Baustellen-Stopp

Benko-Beben: Diese Signa-Projekte stehen jetzt still

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Keine Baufortschritte am Luxus-Kaufhaus auf der Mahü, auch anderswo herrscht Stillstand

Wien. Kein Mensch war am Freitag auf der Baustelle des Luxus-Kaufhauses Lamarr in der Mariahilfer Straße zu sehen. Die Signa wollte bis 2025 ein imposantes Nobel-Einkaufszentrum errichten, wo früher das Leiner-Gebäude stand. Derzeit steht dort erst ein Stahlbetongerippe. ÖSTERREICH erfährt von der zuständigen Baufirma nur: „Seitens HABAU GROUP sind die Bauarbeiten am Rohbau zu 99 % abgeschlossen. Weitere Schritte werden aktuell evaluiert.“ Ob weitergebaut wird – vorerst kein Kommentar.

Vienna TwentyTwo. Auch im 22. Bezirk können ­Anrainer keinerlei Bautätigkeit am Vienna TwentyTwo erkennen. Das Zwillingsturm-Projekt ist halb fertig. Der Mittelteil, in dem Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) seines Amtes waltet, ist aber schon seit Monaten in Betrieb.

Werft Korneuburg. Ebenso unklar ist seit der Signa-Insolvenz die Zukunft der Werft in Korneuburg. Auf diesem Gelände war ein größeres Bauprojekt geplant. Hier müsse erst geklärt werden, wie sich die Insolvenz auswirkt, hieß es.

Signa-Beben: "Benko könnte alles verlieren" 

Die Signa Holding GmbH hat am Mittwoch Insolvenz angemeldet – mit dem größten Schuldenstand in der Wirtschaftsgeschichte Österreichs. Rund 5 Milliarden Euro Schulden – denen sollen Aktiva von 2,7 Milliarden Euro gegenüberstehen. 273 Gläubiger sind betroffen. Das persönliche Vermögen des Signa-Gründers René Benko hat sich seit Sommer auf etwa 2,5 Milliarden Euro halbiert.

Negative Emotionen. Finanzombudsmann Gerald Zmuegg hat sich mit der Signa beschäftigt und warnt: "Bei den Gesellschaftern müssen sehr negative Emotionen herrschen. Weil man gerade die Signa Holding in die Insolvenz schickt."

Strafanzeigen. Laut Zmuegg denken Geldgeber über Strafanzeigen gegen Benko nach. Die Gründe:

  • Benko hat seine Privat-Villa in Igls bei Innsbruck kürzlich für einen Millionenbetrag verpfändet. Zuvor soll ihm aber die Signa für die Villa Miete bezahlt haben.
  • Sind die Millionen-­Honorare an Signa-Aufsichtsratschef Alfred Gusenbauer genau genug begründet worden?
  • Wurde die Insolvenz verschleppt?

All diese Punkte seien Streitfragen. Inwiefern Benko persönlich haftet, sei zwar unklar, so Zmuegg: "Es ist möglich, dass er alles verliert."

Der tiefe Fall des René Benko

Der Aufstieg des Immobilientycoons René Benko klingt zunächst wie aus dem Bilderbuch: Aus einfachen Verhältnissen und ohne Schulabschluss schaffte es der Tiroler zu einem der reichsten Unternehmer Österreichs. Doch zuletzt wurde deutlich, dass er und seine Signa Holding in der Krise stecken. Die Firmen schrieben Verluste, Geldgeber wendeten sich ab und forderten den Rückzug von Benko. Am Ende stand die Insolvenz der Holding. Bereits mit 20 Jahren soll Benko seine erste Schilling-Million gehabt haben, mit 40 war er Euro-Milliardär und seither einer der vermögendsten Österreicher.

Das Immo-Imperium hat der 46-Jährige aus Innsbruck bereits mit 22 Jahren aufzubauen begonnen. Jüngsten Angaben auf der Konzern-Homepage zufolge erreicht die Signa Real Estate AG einen Bruttovermögenswert von 27 Mrd. Euro. Hinzu komme ein Entwicklungsvolumen von 25 Mrd. Euro.

Vermögen halbiert

Schätzungen des US-Magazins "Forbes" zufolge schrumpfte das Vermögen des Signa-Gründers heuer bis Ende November binnen weniger Monate um mehr als die Hälfte von rund 6 Mrd. auf 2,8 Mrd. Dollar (rund 2,6 Mrd. Euro). Der Milliardär rutschte damit auf der Liste der weltweit reichsten Menschen vom 425. auf den 1.105 Platz ab.

Tiefer Fall

2023 war kein gutes Jahr für Benko, denn die Probleme häufen sich. Die EU-Bankenaufsicht unterzog die Kredite von Banken an die Signa-Gruppe einer Sonderprüfung. Der Abschwung am Immobilienmarkt traf die Signa Holding hart. Hohe Abwertungen auf das Immobilienportfolio drückten das Ergebnis der Signa Prime Selection AG im vergangenen Jahr tief ins Minus. Die Signa Sports United, der Online-Sportartikelhändler rund um Benko, ist zahlungsunfähig und musste im Oktober Insolvenz anmelden, die deutsche Tochter Signa Real Estate Management Germany GmbH eröffnete den Pleiten-Auftakt im November.

Auf wachsenden Druck von Gesellschaftern kündigte Benko heuer im November an, sich von der Spitze des Beirats der Signa Holding zurückzuziehen und die Position an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz zu übergeben. Geiwitz war zuvor schon als Restrukturierungsberater ins Boot geholt worden und kannte bereits die kriselnde Warenhauskette Galeria Kaufhof Kaufstadt als Sanierer im Signa-Reich. Ende November 2023 war die übergeordnete Beteiligungsgesellschaft Signa Holding zahlungsunfähig. Was folgte, war ein Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien. Angestrebt wird eine Sanierung mit Eigenverwaltung.

Das Imperium bestehend aus über 1.000 ineinander verschachtelten Gesellschaften, Untergesellschaften und Einzelimmobilien wankt nach einem knappen Vierteljahrhundert des Wachstums, das geprägt war von niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienwerten. Der Milliardär hätte kurzfristig eine Finanzspritze von rund 500 Mio. Euro gebraucht, um das hochverschuldete Signa-Konstrukt in der bisherigen Form am Leben zu erhalten.   

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