Der US-deutsche Privatinvestor Nicolas Berggruen wird neuer Eigentümer der insolventen Kaufhauskette Karstadt. Darauf verständigte sich am Montagabend der Gläubigerausschuss am Sitz des Karstadt-Konzerns in Essen, wie Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg mitteilte.
Damit sind die Konkurrenten im monatelangen Bieterwettstreit, der deutsch-skandinavische Finanzinvestor Triton und das Karstadt-Vermieterkonsortium Highstreet, aus dem Rennen.
Der Investor Nicolas Berggruen hat den Zuschlag für den insolventen Warenhauskonzern Karstadt erhalten. Er werde mit Berggruen einen Vertrag über die Übernahme des Handelsunternehmens abschließen, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Montag in Essen. Der Sohn des verstorbenen Kunstmäzens Heinz Berggruen stach damit zwei Konkurrenten aus dem Rennen.
Das ebenfalls interessierte Konsortium Highstreet als Vermieter von Karstadt-Immobilien teilte mit, es wolle die Konditionen seines Angebots nicht ändern. Berggruen setzt bei seinem Sanierungsplan auf ein Entgegenkommen des Vermieters.
Auch Wettbewerber Metro, der Interesse nur an einzelnen Karstadt-Warenhäusern gezeigt hatte, muss damit seine Pläne für eine Warenhausallianz aus Karstadt und Kaufhof begraben.
Görg sagte, der Kaufvertrag solle "umgehend" unterzeichnet und im Spätsommer in Kraft treten. Der Gläubigerausschuss habe mit großer Mehrheit für Berggruen gestimmt. "Wir hatten von Anfang an die Zielsetzung, Karstadt als eines der ganz großen deutschen Unternehmen zu erhalten", sagte der Insolvenzverwalter.
Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor hatte am 9. Juni 2009 Insolvenz angemeldet, womit auch die Konzerntöchter Karstadt und das Versandhaus Quelle in die Pleite rutschten.
Erfolgreicher Karstadt-Bieter Berggruen: Kein "schnelles Geld" In den USA wird Nicolas Berggruen (48) als Obdachloser geführt. Der Mann, der den Zuschlag im verbissenen Bieterrennen um Karstadt erhielt, verkaufte schon vor Jahren seine Luxuswohnungen in New York, London und Los Angeles - und lebt seither in Hotels rund um die Welt, allenfalls noch in seinem Flugzeug. Zweifel an der Ernsthaftigkeit seines Einsatzes für Karstadt wies der Sohn des legendären jüdischen Kunstsammlers Heinz Berggruen (1914-2007) zurück. "Wenn jetzt der Eindruck entsteht, hier will ein Überflieger das schnelle Geld machen, so ist der falsch", versicherte der Chef der Investmentgesellschaft Berggruen Holdings Ltd. unlängst in der "Berliner Morgenpost". Der jugendlich wirkende Junggeselle mit gepflegtem Dreitagebart und Strahleblick (Vermögen laut "Forbes"-Liste 1,8 Milliarden Dollar) hat schon für manche Überraschung gesorgt. 2007 übernahm der Deutsch-Amerikaner ebenfalls ohne langen Vorlauf Teile des insolventen Möbelriesen Schieder mit 3.500 Mitarbeitern. 1961 in Paris geboren, hatte sich Berggruen nach einem Finanzstudium in New York schon früh als privater Investor selbstständig gemacht. 1986 bündelte er seine Aktivitäten unter dem Namen Berggruen Holdings. Das Unternehmen investiert weltweit vor allem in Firmenbeteiligungen und Immobilien. Als Architekten für seine Projekte beauftragt der Kunstliebhaber gern Köpfe wie Norman Foster, Richard Meier und David Chipperfield. Zu Berlin mit seinen zahlreichen Karstadt-Filialen hat der Finanzmanager eine besondere Beziehung: Sein Vater, einer der bedeutendsten Kunstsammler des 20. Jahrhunderts, wurde hier geboren und musste 1936 vor den Nazis fliehen. Als eine "Geste der Versöhnung" überließ Heinz Berggruen der Geburtsstadt später seine einzigartige Kunstsammlung für einen symbolischen Preis. Die Werke vor allem von Picasso und Paul Klee, aber auch Matisse, Cézanne und vielen anderen sind seit 1996 in einem nach ihm benannten Museum am Schloss Charlottenburg untergebracht. Der Sohn, der selbst eine exquisite Werksammlung von Künstlern wie Andy Warhol, Damien Hirst und Jeff Koons hat, kündigte 2007 an, ein Privatmuseum für zeitgenössische Kunst in Berlin zu errichten. Zuvor hatte er sich auch wirtschaftlich in der Hauptstadt engagiert. 2005 gründete er die Nicolas Berggruen Holdings GmbH im Stadtteil Kreuzberg, die in zahlreiche Immobilien in Berlin und Brandenburg investiert. Sie ist für denkmalpflegerische Renovierungen bekannt. Zum Besitz gehören etwa das traditionsreiche Café Moskau an der Karl-Marx-Allee, die Sarotti-Höfe und die neue Bleibe des Künstlerhauses Bethanien in Kreuzberg. |