Boehler-Uddeholm wird saniert

09.10.2009

Die derzeit verlustbringende voestalpine-Edelstahlsparte will Claus Raidl noch vor seinem Rückzug wieder rentabel machen.

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© TZ Oesterreich Pauty Michele
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Von Amtsmüdigkeit nach dem beschlossenen Konzernumbau, der Raidl rund ein Fünftel des Umsatzes kostet, könne keine Rede sein. "Ich bleibe bis Ende 2010. Über meinen Nachfolger wird im Sommer nächsten Jahres entschieden", sagte der Voest-Vorstand zum "WirtschaftsBlatt". Insgesamt geht es um Einsparungen von 150 Mio. Euro.

Im ersten Geschäftsquartal der voestalpine war die Edelstahlsparte noch der größte Verlustbringer. Nun beginne sich die Lage aufzuhellen, so Raidl. "Im September haben wir die Talsohle erreicht." Er ist sich sicher dem Bericht zufolge sicher, dass sich die Verfassung seiner Sparte im Laufe des restlichen Geschäftsjahres ändern wird. Nähere Angaben macht der Top-Manager nicht. Beobachter gehen allerdings davon aus, dass der Edelstahlbereich für 2009/10 unterm Strich sogar schwarze Zahlen schreiben wird.

Basis dafür ist ein rigides Sparprogramm. Ohne Einschnitte beim Personal sei es nicht möglich, wieder rentabel zu werden. Seit Ausbruch der Krise sind in der Division Edelstahl laut Raidl rund 1.500 Stellen abgebaut worden. "Böhler wird bis Jahresende weniger als 14.000 Mitarbeiter haben." Allein bis Ende des ersten Quartals entfielen gemäß Voest-Geschäftsbericht rund 60 Prozent der Stellenstreichungen auf die Edelstahl-Divison. Gespart wird auch in der Logistik. Ein neues System strafft die Lagerhaltung.

Von zuletzt aufgetauchten Berichten, er sei amtsmüde, will der Manager den Angaben zufolge nichts wissen. Sein Ziel ist es, nicht nur die Umsetzung der neuen Konzernstruktur bis zum Frühjahr 2010 zu begleiten, sondern auch darüber hinaus bis 31. Dezember an Bord zu bleiben.

Dass die derzeit laufende Neustrukturierung des Edelstahlbereichs letztlich in einer Fusion mit dem Stahlbereich unter Voest-Generaldirektor Wolfgang Eder münden könnte, bestreitet Raidl. "Das sind zwei völlig verschiedene Welten." Und das, obwohl etwa die deutsche ThyssenKrupp nun Ähnliches vorhat.

Laut Raidl überwiegen dennoch grundlegende Unterschiede: "Stahl heißt Hochofen, Edelstahl heißt Elektroofen. Edelstahl wird außerdem nur kiloweise gehandelt." Grundlegende Unterschiede gibt es auch bei den Kunden. Im Edelstahlbereich sind es 100.000, "lauter kleine Werkzeugmacher", während es im Stahlbereich vor allem um Großkunden gehe.

Die geplante Neuaufstellung der Edelstahlsparte bis Ende März 2010 soll Doppelgleisigkeiten in der Holding verhindern. Der Bereich Schweißtechnik wird in die Voest-Bahnsysteme integriert. Das Bandstahl-Segment kommt in die Division Profilform. Dadurch kommt dem Bereich Edelstahl knapp ein Fünftel des Umsatzes abhanden.

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