BayernLB-Prozess

Kulterer: Zustand der Hypo war "Katastrophe"

28.04.2014


Ex-Hypo-Chef: Auch BayernLB-Chef Schmidt wusste davon.

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Der frühere Chef der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria, Wolfgang Kulterer, hat kurz vor seinem Umzug ins Gefängnis noch einmal kräftig ausgeteilt. Als Zeuge im Münchner Strafprozess gegen die ehemaligen Vorstände der BayernLB brachte der 60-Jährige am Montag vor allem den früheren Landesbank-Chef Werner Schmidt unter Druck.

Schmidt habe gewusst, dass die Hypo Alpe Adria (HGAA) vor der Übernahme durch die BayernLB in einem verheerenden Zustand war, sagte Kulterer. Die Eigenmittel der Bank seien lächerlich gewesen, die Probleme riesig. "Gelinde gesagt eine Katastrophe", fasste er den Zustand der Hypo Alpe Adria im Jahr 2006 zusammen.

Schmidt habe damals auch erst mal keinerlei Interesse an der Kärntner Hypo gezeigt. "Die HGAA ist uns zu schlecht", soll der BayernLB-Chef bei einem Treffen gesagt und abgewunken haben. Als dann aber die Übernahme einer anderen Bank scheiterte, griff die Landesbank trotzdem zu und kaufte 2007 die Mehrheit an der Hypo für rund 1,6 Milliarden Euro. Die Übernahme endete in einem Desaster für die Landesbank und die Steuerzahler in Bayern und brachte Schmidt sowie fünf weitere Ex-Vorstände wegen Untreue vor Gericht. Alle haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Schmidts Anwalt Klaus Volk bewertete Kulterers Zeugenaussage vor dem Hintergrund früherer Äußerungen skeptisch. "Es sind nicht alle seine Aussagen gleich verlässlich", sagte er am Rande des Prozesses.

Kulterer gilt als Schlüsselfigur im Skandal um die Hypo Alpe Adria, die nach Milliardenverlusten Ende 2009 von der BayernLB abgestoßen und von Österreich zwangsverstaatlicht wurde. Wegen verschiedener Delikte bei der Kärntner Hypo war er in Österreich zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. "Die Haft werde ich in Kürze antreten", sagte er den Richtern in München.

Der frühere Bankier - vor Gericht gab er als aktuellen Beruf Landwirt an - war bis zum Herbst 2006 Chef der Hypo Alpe Adria und danach deren Aufsichtsratschef. In dieser Funktion war er an mehreren Gesprächen mit der BayernLB beteiligt, an die er sich teilweise in allen Einzelheiten erinnern konnte. "Das war ein langer Abend mit viel Schnaps", erzählte er den Richtern über ein Treffen in Österreich, bei dem auch der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider dabei war.

Haider soll BayernLB-Chef Schmidt damals gedrängt haben, eine Millionensumme für das Fußballstadion in Kärnten zu zahlen. "Er sah für sich eine Möglichkeit, ordentlich etwas für seinen Fußball zu bekommen", sagte Kulterer. Die Staatsanwaltschaft wirft Schmidt und drei weiteren Angeklagten Bestechung von Haider vor. Kulterer selbst sah Haiders Fußballpläne nach eigenen Worten als "hellen Wahnsinn" an und verweigerte ihm Kredite. "Das war für mich ein No Go." Dass er mit Haider per du war, habe nichts zu bedeuten gehabt. "Haider war mit 99 Prozent der Kärntner per du."
 

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