Erwerbstätige, 3,3 Mrd. für Konsumkredite und 1,8 Mrd. Euro entfielen auf Fremdwährungskredite.

Die Summe aller im Inland vergebenen Kredite fiel auf 302,3 (306,2) Mrd. Euro, die Summe der Einlagen stieg auf 279 (275,7) Mrd. Euro, wobei der Trend zu kurzfristigen Einlagen (+15 % auf 87 Mrd. Euro) angehalten hat. 34 Mio. Einlagenkonten standen 6 Mio. Kreditkonten gegenüber, davon entfielen 5,6 Mio. auf private Haushalte.

Die Banken haben im Vorjahr die EZB-Leitzinssenkungen nur mit zeitlicher Verzögerung an ihre Kunden weitergegeben, so Schubert. Die Kreditzinsen gingen vom Höchststand im Oktober 2008 von 5,73 % bis Jänner 2010 auf 2,25 % zurück, die Einlagenzinsen fielen im selben Zeitraum von 4,73 % auf 1,33 %. Während die Unternehmen im Kredit-Neugeschäft mit einem Rückgang von 357 Basispunkten in vollem Ausmaß von den Zinssenkungen profitieren konnten, wurden sie an private Haushalte mit 2,88 Prozentpunkten nur zum "Großteil" weitergegeben. Zum Vergleich: Die Leitzinssenkungen der EZB beliefen sich auf 325 Basispunkte.

Nur verzögert reagierten etwa die Zinsen für Wohnbaukredite. Sie fielen im Dezember mit 2,98 % erstmals seit Erhebung der Zinssätze 1995 unter die 3 Prozent-Marke. Konsumentenkredite verbilligten sich auf 4,26 %. Eine Gegenbewegung im Jänner 2010 auf 4,65 % führt die Nationalbank auf die vermehrte Neukreditvergabe von hoch verzinsten Krediten über das Internet zurück. Warum dies der Fall ist, konnte Ittner auch nicht erklären. Dahinter stünden jedenfalls nicht die Großbanken.

Der Anteil der variabel und kurzfristig fix gebundenen Kredite an den gesamten Neukrediten ist in Österreich vergleichsweise sehr hoch und über dem Euroraum-Schnitt. Bei Konsumkrediten liegt der Anteil etwa bei 96,3 %, im Euroraum aber nur bei 39,1 %. Dieser hohe Anteil erwies sich bei sinkenden Zinssätzen als großer Vorteil. Unternehmen ersparten sich gegenüber 2008 dadurch rund 2,5 Mrd. Euro, private Haushalte mit Euro-Krediten 1 Mrd. Euro und mit Fremdwährungskrediten 0,5 Mrd. Euro.

Im Neugeschäft ist die Zinsspanne zwischen Kredit- und Einlagenzinsen seit Februar 2009 in Österreich die niedrigste im Euroraum und lag im Jänner 2010 mit 0,92 Prozentpunkten um 72 Basispunkte unter dem Euroraum-Durchschnitt. Der Schweizer-Franken-Kredit verlor an Bedeutung, das echte Neugeschäft an private Haushalte ging im Jahresverlauf von rund 200 auf rund 100 Mio. Euro zurück, der durchschnittliche Zinsvorteil verringerte sich von 232 auf 130 Basispunkte. Das Fremdwährungsvolumen machte im Jänner noch 36,6 Mrd. Euro aus, ein Minus von 4,6 %.

Bei der Refinanzierung der Kredite stünden Österreichs Banken auf einer stabilen Basis, so Schubert. Die Loan-Deposit-Ratio, also das Verhältnis zwischen Ausleihungen und Einlagen, sei auf günstige 108,3 % gesunken.

Das konsolidierte Fondsvolumen - ohne Fonds in Fonds-Veranlagungen - erhöhte sich 2009 ausschließlich auf Grund von Kurssteigerungen um 9,2 % auf 115 (106) Mrd. Euro. 1,1 Mrd. Euro flossen netto ab, 2008 waren es noch 15,1 Mrd. Euro.

Österreichs Banken hätten 2009 dank Bankenpaket und Liquiditätszufuhr "mit Anstand" gemeistert, meinte OeNB-Direktor Andreas Ittner. 2010, im dritten Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise seien aber noch große Herausforderungen zu erwarten, strategisch wie operationell.

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