Für die Klimatisierung von Büro-, Geschäfts- und Wohngebäuden wird immer mehr Energie benötigt. Und der Kühlenergiebedarf steigt in Österreich weiter an, für die Sektoren Handel, Gesundheit, Tourismus und Dienstleistungen bis 2031 um ein Viertel auf 9.500 GWh. Ein Drittel dieser Kühlenergie könnte dann durch Fernkälte aufgebracht werden, attestiert eine Studie im Auftrag des Fachverbands Gas Wärme (FGW).
Wie bei der Fernwärme werden auch bei Fernkälte mehrere Objekte zentral mit Klimatisierung versorgt. Fernkälte ist besonders umweltfreundlich, da anstelle von Strom Abwärme zur Kälteerzeugung genutzt wird und damit wesentlich weniger Primärenergie für die Stromerzeugung benötigt wird. Wird diese Primärenergie nicht verbraucht, so kommt es gleichzeitig auch zu einer Reduktion schädlicher Treibhausgase und Luftschadstoffe.
Für den Fall, dass 70 % der benötigten Wärme aus ansonsten ungenutzter Abwärme stammt, zeigt sich, dass gegenüber der Kälteerzeugung in Kompressionskältemaschinen 31,6 % des Energieeinsatzes eingespart werden können. Bei den Treibhausgasen betragen die Einsparungen mehr als die Hälfte (52 %), bei den Stickoxiden NOx, Schwefeldioxid SO2 und Staub liegen die Einsparungen zwischen 30 und 75 %, so die Studie von e7.
Ausbau der Fernkälte in Österreich
Die innovative Technik soll in Österreich in den nächsten Jahrzehnten stark ausgebaut werden. Vorreiter beim Einsatz dieser innovativen Technologie sind Städte, in denen auch das Fernwärmenetz besonders stark ausgebaut ist.
"Im Vorjahr wurde ein neues Gesetz zur Förderung des Ausbaus von Fernwärme und Fernkälte im Nationalrat beschlossen und heuer von der EU-Kommission notifiziert. Das wäre eine wichtige Initialzündung für Fernkälte gewesen. Dass nun heuer keine und 2010 nur sehr geringe Budgetmittel dafür bereit stehen, stellt einige wichtige Fernkälte-Projekte in Frage oder wird diese zumindest verzögern", kritisiert FGW-Geschäftsführer Michael Mock.
Auch dezentrale Wärmeumwandlung in kleineren Anlagen möglich
Technisch gesehen kann vorhandene Abwärme aus Kraftwerken und Industriebetrieben aber nicht nur in Form der zentral erzeugten "Fernkälte" zur Klimatisierung genutzt werden. Darüber hinaus kann die vorhandene Abwärme nämlich auch dezentral in kaltes Wasser umgewandelt werden, und zwar genau an jenen Orten, an denen es für die Klimatisierung benötigt wird.
"Das heißt, die Fernwärme wird über das bestehende Fernwärmenetz zum Abnehmer transportiert, es muss keine neue Infrastruktur aufgebaut werden. Kältemaschinen wandeln die Abwärme ab einer Temperatur von 80 °C vor Ort in Kälte um", erklärt Mock. Eine solche Anlage betreibt etwa die Energie AG Wärme, die eigene Büroräume mittels Abwärme des Zementwerkes Kirchdorf klimatisiert.