Böhler: Keine Massenkündigungen geplant

18.01.2010

Sowohl Kanzler Faymann als auch Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl betonen, dass es keine Massenkündigungen bei Böhler Edelstahl geben wird. "Die Zahl von 600 ist frei erfunden", so Faymann. Der steirische LH Franz Voves erklärte, dass es nächste Woche weitere Gespräche bezüglich arbeitsmarktpolitischer Instrumente wie Arbeitszeitverkürzung, Stahlstiftung oder Bildungskarenz geben werde.

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Faymann versicherte, dass der Sozialminister alles zur Verfügung stellen werde, was möglich sei: "Es gibt niemand in dieser Republik, der die Menschen hier hängen lässt." Als Vertreter der Politik könne man keine Auftragsbücher füllen, aber die Maßnahmen zur Verfügung stellen, um die hochqualifizierten Mitarbeiter von Böhler in Kapfenberg zu halten, bis sich die Auftragslage bessere. Allerdings, so Faymann und Raidl unisono, könne niemand sagen, wie sich die Auftragslage entwickle.

Raidl sagte nach dem Gespräch, dass die hohen Umsätze der Jahre 2007 und 2008 nicht mehr erreicht werden könnten. Dies bedinge Anpassungen. Von Massenkündigungen könne aber keine Rede sein. Auf die Frage eines Journalisten, ob es eine Standortgarantie gebe, meinte Raidl, dies sei schon seit 20 Jahren kein Begriff mehr. Die Kurzarbeit werde man im Jänner auslaufen lassen, mit der Vertretung der Politik habe man die möglichen arbeitsmarktpolitischen Instrumente diskutiert.

Voves erleichtert

Der steirische Landeshauptmann Voves zeigte sich erleichtert, dass keine Massenkündigungen zu befürchten seien. Es seien alle Maßnahmen diskutiert worden, die Modelle seien allerdings primär über den Bund abzuwickeln. Hierbei gehe es um Arbeitszeitverkürzung wie dies bereits bei der voest in Linz bzw. in Donawitz gehandhabt werde.

Der steirische Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser (S) sagte, das Unternehmen habe die derzeitige Auftragssituation klar dargelegt. Das Management entscheide alleine, ob und wie viele Kündigungen es geben werde, das Land Steiermark und das AMS hätten jedenfalls ihre Vorschläge unterbreitet.

Die Bildungskarenz sei bisher sehr gut angenommen worden, auch eine Stahlstiftung sei möglich. Es gehe darum, so Schrittwieser, die hochqualifizierten Arbeitskräfte zu halten, um bei einem eventuellen raschen Anspringen der Auftragslage diese sofort wieder beschäftigen zu können. Bei einer Stahlstiftung müsste sich das Unternehmen beteiligen. Das Land Steiermark habe bis zu 0,5 Mio. Euro bereitgestellt.

Der frühere Kapfenberger Bürgermeister und jetzige SPÖ-Landesrat Manfred Wegscheider meinte, die Stimmung in Kapfenberg sei grundsätzlich nicht schlecht. Das Produkt und die Qualität der Arbeit stimme, man müsse durch die jetzige Situation durchtauchen.

Jobsicherung außer Streit

Das Thema Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen steht bei den beiden steirischen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP außer Streit: Ungewohnt einmütig zeigten sich diesbezüglich Voves und LHStv. Hermann Schützenhöfer nach der Landesregierungssitzung.

Voves wiederholte seine Aussagen vom Freitag (15.1.) im Böhler Edelstahl-Werk Kapfenberg, dass das Management versichert habe, dass es keine Massenkündigungen geben werde. Schützenhöfer sagte, bei Jobschaffung und -sicherung müsse es eine Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg geben.

Laut Voves müssten nach Auslaufen der Kurzarbeit Ende Jänner die neuen beschäftigungspolitischen Modelle wie etwa Arbeitszeitverkürzung greifen. In einigen Divisionen der Voestalpine gebe es bereits dieses Modell, dass etwa Arbeitnehmer über 50 Jahre innerhalb von 4 Jahren auf eine 30-Stunden-Woche kommen könnten.

"Für diese vier Jahre wird Böhler-Uddeholm die Unterstützung der öffentlichen Hand suchen", erklärte Voves, der auch ankündigte, dass es diese Woche weitere Gespräche zwischen Politik und Belegschafts- bzw. Arbeitgebervertretung von Böhler geben werde. Man dürfe sich die Situation nicht wie in den 60ern und 70ern des vorigen Jahrhunderts vorstellen, so Voves: "Das Management sieht die Menschen sehr wohl im Mittelpunkt."

Schützenhöfer nahm zusammen mit Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann Bezug auf die unterschiedlich dramatische Situation in den einzelnen Sparten der steirischen Wirtschaft. "Bei Elin Motoren in Weiz sucht man ständig Spezialisten", so der LHStv., und anderswo seien Jobs gefährdet. Es gehe auch darum, neue Arbeitsplätze zu schaffen, und zwar jene rund 17.500 anvisierten "Green Jobs" im Umwelttechnik und Energiebereich. Buchmann meinte, die Wirtschaftslage sei komplex und differenziert: "Etwa ein Drittel der Betriebe ist von der Krise nicht betroffen, ein Drittel kaum, das übrige Drittel schon".

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