Deutschland startet eine Aufholjagd bei der Elektromobilität. Der Stuttgarter Autobauer Daimler will hierzu zusammen mit dem Industriegasekonzern Linde und weiteren Partnern den Aufbau von Wasserstofftankstellen in Deutschland vorantreiben. Ziel sei es, eine flächendeckende Versorgung mit Wasserstoff aufzubauen, um bis 2015 die serienmäßige Einführung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb zu ermöglichen, sagte der deutsche Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee.
Erst am Mittwoch (9.9.) hatten sich Daimler und ausländische Konkurrenten wie Ford und Toyota darauf verständigt, ab 2015 ihren Kunden Brennstoffzellen-Fahrzeuge anzubieten.
"Wie schnell das elektrische Fahren mit Wasserstoff jedoch am Ende Realität wird, hängt auch von der Frage ab, ob man diesen flächendeckend nachtanken kann", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche.
Neben Daimler und Linde haben EnBW, der Öl- und Gaskonzern OMV, sowie die Ölkonzerne Shell, Total, der Energieversorger Vattenfall und die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Demnach wollen sie die Kommerzialisierung von Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb mit der entsprechenden Infrastruktur begleiten. Bereits bis 2011 soll das Netz deutlich ausgebaut werden. Laut NOW gibt es bisher 30 der Tankstellen in Deutschland, öffentlich zugänglich sind allerdings nur sieben.
Rund 2.800 Tankstellen nötig
Laut Tiefensee handelt es sich um "ein zugegeben ehrgeiziges Ziel". Dies werde nur mit der Unterstützung der Politik funktionieren, betonte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Bisher fördert die Bundesregierung den Aufbau von bis zu 25 Wasserstofftankstellen mit einer Anschubfinanzierung von 15 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket.
Für eine flächendeckende Versorgung in Europa sind laut Linde-Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Reitzle rund 2.800 Tankstellen nötig. Seine bereits früher veranschlagte Kostenpauschale für das gesamte Versorgungsnetz von 3,5 Mrd. Euro sei immer noch aktuell, sagte Reitzle. Er habe jedoch den Ehrgeiz, weiter nach unten zu kommen.
Als Vorteil des Brennstoffzellen-Antriebs nannte Reitzle neben der Emissionsarmut die Unabhängigkeit vom Öl. Wasserstoff sei nicht von einer Primärenergie abhängig. Derzeit koste ein Kilo Wasserstoff etwa acht Euro. Damit fahre ein Mercedes-Benz der B-Klasse rund 100 Kilometer.
Daimler sieht sich selbst als führend in der Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben an, bei deren Nutzung aus dem Auspuff nur Wasserdampf entweicht. Problematisch ist bisher noch die Speicherung der Energie. Deswegen forscht der Autokonzern wie alle anderen Hersteller, um die Batterietechnik weiter voranzubringen.
Es gebe noch keine Generallösung, sagte Zetsche. Sie müssten beide Techniken weiterentwickeln. Warum sich BMW beim gegründeten Bündnis nicht engagiere, wollte er nicht mitteilen. "Andere wollten diesen Weg nicht gehen", sagte Zetsche diesbezüglich. Bisher ist auch noch unklar, ob beide Unternehmen ihre Kooperation im Bereich der Hybridantriebe fortsetzen.