Sanierung

Brenner-Autobahn: Vom Freiheitssymbol zum Transit-Sorgenkind

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Die Alpenautobahn soll Stück für Stück saniert werden.

Einst war sie ein straßenbauliches Architektur-Highlight, das Fremdenverkehr, Wohlstand und Freiheit symbolisierte - heute ist sie Zankapfel, Protestplatz und wird zunehmend zur Mega-Baustelle: die Tiroler Brennerautobahn (A13). In den 1950er-Jahren begannen die Planungen für die Alpen-Autobahn, im Jahr 1975 wurde das letzte Teilstück bis zum Knoten Innsbruck-Wilten fertiggestellt. Nun wird die Nord-Süd-Verbindung Stück für Stück generalsaniert.

Noch Jahrzehnte bevor der Spatenstich für die von spektakulären Brücken geprägte und die alpine Landschaft prägende Verbindung erfolgte, waren bereits erste Pläne geschmiedet worden. 1939 überlegten die faschistischen "Achsenmächte" in Berlin und Rom unter der Herrschaft von Adolf Hitler und Benito Mussolini, wie die Länder miteinander verbunden werden könnten. An die technische Machbarkeit wollte man damals aber noch nicht glauben, heißt es in einer Publikation des heutigen Autobahnbetreibers Asfinag über den Bau der Autobahnen und Schnellstraßen in Österreich.

Umdenken nach 1956

Auch Anfang der 1950er-Jahre wurde auf der Innsbrucker Herbstmesse die Meinung vertreten, dass eine Autobahn über den Brenner nicht nötig sei. Eine Sonderausstellung mit dem Titel "Tirol braucht keine Autobahnen, sondern Alpenstraßen" verdeutlichte diese Haltung. Das zunehmende Verkehrsaufkommen führte jedoch unter den Verantwortungsträgern bald zum Umdenken und 1956 wurden Vorstudien für den Bau der Brennerautobahn aufgenommen.

Das erste Teilstück zwischen Innsbruck und Schönberg inklusive der markanten, 820 Meter langen Europabrücke über das Wipptal erfolgte noch offiziell als "zweibahniger Ausbau der Brenner-Bundesstraße", erst 1963 beschloss die österreichische Bundesregierung den Ausbau der Brennerautobahn als Mautstraße. Im Jahr 1964 wurde zur Finanzierung des Infrastrukturprojekts die Brenner Autobahn Aktiengesellschaft gegründet.

Zur selben Zeit griff auch südlich des Brenners der Straßenbau-Boom um sich. Der Spatenstich für die A22 - wie die Brennerautobahn in Italien heißt - erfolgte 1968. Im Jahr 1974 war die direkte Verbindung bis Modena komplett. Über die Streckenführung gab es wie auch in Nordtirol Diskussionen. So stand etwa der Verlauf der Autobahn über den Jaufenpass nach Meran und Bozen im Raum, schlussendlich wurde sie aber über Brixen und Klausen geführt.

Wirtschaftliche Interessen 

Sowohl nördlich als auch südlich des Brenners standen wirtschaftliche, insbesondere touristische Interessen im Vordergrund. In diesem Kontext fiel auch der in Tirol mittlerweile vielfach kritisierte Spruch des legendären Tiroler Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer im Jahr 1972, der im Tiroler Landtag meinte: "Verkehr ist Leben!" In den vergangenen Jahrzehnten bildete sich indes gegen dieses Credo Widerstand - insbesondere das Transitforum Austria-Tirol geißelte den Spruch wiederholt und machte die Brennerautobahn mit Bürgerversammlungen in den 1990er-Jahren zum Protestplatz und Ort von zivilgesellschaftlichem Engagement.

Die Brennerautobahn ist mittlerweile einem recht strengen Reglement unterworfen, gilt doch auf einem Abschnitt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h nach dem Immissionsschutzgesetz-Luft (IG-L). Blockabfertigungen und sektorale Fahrverbote für Lkw an der Inntalautobahn (A12) und weitere Anti-Transitmaßnahmen tragen zur Lenkung und Reduktion des Schwerverkehrs bei.

Dass die A13 jedoch im Vergleich zu anderen alpenquerenden Pässen - wie etwa in der Schweiz - sehr günstig ist, wird von Kritikern wiederholt als Ursache für die Verkehrsmisere ins Treffen geführt. Eine signifikante Erhöhung der Maut ist jedoch nicht in (politischer) Reichweite. Abhilfe dürfte der sich im Bau befindliche und voraussichtlich 2032 fertiggestellte Brennerbasistunnel (BBT) zwischen Innsbruck und dem Südtiroler Franzensfeste schaffen.

Verkehrsaufkommen steigt stetig an 

Seit ihrer Fertigstellung stieg das Verkehrsaufkommen auf der Brennerautobahn stetig an. Während im Jahr 1970 nur drei Millionen Fahrzeuge pro Jahr ihren Weg gen Süden bestritten, waren es im Jahr 2023 laut Asfinag an der Mautstelle Schönberg 14,4 Millionen Fahrzeuge.

Mittlerweile ist die Brennerautobahn auch durch ihre intensive Benützung in die Jahre gekommen. Neben der Generalsanierung der Luegbrücke ab 2025 werden auch die Mietzener Brücke sowie die Gschnitztalbrücke saniert. Gegen Ende der Generalsanierungsphase wird ab 2040 mit der Europabrücke das wichtigste Symbol der alpenquerenden Autobahn in Angriff genommen. Doch baustellenfrei wird die Brennerautobahn vermutlich nie wirklich sein: "Wenn ich mit einer Sanierung fertig bin, fange ich wieder von vorne an", sagte Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele im APA-Interview.

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