Nach Pleite

bauMax: Karlheinz Essl zieht sich zurück

25.04.2014


Unternehmensgründer steigt aus - Sohn Martin übernimmt.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Nach den Turbulenzen rund um den abgeblasenen Verkauf der Essl-Kunstsammlung zur Sanierung der angeschlagenen Baumarktkette bauMax zieht sich nun Firmengründer Karlheinz Essl (75) aus allen Gremien des Unternehmens zurück.

Bei einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag übergab Essl sein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrates an seinen Sohn Martin.

Martin Essl wechselte erst kürzlich offiziell in das Kontrollgremium, nachdem er bei bauMax 30 Jahre operativ tätig gewesen war. Sein Vater übergab ihm den Vorstandsvorsitz 1999 und wechselte selbst in den Aufsichtsrat.

Das Kontrollgremium der Heimwerkerkette setzt sich nunmehr aus Martin Essl in der Funktion des Vorsitzenden, Rudolf Humer in der Funktion seines Stellvertreters sowie der ehemaligen BAWAG-Vorständin Regina Prehofer, Erik Eckert und Michael Lentsch zusammen.

Dem Unternehmen steht eine schicksalhafte Woche bevor: Nächste Woche sollen die Bilanz für 2013 vorliegen und der überarbeitete Sanierungsplan stehen.

"Hobbymax" startete 1976
Karlheinz Essl wurde am 16. April 1939 in Hermagor (Kärnten) als Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers geboren und war seit frühen Jahren im elterlichen Betrieb tätig. Nach dem Besuch der Handelsschule in Graz und Aufenthalten in der BRD, der Schweiz und den USA, wo er die damals aufkommende Entwicklung der Supermärkte studierte und in einer Kunstgalerie in New York seine spätere Frau Agnes kennenlernte, trat er 1959 in das Unternehmen seines Schwiegervaters, die Firma Schömer (Handel mit Mineralölen und Baustoffen) in Klosterneuburg, ein, wo zu diesem Zeitpunkt 30 Personen beschäftigt waren.

1975 übernahm Essl den Betrieb und stieg in die "Do-it-yourself"-Branche ein. Im steirischen Kindberg entstand 1976 der erste "Hobbymax"-Baumarkt, dann 1976 unter anderem Namen der erste bauMax-Abholmarkt in Bruck an der Mur.

Das Unternehmen expandierte nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" 1989 in den Reformländern Zentral- und Südosteuropas. 1999 übergab Essl den Vorstandsvorsitz der damaligen Aktiengesellschaft an seinen Sohn Martin Essl und nahm seitdem die Funktion des Aufsichtsratspräsidenten wahr. Derzeit betreibt bauMax laut eigenen Angaben insgesamt 158 Filialen, davon knapp 100 in Osteuropa und der Türkei.

1987 errichtete Architekt Heinz Tesar das Schömer-Haus in Klosterneuburg als zentrales Verwaltungsgebäude des bauMax-Konzerns sowie als Galerie für die Kollektion österreichischer Gegenwartskunst der Sammlung Essl. Ab 1990 sammelten Agnes und Karlheinz Essl auch ausländische Kunst. Als sich Pläne für eine Integrierung der - heute etwa 7.000 Kunstwerke umfassenden - größten privaten Kunstsammlung Österreichs ins Museumsquartier Wien zerschlugen, bauten die Essls 1999 ein eigenes Museum in Klosterneuburg mit einer Gesamtfläche von 7.200 Quadratmetern, davon 3.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Wiederum war Heinz Tesar der Architekt. 2014 wird das 15-jährige Jubiläum gefeiert.

Die österreichische Regierung will die Sammlung Essl ebenso wenig erwerben wie einige andere potenzielle Käufer. Der Baumarktkonzern wird sich aus der Türkei zurückziehen, alle Standorte in Osteuropa stehen derzeit auf dem Prüfstand. In den Jahren 2011 bis 2013 fielen Millionenverluste in bis zu dreistelliger Höhe an, vor allem wegen den verlustreichen Töchtern in Osteuropa.

Die Kunstsammlung soll nun durch Filialschließungen und Vermögenswerte für die nächsten Jahre gesichert sein.
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel