Bank-Deal
BAWAG-Eigentümer will Postbank kaufen
16.05.2015
Cerberus soll 4,5 Milliarden für deutsches Institut geboten haben.
Geht es nach deutschen Medienspekulationen, könnte die österreichische BAWAG PSK - die hauptsächlich den US-Fonds Cerberus und Golden Tree gehört - schon bald mit der deutschen Postbank zusammengespannt werden. Wie das deutsche "Manager Magazin" online schreibt, hat BAWAG-Eigentümer Cerberus sein Interesse an der Postbank in Frankfurt hinterlegt. Die Deutsche Bank will die Postbank abstoßen.
Interessensbekundungen sind üblich, sobald wo ein Unternehmensverkauf ansteht. Schon seit einiger Zeit soll eine entsprechende Erklärung bei der Deutschen Bank vorliegen, berichtet "Die Welt", nach deren Informationen in so einem Deal sogar die vergleichsweise kleine BAWAG als Bieterin/Käuferin auftreten könnte.
Demnach könnte Cerberus auch noch etwas länger in der BAWAG investiert bleiben. Bisher waren hauptsächlich Bemühungen der Amerikaner bekannt gewesen, die BAWAG zu verkaufen. Da hat sich bisher aber nicht viel getan.
Nun soll es für die im Deutsche-Bank-Konzern nicht mehr wohlgelittene deutsche Postbank in Form der Cerberus-BAWAG-Gruppe einen ersten ernsthaften Bieter geben. Laut "Manager Magazin" würden 4,5 Mrd. Euro geboten.
Der Finanzinvestor Cerberus war 2007 bei der BAWAG eingestiegen. Eigentlich wollte Cerberus nach der Sanierung der einstigen österreichischen Gewerkschaftsbank wieder aussteigen. Nun aber locke die Postbank, wird kolportiert: Cerberus, so der Plan, würde so lange investiert bleiben, bis beide Institute miteinander verzahnt sind.
Dann, so das Kalkül, entstünde die flächenmäßig größte Massenkundenbank im deutschsprachigen Raum, die interessant wäre für internationale Investoren - sowohl bei einem Börsengang als auch einem Verkauf. Die so geformte größere Einheit könnte sich später dann umso besser wieder verkaufen lassen.
Zum Vergleich: Die Postbank hatte zuletzt eine Bilanzsumme von 155 Mrd. Euro, die BAWAG kam auf knapp 35 Milliarden. Beide Häuser vertreiben ihre Finanzprodukte unter anderem über Postschalter.
Die Deutsche Bank hatte Ende April angekündigt, sich von der Postbank trennen zu wollen. Offizieller Plan war bisher ein Börsengang. Die Deutsche Bank machte zugleich klar: Sollten Kaufangebote eingehen, werde man diese natürlich prüfen. Ob ein solches Angebot nun tatsächlich vorliegt, wollte ein Sprecher der Bank Freitagabend nicht kommentieren.
Aus der BAWAG hieß es zur APA recht allgemein: "Die Shareholder der Bank überlegen strategische Optionen und erwarten einen Konsolidierungsbedarf am europäischen Bankenmarkt."
Schreckgespenst Santander
Für die Deutsche Bank wäre ein Cerberus/BAWAG-Deal der viel schnellere Weg, die Postbank bis Ende 2016 aus ihrer Bilanz zu bekommen. Die Wiener BAWAG käme den Deutschen schon deshalb als Käufer gelegen, weil es sich nicht um einen großen Konkurrenten handelt, anders als etwa bei der ebenfalls immer wieder genannten spanischen Großbank Santander.
Eine Übernahme durch die Spanier gilt auch unter deutschen Postbankern als Horrorvision, weil in diesem Fall besonders viele Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen könnten. Santander gilt als radikal auf Effizienz getrimmtes Institut und ist selbst in Deutschland vertreten, so dass es Überschneidungen im Filialnetz gäbe.
Auch in Österreich galt Santander geraume Zeit als möglicher Käufer für die BAWAG. Das wurde aber nie bestätigt.