Tony Hayward
BP-Chef bekommt 14 Mio. Euro für Abgang
26.07.2010
Der Mineralölkonzern will seinen Chef nach dem katastrophalen Management der Ölpest möglichst schnell loswerden.
Der britische Ölkonzern BP kämpft um sein Überleben als unabhängiger Weltkonzern. Alles deutete am Montag darauf hin, dass Konzernchef Tony Hayward zügig abgelöst werden sollte. Nach Berichten britischer Medien war es beschlossene Sache, dass der Amerikaner Bob Dudley sein Nachfolger wird.
Aufgrund der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wird BP am Dienstag möglicherweise den größten Verlust der britischen Unternehmensgeschichte bekanntgeben. Falls die zugesagten 20 Mrd. Dollar (15,5 Mrd. Euro) für Schadenersatz in die Halbjahresbilanz einfließen, rechnen Analysten mit einem entsprechenden Rekordverlust.
Das Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit soll sich nach Zeitungsberichten auf etwa 5 Mrd. Dollar für das zweite Quartal belaufen. Analysten bezeichnen dies als sehr anständig, doch das Interesse richtet sich angesichts der immensen Kosten vor allem auf die neue Führung und deren Strategie für BPs Überleben.
Der voraussichtliche neue BP-Chef Dudley ist ein Amerikaner aus dem von der Ölpest betroffenen Staat Mississippi und spricht mit Südstaatenakzent. Dies könnte ihm in in den USA zugutekommen. Der Wechsel an der Spitze sollte anscheinend am Montagabend vom Aufsichtsrat beschlossen werden. Schon am Vormittag hatte sich die gesamte Konzernspitze in der Londoner Zentrale versammelt.
In den vergangenen Wochen wurde in Großbritannien auch über die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden Carl-Henric Svanberg diskutiert. Ebenso wie Hayward waren dem Schweden ungeschickte Äußerungen über die Ölkatastrophe vorgeworfen worden. Nach Informationen der "Financial Times" bleibt er jedoch vorerst im Amt, weil der Aufsichtsrat es für zu riskant hält, beide Spitzenmanager auf einmal auszutauschen.
Der erwartete Rücktritt Haywards bescherte BP am Montag keine positiven Schlagzeilen in der britischen Presse. Die Zeitungen prangerten vielmehr die Abfertigung von wohl weit über 10 Mio. Euro an, die der scheidende Chef ausgehandelt haben soll. Analysten aus der Wirtschaft sagten dagegen, der Aufsichtsrat habe gar keine andere Wahl gehabt, als ihm eine solche Summe zu gewähren. Ein anderes Vorgehen wäre nur denkbar gewesen, wenn Hayward dem Konzern fahrlässig oder aus bösem Willen geschadet hätte. Niemand bestreite aber, dass er sein Bestes gegeben habe.