"Big Ed" ist der neue starke Mann bei General Motors

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Es ist nicht unbedingt ratsam, sich Edward Whitacre in den Weg zu stellen. Diese Erfahrung mussten Klapperschlangen machen, die dem neuen starken Mann von GM auf dessen Farm in Texas zu nahe gekommen sind. Whitacre entledigt sich der Giftreptilien, indem er ihren Leib mit einem Stock fixiert und ihren Kopf mit einem Stein zerschmettert, wie US-Medien berichten. Auch in der GM-Zentrale in Detroit verfolgt der Verwaltungsratvorsitzende von GM seine Ziele mit Härte: Nach nur 8 Monaten im Amt gab GM-Chef Fritz Henderson auf, Whitacre wird dessen Posten vorübergehend mit übernehmen.

Auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz verlas Whitacre eine Erklärung, die es in sich hatte. Es seien sich bei GM "alle einig gewesen, dass einige Änderungen erforderlich sind", sagte Whitacre. Henderson habe das Unternehmen durch eine "außerordentlich schwierige Zeit" geführt. Er selber werde nun aber Hendersons Posten übernehmen und sei dabei "überzeugter als je zuvor", dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg sei, sagte Whitacre.

Gründe für den Personalwechsel nannte Whitacre, der wegen seiner Körpergröße von 1,9 m den Spitznamen "Big Ed" trägt, bei seinem Auftritt nicht. Dass Henderson und er nicht immer harmonierten, war in den vergangenen Wochen aber sichtbar geworden. Die beiden gaben widersprüchliche Erklärungen zur Rückkehr von GM an die Börse ab. Und auch beim Hickhack um Opel zogen sie offenbar nicht an einem Strang: Henderson hatte den Verkauf von Opel eingefädelt, der Verwaltungsrat unter Whitacres Leitung stoppte ihn. Henderson setzte weiterhin auf staatliche Finanzhilfen aus Berlin. Whitacre erklärte, es gehe auch ohne.

Mit aller Macht setzt Whitacre darauf, dass der Detroiter Konzern mit dem Europa-Standbein Opel als globaler Mitspieler im weltweiten Geschäft bleibt. Für den erforderlichen Neubeginn hielt er den GM-Veteranen Henderson, der seit drei Jahrzehnten dabei ist, offenbar nicht für geeignet. Branchenbeobachter wie die Analystin Rebecca Lindland von Global Insight sehen die Personalentscheidung als Indiz dafür, dass Whitacre "frisches Blut" für GM will.

Erst im Juni wurde der 68-jährige Whitacre an die Spitze des Verwaltungsrats von "New GM" berufen. Von Autos versteht er nach eigener Einschätzung wenig, seine Karriere hat der Texaner in der Telekom-Branche gemacht. 17 Jahre lang stand er an der Spitze des Telefonkonzerns AT&T, mit einem aggressiven Expansions- und Sanierungskurs machte er ihn zum Marktführer in den USA. Vor 2 Jahren verabschiedete ihn AT&T mit einem Pensionspaket von 158 Mio. Dollar in den Ruhestand, aus dem ihn GM zurückholte.

Bei dem Detroiter Autokonzern erwartete Whitacre eine Aufgabe, die er bei AT&T in seinen Jahren als Chef erfolgreich bewältigt hatte: die umfassende Modernisierung eines Unternehmens. Früher als andere hatte Whitacre das Potenzial von Mobiltelefon- und Internetverbindungen erkannt und aus AT&T, dessen Geschäft vor allem auf der veralteten Festnetz-Technologie beruhte, ein modernes Kommunikations-Imperium geschmiedet. In der stark regulierten Telekom-Branche arbeitete Whitacre eng mit Regierungsstellen zusammen. Diese Erfahrungen könnten beim Autokonzern GM nützlich sein, der inzwischen mehrheitlich dem Staat gehört und dringend neue Produkte braucht.

Das "Wall Street Journal" verglich Whitacres Führungsstil einmal mit einem "Bulldozer". In seiner Kindheit schoss Whitacre Kaninchen, heute rumpelt er in seiner Freizeit gerne mit dem Trecker über sein Farmland in Texas. Gerade Whitacres Härte dürfte die US-Regierung als neue GM-Mehrheitseignerin bewogen haben, ihn nach Detroit zu berufen. Whitacre sei ein Mann für "harte Entscheidungen", beschrieb ihn Präsidentensprecher Robert Gibbs im Frühjahr. Beim jetzigen Abgang Hendersons spielte die US-Regierung nach eigenen Worten keine Rolle.

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