Budget-Hotels boomen regional unterschiedlich
12.03.2010
Im Tourismus gibt es auch Nischen und Regionen, die von der Krise regelrecht profitieren: Die Budget-Hotels, preiswerte Unterkünfte im 1- und 2-Sterne-Bereich, breiten sich in großen Teilen Westeuropas rasant aus. In Frankreich, England und Deutschland wird ein durchgestyltes Preiswert-Hotel nach dem anderen eröffnet. Österreich hinkt der Entwicklung hinterher.
Dabei kann man mit Häusern in dieser Kategorie derzeit noch gutes Geld verdienen. Der Wettbewerb verschärft sich allerdings auch zusehends. In vielen Märkten gebe es aber immer noch beträchtliches Potenzial, sagte Wirtschaftsprofessor Macy Marvel von der Ecole hoteliere in Lausanne bei der Berliner Tourismusmesse ITB. "Diese Art von Hotels gilt als Krisengewinner."
Die französische Accor-Gruppe war der Pionier in diesem Segment. "Wir haben die Budget-Hotels vor vier Jahren nach Deutschland gebracht", sagte der Geschäftsführer der Economy-Marken von Accor Deutschland, Michael Mücke. Mittlerweile hat der Tourismuskonzern alleine in Berlin bereits elf Hotels dieser Art.
Auch Meininger Hotels aus Berlin führt derzeit bereits elf Häuser (mit rund 1.200 Zimmern), sechs weitere hat das Unternehmen in der Pipeline. "2009 hatten wir eine Gesamtauslastung von gut 82 % - das lässt uns Spielraum bei den Preisen", so Geschäftsführer Sascha Gechter.
Zur Zeit bekommt man bei dem Unternehmen um 60 Euro ein Zimmer am Hauptbahnhof - normalerweise kostet es 45 Euro plus Frühstück. Die Preise sind laut Mücke von den Accor-Hotels sehr vom jeweiligen Standort und der Nachfrage abhängig. Dadurch komme es zu Preisunterschieden von mehr als 100 % innerhalb einer Marke.
Frankreich als größter Budget-Markt
Durch die Umtriebigkeit Accors hat sich Frankreich in Europa zum größten Markt für Budget-Hotels entwickelt - gefolgt von Großbritannien und Deutschland. "Economy- und Budget-Hotels sind salonfähig geworden", konstatierte Mücke. Nur etwa 8 Prozent der "gebrandeten Hotellerie" seien heute im Economy-Bereich aktiv. "Dann haben wir noch enormes Potenzial." Unter den großen europäischen Ländern sind Spanien und Italien aber noch regelrechte Nachzügler.
Auch Österreich ist im gepflegten Preiswert-Hotel-Bereich noch vergleichsweise unterentwickelt - im kommenden Jahr eröffnet das Verkehrsbüro in Kooperation mit der Münchener Motel One Group ein Low-Budget-Design-Hotel am Wiener Westbahnhof. Die Zielgruppe bilden vor allem Geschäftsreisende. Zu Zeiten des Sparens buchen die Firmen nicht nur beim Fliegen, sondern auch beim Übernachten lieber die Economy- statt der Business-Class.
Entwicklung auch in Osteuropa gebremst
Die GoldenTulip/Louvre Hotels sind derzeit noch hauptsächlich in Frankreich vertreten, wollen aber im Rahmen eines Joint Ventures mit der österreichischen Warimpex auch im CEE-Raum expandieren. Warimpex fungiert als Entwickler, Louvre Hotels als Betreiber. Doch auch in Osteuropa verläuft die Entwicklung gebremster als gedacht: 30 neue Hotels wurden laut Senior Vice President Haike Blaauw angekündigt. Aktuell in der Pipeline befänden sich sechs Häuser in Polen und eines in Budapest.
Außerhalb Europas sieht er die besten Chancen für die Marke Louvre in Marokko, im Nahen Osten, in China und in Brasilien. In dem südamerikanischen Land will er die Zahl der Hotels in weniger als zwei Jahren von derzeit sechs auf 34 %.
Eine ähnlich dynamische Entwicklung bei dem neuen Hoteltyp mit dem günstigen Preisleistungsverhältnis spielt sich in Indien ab. Die zur Tata Group gehörenden Ginger Hotels haben dort bereits 21 Hotels eröffnet, fünf werden gerade gebaut und weitere neun sind bereits fixiert. "Vor dreieinhalb Jahren hatten wir erst ein Hotel", verdeutlichte CEO Prabhat Pani den Trend. Der allgemeine Wirtschaftsabschwung komme seinem Geschäft zugute. Die Durchschnittspreise liegen bei ihm zwischen 22 und 45 Dollar.