Der deutsche Autokonzern Daimler hat das zweite Quartal in Folge einen Milliardenverlust eingefahren. Konjunkturkrise, die endgültige Trennung von der verlustreichen US-Sparte Chrysler und der Umbau der Lastwagensparte sorgten von April bis Juni für einen Verlust von 1,06 Mrd. Euro, nach plus 1,4 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum 2008.
Im ersten Quartal hatte das Minus allerdings noch 1,29 Mrd. Euro betragen. In den kommenden Monaten soll es laut Vorstandschef Dieter Zetsche aber "aufwärts gehen". Die Börse reagierte positiv auf die Ankündigung.
Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) aus dem laufenden Geschäft verringerte Daimler den Verlust von 1,42 Mrd. Euro im ersten Quartal auf 401 Mio. Euro aus. Zetsche sagte, das eingeleitete Sparprogramm greife. Für den Rest des Jahres erwartet er eine "schrittweise Verbesserung der operativen Ergebnissituation." Der Autobauer fährt seit Jahresanfang einen strikten Sparkurs und will dadurch die Kosten um insgesamt 4 Mrd. Euro senken, allein die Hälfte davon sind Personalkosten.
Zetsche betonte: "Ein Vergleich mit dem sehr guten Vorjahresquartal macht aber deutlich, welche Hausaufgaben noch vor uns liegen." Der Umsatz ging zwischen April und Juni um 25 Prozent auf 19,6 Mrd. Euro zurück. Der Konzern verkaufte weltweit 391.500 Autos und Nutzfahrzeuge und damit 31 Prozent weniger als im Vorjahr.
Das Geschäftsfeld Mercedes-Benz Cars fuhr einen Verlust von 340 Mio. Euro ein. Der Absatz mit der Kernmarke Mercedes-Benz ging um 19 Prozent auf 287.200 Autos zurück. Das Unternehmen erwartet weiterhin Rückgänge beim Absatz in den USA, Westeuropa und Japan. Stabilisierend hingegen sollte der Verkauf in den Schwellenländern und vor allem in China wirken.
Besserung im zweiten Halbjahr erwartet
Für das zweite Halbjahr möchte Daimler bei der Kernmarke aus der Verlustzone herausfahren. Mercedes-Benz Cars rechne mit einer "schrittweisen Verbesserung der Ergebnissituation und erwartet für das zweite Halbjahr einen positiven operativen Ergebnisbeitrag", erklärte das Unternehmen weiter.
Die sonst erfolgsverwöhnte Lastwagen-Sparte bekam im zweiten Quartal die wirtschaftliche Talfahrt voll zu spüren: Der Verlust betrug 508 Mio. Euro, nachdem Daimler Trucks im ersten Quartal noch schwarze Zahlen geschrieben hatte. Von April bis Juni brach der Lkw-Absatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 Prozent auf 54.100 Fahrzeuge ein. Der Umbau des Geschäfts in den USA schlug alleine mit 204 Mio. Euro zu Buche. Das Geschäftsfeld Mercedes-Benz Vans fuhr einen Verlust von 10 Mio. Euro ein. Im Busgeschäft ging der Gewinn auf 49 Mio. Euro zurück.
Die Finanzsparte leidet ebenso unter der weltweiten Rezession. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging auf 79 Mio. Euro zurück. Grund seien im Wesentlichen höhere Aufwendungen für Kreditrisiken sowie geringere Zinsmargen.
Analysten hoben zwar hervor, dass Daimler die Markterwartungen übertroffen habe, und sprachen von starken Liquiditätskennziffern. Manche Branchenexperten warnten allerdings vor überzogenen Hoffnungen. Daimler sei mit den nun vorgelegten Zahlen einer der schwächsten Autohersteller in Europa, gab Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler zu bedenken. "Besonders der Ausblick ist nicht besonders überzeugend", fügte er hinzu.