Laut OeNB sind die heimischen Banken resistenter geworden.
Österreichs Banken sind laut dem jüngsten Stresstest der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) heuer zwar resistenter gegen Risiken als 2010, sie sollten aber ihre Eigenmittel-Ausstattung verbessern, da es hier noch einen Rückstand zu den internationalen Playern gebe, mahnt die OeNB. Kredite sollten die Institute nur zu risikoadäquaten Preisen auf Basis der lokalen Refinanzierungskosten vergeben, sagte am Dienstag OeNB-Direktor Andreas Ittner. Nach der Krise gehöre jetzt das Geschäftsmodell der Banken weiterentwickelt, dazu stehe man mit den Instituten in intensiven Gesprächen, um künftig Turbulenzen und auch neue Staatshilfen zu vermeiden und der Branche - versehen mit genug Risikopolster - ein ertragreiches Wachstum auch im Osten zu ermöglichen. Das Griechenland-Exposure der Banken sieht die OeNB als vergleichsweise gering an. Besorgt ist man aber wegen des kaum sinkenden Volumens an Fremdwährungskrediten.
Im Vergleich gut aufgestellt
Das Exposure österreichischer Banken in Griechenland, Irland und Portugal sei mit 5,8 Mrd. Euro im Vergleich zum gesamten europäischen Bankensektor mit 590 Mrd. Euro vergleichsweise gering, sagte der Leiter der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung, Philip Reading. 4,5 der 5,8 Mrd. Euro entfallen allein auf die sechs größten heimischen Banken. Und wenn etwas "schiefgeht" in Griechenland? "So etwas diskutieren wir nicht", betont Ittner. Und selbst wenn doch, so gehe man nicht von einem Refinanzierungsbedarf aufgrund von Erstrundeneffekten aus, sagt Reading. Aber ein zweiter Schub könnte natürlich allgemein Liquiditätsprobleme bringen.
"Stabil"
Generell ist der österreichische Finanzsektor insgesamt "stabil", hat laut Ittner der jüngste, halbjährliche Stresstest ergeben. Im gesamten Bankensystem würde im normalen Szenario (Baseline) die Core-Tier-1-Ratio der Institute im Schnitt von Ende 2010 weg binnen zwei Jahren von 9,2 auf 10,2 Prozent ansteigen, unter Belastung (Stress Szenario) aber auf 8,5 Prozent sinken. Bei den Top-6-Banken (alphabetisch gereiht BAWAG PSK, Erste, Kärnten-Hypo, RBI, UniCredit Bank Austria und Volksbanken AG), gäbe es dann statt eines Anstiegs von 8,5 auf 9,5 Prozent einen Rückgang auf 7,4 Prozent. Ohne Berücksichtigung des staatlichen PS-Kapitals wäre die Quote einen Prozentpunkt niedriger, würde also bei 6,4 Prozent zu liegen kommen, so Ittner; die privaten PS sind dagegen schon herausgerechnet. Zu den Kriterien der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) wurde von der OeNB zusätzlich noch das spezifische CEE-Exposure berücksichtigt. Die europäischen Stresstest-Ergebnisse werden für Juli erwartet.
Trotz der insgesamt höheren Risikoresistenz der heimischen Institute würden die Anfälligkeiten des österreichischen Bankensystems vorerst noch bestehen bleiben, erklärt die OeNB im neuesten Finanzmarktstabilitätsbericht. Abgesehen von dem mehrere hundert Milliarden hohen Kreditexposure im CESEE-Raum gebe es ja auch noch die "Intra-Group"-Faktoren, also die Finanzierungen heimischer Mütter für ihre Ost-Töchter. Diese Liquidität, die die Mutterbanken dort gebunden hätten, wuchsen laut Reading in den Jahren 2008 und 2009 stetig an, nahmen aber 2010 kaum ab.
Ein Vergleich der Kernkapitalquoten zeigt laut Reading und Ittner, dass einerseits der Abstand zwischen Top-3 und Top-6 größer geworden ist, die führenden Institute also den mittelgroßen etwas davongezogen sind - aber dass selbst die drei Großen noch weiterhin hinter den Peer-Groups im CESEE-Raum - den Konkurrenten - hinterherhinken. Die österreichischen Banken könnten also mit der Entwicklung in Europa nicht ganz mithalten und sollten daher "weiter an ihren Kapitalpolstern arbeiten", so Reading am Dienstag.
Augenmark auf Ost-Geschäft
Wichtig sei das Ost-Geschäft für Österreichs Banken, weil es ertragreicher sei als das inländische, sagte Reading. Die Gesamtkapitalrentabilität der Töchter dort sei etwa doppelt so hoch wie in Österreich, auch sei dort die Aufwand-Ertrag-Relation günstiger, die Margen besser. "Das Österreich-Geschäft ist einfach teurer", sagt der Hauptabteilungsleiter Bankenprüfung. Ertragsstärkste Märkte seien 2010 weiterhin Tschechien, Russland, Kroatien und die Slowakei gewesen, wobei lediglich Russland und die Slowakei ein erhöhtes Risikoprofil aufweisen würden. Risikofaktoren seien freilich die Kreditqualität - daher der Aufruf, auch in "Kasachstan" Kredite zu den dortigen lokalen Kosten anzubieten -, die Refinanzierung und der zwar abnehmende, aber weiter hohe Fremdwährungskreditanteil, wie Reading sagte.