Berlusconi verteidigt seine Nuklearpläne
10.09.2009
Trotz Kritik der Umweltaktivisten hält der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi an seinen Atomplänen fest. Der Medientycoon bekräftigte die Notwendigkeit, in Italien wieder Atomkraftwerke zu bauen, nachdem sich die Italiener 1987 per Referendum gegen die Kernenergie ausgesprochen hatten. "Heute muss Italien im Ausland den Strom für sein Industriesystem kaufen. Frankreich produziert mit seinen äußerst sicheren Atomkraftwerken 85 Prozent seines Strombedarfs zu einem Preis, der bis zu 50 Prozent unter jenem der anderen europäischen Länder liegt", meinte Berlusconi.
Italien und die USA wollen künftig bei der Nutzung der Atomenergie kooperieren. Ein dementsprechendes Abkommen wurde von Ansaldo Nucleare, Tochter von Italiens staatlichem Rüstungskonzern Finmeccanica, und Toshiba Westinghouse unterzeichnet. Geplant ist die Gründung eines Konsortiums zum Bau neuer Atomkraftwerke in Italien.
Dabei soll die jüngste Atomkrafttechnologie Westinghouse AP 100 eingesetzt werden. An dem Konsortium könnte sich auf der italienische Erdölgigant ENI beteiligen, berichteten italienische Medien. Italien hatte bereits im Februar ein ähnliches Kooperationsabkommen mit Frankreich unterzeichnet.
"Die Atomenergie ist sicher, die Bürger haben es begriffen. Mehrere italienische Regionen und Gemeinden haben sich bereiterklärt, auf ihrem Gebiet Atomkraftwerke zu errichten", betonte der italienische Industrieminister Claudio Scajola. Die Regierung Berlusconi plane die Gründung einer Behörde für Atomsicherheit. Danach solle das Gebiet bestimmt werden, auf dem die ersten Atomkraftwerke errichtet werden können.
Der italienische Stromkonzern Enel und Electricite de France (EdF) haben Anfang August ein Joint Venture mit dem Auftrag gegründet, Machbarkeitsstudien für die Errichtung von mindestens vier Atomkraftwerken mit Technologie der dritten EPR-Generation (Europäischer-Druckwasserreaktor) in Italien durchzuführen. Enel und EdF werden je die Hälfte an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Rom haben, das "Sviluppo Nucleare Italia Srl" heißen wird.