Bessere Ärzteausbildung gegen Antibiotika-Resistenz

24.09.2009

Resistenzen könnten durch bessere Ärzte-Ausbildung und Hygienemaßnahmen verringert werden.

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"Antibiotika werden leider zu oft verwendet. Die Verwendung ist kulturell unterschiedlich", sagte der Wiener Spezialist Oskar Janata vom SMZ-Ost. Eine Studie in 13 Staaten beweist das: Während Patienten mit einfachem Husten in Antwerpen kaum keimtötende Medikamente erhielten, lag die Rate in Mailand oder Bratislava beim Fünffachen. Janata: "Österreich ist hier Antwerpen näher als Bratislava. Wir sind im unteren Drittel der Liste."

Falscher Antibiotika-Gebrauch führt nicht nur zu Resistenzen. Studien zeigen auch, dass Behandelte in der Folge öfter Rückfälle zu verzeichnen haben. Das trifft etwa auf die Mittelohrentzündung zu.

In einer Untersuchung zu Patienten mit akutem Husten zeigte sich: Fand kein Training der Ärzte statt, gingen 67 % der Kranken mit einem Antibiotikum (zumeist eine Fehlverschreibung) nach Hause. Kommunikationstraining führte zu einer Reduktion der Verschreibungshäufigkeit auf 33 %. Die Möglichkeit zur Messung des CRP-Laborparameters für das Vorliegen einer bakteriellen Infektion zu einer Reduktion auf 39 %. Beide Maßnahmen brachten Ärzte dazu, nur noch bei 23 % der Patienten Antibiotika zu rezeptieren."

Dabei machte in diesem Fall die Verschreibung bzw. Nichtverschreibung von Antibiotika in einem Beobachtungszeitraum von 30 Tagen keinen Unterschied für die Patienten. Janata: "Am Anfang waren alle Patienten krank, am Ende alle gesund."

Die guten Nachrichten aus Österreich laut Helmut Mittermayer, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Krankenhausinfektionen und Antibiotikaresistenz (Linz): "Bei den Pneumokokken sind die Resistenzen bei Penicillinen und Cephalosporinen auf niedrigem Niveau, 1 bis 2 %. Die Resistenzen gegen Makrolide sind stabil mit maximal 15 %. Es gibt keine nennenswerten Resistenzen gegen Fluorchinolone."

Staphylokokken zurückgedrängt

In Österreichs Spitälern wurden in den vergangenen Jahren die gefürchten mehrfach-resistenten MRSA-Keime (Staphylokokken) offenbar deutlich zurückgedrängt. 2003 waren es noch 15,3 %, im ersten Quartal 2009 hingegen nur 3,7 %.

Doch die E.coli-Darmbakterien bereiten zunehmend Probleme. Mittermayer: "Bei schweren septischen Infektionen stieg hier die Resistenzrate gegen Fluorchinolone (Ciprofloxacin etc) von 7 % im Jahr 2001 auf 27,5 % im ersten Quartal 2009." Eine ähnliche Entwicklung wurde bei den Cephalosporinen der dritten Generation (0,4 bzw. 9,1 %) beobachtet.

Besonders bedenklich: Auf den Intensivstationen wurden bei schwersten E.coli-Infektionen 2005 bei den Chinolonen noch 17 % Resistenzen registriert. 2006 waren es 35 %. Der Experte: "Resistenzen werden in erster Line nicht im Krankenhaus 'gemacht', sondern außerhalb des Spitals."

Ärzte können weiterhin durch eine möglichst zielgerichtete Therapie zur Bekämpfung der "beweglichen Ziele" beitragen, Patienten - so Max Wellan (Apothekerkammer) - durch die sachgerechte und ausreichend lange Einnahme verschriebener Antibiotika und Ärzte (Spitäler, niedergelassene Praxis) und Bevölkerung durch simple Hygiene. Hubert Hrabcik, Generaldirektor für die öffentliche Gesundheit: "Wir wissen aus jüngsten Publikationen, dass man mit Handhygiene die Übertragung der Influenza auf die Hälfte reduzieren kann."

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