618 Windkraftanlagen produzieren derzeit in Österreich Strom. Genau ein Drittel davon - 206 Windräder - drehen sich im Burgenland. Durch die Festsetzung des neuen Einspeistarifs mit 9,7 Cent pro kWh erhalten die Pläne der Windkraftproduzenten Auftrieb.
Alleine auf der Parndorfer Platte - in den Gemeinden Andau, Halbturn, Mönchhof und Nickelsdorf - könnten 168 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 500 MW errichtet werden, so Landeshauptmann Hans Niessl. Die Erweiterung der Eignungszonen in 9 burgenländischen Gemeinden ermögliche den Ausbau der Gesamtnennleistung von 400 auf 1.000 MW.
"Wir haben mehr als eine Verdoppelung geplant, das ist auch der Weg, wie wir im Burgenland stromautark werden können", so Niessl. Derzeit werden 50 % des Stromes aus Windkraft und weitere 10 % aus Biomasse erzeugt. Das Burgenland will die erste Region in Österreich und in Europa sein, die 100 % des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie - ausgenommen Wasserkraft - abdecke. Der Ausbau der Windenergie sei auch ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz. Durch die Windkraftnutzung würden schon derzeit 550.000 t CO2 pro Jahr eingespart, was mehr als 51 Mio. l Heizöl entspreche.
Insgesamt könnte es zu Gesamtinvestitionen von rund 1 Mrd. Euro kommen. Zusätzlich zu den Baukosten sollen über 20 Jahre hinweg für Wartung, Betrieb und Instandhaltung weitere 220 Mio. Euro aufgewendet werden. Die Gemeinden, in denen Windkraftanlagen entstehen, erhalten in diesem Zeitraum 12,5 Mio. Euro. Die Entschädigungen für die Grundstücksbesitzer belaufen sich derweilen auf 11 Mio. Euro.
Während der etwa vier- bis fünfjährigen Bauphase soll zudem eine Wertschöpfung von rund 100 Mio. Euro in der Region erzielt werden, 450 Arbeitsplätze würden direkt oder indirekt abgesichert. Schätzungsweise 30 % der Investitionskosten würden aufgrund von Drittleistungen in Österreich umgesetzt.
Beim Land trafen innerhalb sehr kurzer Zeit von den Gemeinden die Anträge zur Änderung der Flächenwidmungspläne ein. Die Landesregierung werde die Ausbaupläne rasch genehmigen, damit noch in diesem Jahr viele Projekte eingereicht werden können, so Niessl. Auch die Umweltverträglichkeitsprüfungen sollen "mit hoher Priorität" - notfalls unter Mithilfe von externen Beratern - durchgeführt werden: "Als kleinstes Bundesland sind wir eigentlich verpflichtet, die schnellsten zu sein."
BEWAG plant Projekte für mindestens 500 Mio. EuroJe nachdem, welche Projekte man umsetzen könne, gehe es innerhalb der BEWAG beim Windkraft-Ausbau um Beträge von 500 Mio. Euro aufwärts, so BEWAG-Vorstandssprecher Hans Lukits. Alleine der Bau und die Erweiterung von Umspannwerken würden an die 50 Mio. Euro erfordern. Der weitere Windkraftausbau werde 450 "oder sogar mehr" Mio. Euro bedürfen. Man arbeite an der Finanzierung ebenso wie an der Beschaffung: Schon vor einem Jahr seien Rahmenverträge mit Turbinenlieferanten ausgehandelt worden. Seit einem guten Jahr arbeite die BEWAG mit ihrer Tochter BEWAG Netz GmbH an einem Netzkonzept, so Lukits. In Zurndorf soll ein großes Umspannwerk entstehen, um einen Großteil des Stromes über das 380 KV-Netz transportieren zu können. Bestehende Umspannwerke sollen erweitert werden. Bei einem weiteren Windkraftausbau werde man künftig an vielen Tagen bis zum fünf- oder mehrfachen des Strombedarfs im Burgenland transportieren. Die BEWAG begann 1997 mit dem ersten Windpark im Nordburgenland. Derzeit betreibt die BEWAG-Tochter Austrian Wind Power (AWP) auf der Parndorfer Platte 138 Windräder. Beim Windkraft-Ausbau hat hinsichtlich der Eignungsgebiete die Raumplanung eine koordinierende Rolle übernommen. Burgenland habe das erste Konzept in Österreich erstellt, in dem Eignungs- und Ausschlusszonen ausgewiesen worden seien, so Gregori Stanzer vom Österreichischen Institut für Raumplanung (ÖIR). |