Business-Insider

Der Benko/Krone-Krimi

23.12.2023

Die Signa-Pleite von Rene Benko stürzt nicht nur die Immobilien- sondern auch die Medien-Branche ins Chaos.

Zur Vollversion des Artikels
© TZOe Fally, APA/dpa/Rumpenhorst, APA/Gindl (Fotomontage)
Zur Vollversion des Artikels

Benko wollte vor fünf Jahren mit seiner Signa den 50-%-Anteil der deutschen Funke-Gruppe an der Kronen Zeitung (plus weitere 49 % am Kurier) erwerben, danach den Krone-Herausgeber Christoph Dichand auskaufen und – vermutlich als „Liebesdienst“ an seinen Freund Sebastian Kurz – damit die totale Kontrolle über das Kleinformat und das Medien-Monopol „Mediaprint“ erreichen. Dafür wollte Benko den Deutschen in Summe 160 Millionen Euro zahlen.

Doch wie so oft in seiner schillernden Karriere ging Benko auch sein Krone-Abenteuer viel zu ungestüm, unüberlegt und ohne richtige Prüfung der Verträge an.

Krone-Beteiligung wurde zum medialen Leidensweg

Denn in Wahrheit begann mit der Krone-Beteiligung für Benko ein medialer Leidensweg:

Rasch stellte sich heraus, dass der gesamte Funke-Anteil für Benko nicht erwerbbar war, weil die Dichand-Familie im Falle eines Verkaufs der Funke-Mehrheit ein Vorkaufsrecht besitzt. Entgegen Benkos Hoffnung nahm Dichand Benkos Aufkauf-Angebot nicht an, lehnte jede Partnerschaft mit dem Immo-Jongleur ab und begann auch noch, Benko in „seiner“ Krone fast täglich medial zu verprügeln.

Also musste Immo-Trickser Benko einen extrem schlechten Ausweg wählen: Er konnte nur 49 % der Funke-Anteile an der Krone erwerben (für wie man jetzt weiß astronomische 90 Millionen) – und zwar ohne jedes Mitsprache-Recht. Benko war blinder Passagier in einem wahren Desaster.

Denn als nächstes stellte sich heraus, dass die Funke-Gruppe mit dem alten, verstorbenen Hans Dichand einen – so ein Insider – „absoluten Wahnsinns-Vertrag“ abgeschlossen hatte: Dichand (und sein Nachfolger) hat alle Rechte bei der Krone-Führung, bekommt lebenslang eine „Gewinn-Garantie“ von 10 Millionen Euro pro Jahr (!) – und das auch dann, wenn die Krone/Mediaprint Verluste macht, die Dichand nicht (!) zahlen muss.

Benko spielte zunächst den starken Mann: „Dichand kriegt ab sofort keinen Euro Gewinngarantie mehr, der wird verbluten und wir werden ihn aus der Krone hinausklagen!“, sagte er zu Beirats-Mitgliedern, die dem Deal von Beginn an skeptisch gegenüberstanden.

Wer Krone-Anteil von Funke kauft, muss Dichand 50 Mio zahlen

Tatsächlich begannen die Funkes auf Benkos Betreiben eine wahre Klage-Orgie gegen Dichand, sperrten seit 2019 alle seine Gewinn-Ansprüche, klagten ihn dutzendfach auf Ausschluss.

Nur: Dichand gewann vor dem zuständigen Schiedsgericht in Zürich fast alle (!) Verfahren. Mittlerweile hat er Anspruch auf zumindest 50 Millionen Euro Gewinnausschüttung, die nach wie vor nicht bezahlt sind, aber Stück für Stück rechtskräftig werden.

Und Dichand blockiert in der Mediaprint auch alle Spar-Maßnahmen für die Krone, kündigt weder Redakteure noch kürzt er den Blattumfang – so dass die anderen beiden Mediaprint-Eigentümer Funke und Raiffeisen heuer und im kommenden Jahr jeweils (!) zumindest 30 Millionen Verlust zahlen müssen, ohne sparen zu können. Im Gegenteil: Die Mediaprint-Verluste explodieren. Als Funke sich weigerte, so hohe Verlust-Überweisungen nach Wien vorzunehmen, knallten die Geschäftsführer der Mediaprint ihren Eigentümern – laut Insider-Infos - sogar eine „Insolvenz-Warnung“ auf den Tisch. Jetzt MÜSSEN die Deutschen und Raiffeisen bluten.

Der deutsche Krone-Miteigentümer Funke ist dabei das wahre Opfer der Benko-Pleite. Die Deutschen hatten mit Benko - laut Insider-Information – ein geheimes Abkommen, dass Benko sowohl die Dichand-Gewinngarantie als auch die Verluste mit seiner Signa zahlen würde. Das wird jetzt nicht mehr möglich sein. Damit kommt die gesamte Funke-Gruppe über Nacht in eine dramatische wirtschaftliche Schieflage und hat nur mehr ein Ziel: Die Krone-Anteile so rasch wie möglich los zu werden, bevor die 50 Millionen Gewinn an Dichand, die 30 Millionen Verlust-Abdeckung und vermutlich in Zukunft jedes Jahr (!) weitere 30 Millionen an Gewinn für Dichand und an Verlust für die Mediaprint zu zahlen sind. Für die Deutschen wäre das ein Never-Ending-Fiasko. Also: Nichts wie raus aus dem „katastrophalen Medienstandort Österreich“ (ein Funke-Manager).

Wer will die Krone-Anteile kaufen?

Die Frage ist nur: Wer kann und will diesen toxischen Krone-Anteil von Funke überhaupt kaufen. Denn es sieht so aus, als würde sich anno 2024 für den Krone-Anteil, der einst 4 Milliarden (!) Schilling wert gewesen sein soll, den Benko dann für 160 Millionen kaufen wollte, schließlich 90 Mio. für die Hälfte (also 24,9 % der Krone) zahlte, aber diesen Anteil in seiner Insolvenz-Bilanz zuletzt selbst schon auf 45 Millionen abgewertet hat, kein Käufer mehr finden. Ein Top-Insider: „Das nimmt keiner mehr – nicht einmal geschenkt!“

Der logische Käufer wäre Christoph Dichand, der den Anteil immer selbst (einmal sogar gemeinsam mit Raiffeisen) erwerben, aber schon in Glanzzeiten nur 20 bis 30 Mio. Euro zahlen wollte.

Ein Insider der Dichand-Welt meint beinhart: „Ich glaube nicht, dass Christoph Dichand derzeit den Krone-Anteil von den Funkes kaufen würde.“

Dichand würde mehr als 100 Mio. verlieren

Denn: Dichand würde laut Insider bei einem Kauf seinen „Traum-Vertrag“ verlieren. Die 10-Millionen-Gewinn-Garantie (von der vor allem Dichands Mutter und seine zwei Geschwister leben) wäre ebenso weg wie die Garantie, die Krone/Mediaprint-Verluste nicht zahlen zu müssen. Dichand würde also jedes Jahr 10 Millionen automatische Gewinnzahlung verlieren und zusätzlich riskieren, bis zu 30 Millionen Verlust-Anteil „brennen“ zu müssen.

Bleibt als logischer zweiter Käufer Raiffeisen – umso mehr als in Funkes „Benko-Paket“ auch die restlichen 49 % des Kurier enthalten sind. Doch auch für Raiffeisen stellt sich ein Kauf zur Zeit mehr als schwierig dar:

Für Raiffeisen ist Krone-Kauf fast unmöglich

Erstens: Der Kauf würde ein Kartell-Verfahren nach sich ziehen, umso mehr als Raiffeisen gerade auch den Agrar- und Ärzte-Verlag gekauft hat – und ein Raiffeisen-Kauf der Krone einen politischen Aufschrei auslösen würde, weil Raiffeisen ja als engster Partner der ÖVP gilt.

Zweitens: Einen Vertrag mit jährlicher 10-Millionen-Gewinngarantie für Dichand zu übernehmen, wäre für Raiffeisen gegenüber seinen Bank-Kunden kaum darstellbar.

Drittens: Einen Kauf abzuschließen, bei dem schon jetzt klar ist, dass er die Bank jedes Jahr mit zumindest 30 Millionen belastet, würde wohl die FMA und die Bankenaufsicht auf den Plan rufen. Das kann Raiffeisen derzeit unter Garantie nicht brauchen – umso mehr als Raiffeisen ohnehin mit mehr als 700 Millionen Minus im Benko-Debakel verhaftet ist.

Ein Banken-Insider: „Ich schließe den Kauf der Krone- und Kurier-Anteile von der Funke-Gruppe durch Raiffeisen definitiv aus – überhaupt wenn damit das Risiko einer 50-Millionen-Zahlung an Dichand, weiterer hoher Mediaprint-Verluste und die Übernahme dieses absurden Vertrages verbunden wäre. Das kann sich in Zeiten wie diesen keine Bank in Österreich mehr leisten – und Raiffeisen in einem Wahljahr schon gar nicht!“

Funke muss wohl selbst zurück- und dann weiterverkaufen

Bleibt in Wahrheit nur eine Lösung: Funke selbst kauft die Benko-Anteile als einziger seriöser Interessent im Verfahren des Insolvenz-Verwalters für vermutlich weniger als 10 Millionen zurück, bietet sie dann Dichand zum Kauf an und wäre dann – so ein Insider – laut Vertrag frei, sie an jeden anderen Interessenten zu verkaufen ohne das Dichand-Vorkaufsrecht zu verletzen, wenn Dichand vorher (wie erwartet) den Kauf ablehnt.

Fragt sich nur: Wer wird dann – irgendwann 2024 vor der Wahl – der Käufer der Krone-Hälfte sein?

Der Insider: „Bei allem Respekt vor der Marktmacht der Krone – unter allen seriösen Medienhäusern wird sich kein Käufer finden, der in diesen Wahnsinnsvertrag mit 10 Millionen Gewinn-Garantie und unbeschränkter Verlust-Zahlung ohne jede Führungsrecht einsteigt. Die Krone verliert jedes Jahr dramatisch an Auflage, Umsatz und Wert. Das kauft keiner mehr - umso mehr als Dichand ein Vorkaufsrecht hat, das also nur eine feindliche Übernahme von maximal 24,9 % ohne jede Rechte möglich macht. Ganz sicher macht das kein österreichisches Verlagshaus, das bei Sinnen ist - und ganz sicher auch kein deutsches Medienhaus mehr. Das könnte bestenfalls ein Glücksritter sein!“

Möglicherweise steht ja die Oligarchen-Nichte mit ihrem schlagkräftigen HC bereit, vielleicht auch die Scheichs mit ihrem Benko-Freund Kurz. Und ein Insider witzelt: „Der logische Käufer wäre eigentlich exxpress.at mit Richard Schmitt und seinem Finanzier Alexander Schütz. Das wäre doch originell?“

Zur Vollversion des Artikels