Spektakulärer Kollaps eines Krypto-Imperiums: FTX meldete Insolvenz an.
Krypto. Zunächst ist es die nahezu märchenhafte Geschichte eines Goldjungen: Sam Bankman-Fried, genannt SBF, wurde in kürzester Zeit mit Kryptohandel zu einem der reichsten Menschen der Welt. So schnell hat noch nie jemand so viele Milliarden gemacht. Dabei ist SBF das Gegenmodell zum gierigen Wallstreet-Banker: Geldbesitz sei ihm persönlich nicht wichtig, betonte der inzwischen 30-jährige Kalifornier mit dem Wuschelkopf gern – er wohnt in einer WG, fährt auch als Multimilliardär einen Toyota Corolla. Maximal Geld scheffeln will SBF trotzdem. Mit dem Ziel, den Großteil zu spenden, um die Welt zu verbessern. „Effektiver Altruismus“, nennt sich diese Philosophie.
FTX-Gründer verlor in 24 Stunden gesamtes Geld
Trick. Fasziniert von der Kryptowelt, steigt SBF 2017 hier ein, gründet die Firma Alameda, beginnt in großem Stil mit Bitcoin zu handeln. Sein Trick: Er macht sich zunutze, dass Bitcoin in Asien oft teurer gehandelt werden als in den USA, setzt auf grenzüberschreitende Deals. 2019 gründet SBF seine eigene Kryptobörse FTX. Es läuft bestens, der Krypto-Star übersiedelt auf die Bahamas (Steueroase …), Promis reißen sich darum, bei SBF zu investieren, ebenso wie namhafte Hedgefonds und Finanzinvestoren. Als FTX-Werbebotschafter kommt Football-Star Tom Brady an Bord, auch seine damalige Frau, Top-Model Gisele Bündchen, ist dabei.
Anleger-Flucht. Alles läuft, selbst den Abwärtsstrudel der Krypto-Kurse scheint FTX durchtauchen zu können. Bis zum vergangenen Wochenende, als die Kryptoplattform plötzlich in Zahlungsschwierigkeiten geriet, nachdem Anleger binnen weniger Stunden 6 Mrd. Dollar abziehen wollten. Hintergrund ist ein monatelanger Streit zwischen SBF und seinem Erzrivalen Chang Zhao, dem Gründer der weltgrößten Krypto-Plattform Binance. Der war laut Reuters einst mit 20 % an FTX beteiligt, stieg aber 2021 aus und kündigte letzten Sonntag an, all seine verbliebenen FTX-Token in Bargeld tauschen zu wollen. Das löste die breite Anlegerflucht aus.
Insolvenz. Tagelang kämpfte SBF ums Überleben von FTX. In seiner Verzweiflung rief er sogar Erzrivalen Zhao an. Kurz sieht es so aus, als würde Binance FTX übernehmen, aber Zhao lässt den Deal platzen. Auch anderweitig kann SBF die notwendige miliardenschwere Finanzspritze nicht auftreiben. Am Freitag meldete FTX Insolvenz an.
Kurs-Gemetzel. Die FTX-Turbulenzen rissen die Krypto-Kurse in die Tiefe. Der Bitcoin fiel zeitweise unter 16.000 Dollar. Gründer SBF verlor binnen 24 Stunden 95 % seines Vermögens. In der Vorwoche stand er noch mit 16 Mrd. Dollar im Milliardärs-Index von Bloomberg, jetzt ist er aus der Liste verschwunden. „Es tut mir leid, ich habe es verbockt“, schrieb er an seine Mitarbeiter …