Mit höheren Zinsen will Christine Lagarde die Inflation in den Griff bekommen.
Frankfurt. Nicht zu Unrecht gilt sie für viele als die mächstigste Frau Europas: Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), herrscht über unser Geld. Die 67-jährige Französin stellt die Weichen für die Entwicklung des Euro. Ihr Hauptfokus liegt derzeit auf der Bekämpfung der Rekord-Inflation – lange hatte sie die Teuerung als vorübergehendes Phänomen gesehen und anders als ihre US-Kollegen nicht an der Zinsschraube gedreht, aber seit Sommer 2022 hebt auch die EZB den Leitzins für die Eurozone sukzessive an, diese Woche zum fünften Mal in Folge auf nunmehr 3 %.
Chanel-Kostüme und Nobel-Handtaschen
Über die Teuerung im Alltag weiß Lagarde durchaus Bescheid: Sie kaufe selbst ein und kenne die Preise für Joghurt, Brot und Butter, sagte sie in einem Interview. Privat wird sie das bei einem Monatseinkommen von rund 40.000 Euro wenig kratzen. Dass sie gern Chanel trägt, hat ihr schon häufig Kritik eingebracht. Ebenso wie ihre Nobel-Handtaschen, beispielsweise die begehrte Kelly-Bag von Hermès.
Elegant. Ein elegantes Auftreten ist der ehemaligen Synchronschwimmerin (sie gehörte der französischen Nationalmannschaft an) und zweifachen Mutter jedenfalls wichtig. Eine Art Markenzeichen sind die bunten Seidentücher, welche die 1,80-Meter-Frau fast immer zu ihren Business-Zweiteilern kombiniert.
So trat sie auch am Donnerstag nach der Zinsentscheidung der EZB vor die Presse. Und zeigte sich entschlossen: „Niemand sollte zweifeln, dass wir die Inflation auf 2 % drücken“, sagte sie. Diese 2 % sind der Wert, bei dem die Währungshüter eine Preisstabilität erreicht sehen. Zugegeben noch weit entfernt von der derzeitigen Teuerungsrate: 8,5 % in der Eurozone, in Österreich waren wir im Jänner bei 11,1 %.
Gratwanderung. Lagarde wird die Zinsen also weiter anheben, sie kündigte für März eine neuerliche Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte an. Höhere Zinsen verteuern Kredite, es werden dann weniger Darlehen für Anschaffungen aufgenommen – die Nachfrage sinkt und in der Folge die Preise. Es ist allerdings eine Gratwanderung: Denn höhere Zinsen machen Investitionen für Unternehmen kostspieliger, was die Wirtschaft bremst. Zudem wird der private Konsum, eine wesentliche Stütze der Konjunktur, geschwächt.
So wirkt sich die Zinserhöhung jetzt aus
Wer einen variabel verzinsten Immo-Kredit hat, muss nun höhere Kosten stemmen.
Wien. Jahrelang lagen die Zinsen bei null und es war extrem günstig, sich von der Bank etwa für einen Wohnungskauf Geld auszuborgen, jetzt hat sich der Wind gedreht. Für Zigtausende Kreditnehmer in Österreich steigt die finanzielle Belastung. Das können leicht 400 Euro mehr im Monat sein. Vor einem Jahr zahlte man für variabel verzinste Immo-Kredite 0,5 %, heute ist der Zinssatz rund sieben Mal höher. Und wird jetzt weiter steigen.
Auf der anderen Seite können sich Sparer endlich wieder über Zinserträge freuen. Für täglich fälliges Geld haben sich die Top-Konditionen laut dem Vergleichsportal durchblicker.at von Oktober bis Jänner auf 1,5 % verdoppelt. Für Spareinlagen mit 1 Jahr Bindung sind bis zu 3 % Zinsen drin, ebenso bei Bausparverträgen. Aber: Nachdem die Inflation um ein Vielfaches höher liegt als der Zinssatz, verliert das Ersparte trotzdem weiter an Wert …