Demenz: Pro Patient 45 Erwerbstätige

18.09.2009

Mitte des 20. Jahrhunderts kamen auf 1 Demenzkranken 120 Erwerbstätige. 2010 werden es nur mehr 45 sein.

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Anlässlich der neuen Kampagne "Pflege geht uns alle an" forderten Caritas-Präsident Franz Küberl und Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Verbesserungen im Pflegesektor und wiesen auf Alzheimer-Betroffene als besondere Herausforderung hin: "Demenz ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu und Tabus machen einsam und verzweifelt." Österreich sei im Pflegebereich noch lange nicht im 3. Jahrtausend angekommen.

Die Bevölkerung wird immer älter und damit steigt auch die Zahl der Demenzpatienten, betont Johannes Wancata von der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH-Wien. Während bei den 60- bis 64-Jährigen nur 1 % betroffen sei, steige der Anteil bei den 85- bis 94-Jährigen auf 30-40 %. Bis 2050 wird mit 262.300 Alzheimerleidenden gerechnet. Bereits jetzt haben 70 % jener, die in ein Pflegeheim verlegt werden, Demenz.

"Wir werden, um mit dieser Situation fertig zu werden, ein Mehr an Pflege-Angebot brauchen", so Wancata. Betroffen davon sei nicht nur die mobile Versorgung, sondern auch die stationäre Behandlung. "Wir werden mit Sicherheit die gleiche Zahl an Pflegeplätzen brauchen, wenn nicht sogar mehr", ortete er eine große Aufgabe für die Politik.

Problematisch sei vor allem die Situation der pflegenden Angehörigen, die 75-90 % der Alzheimer-Betroffenen umsorgen würden. Selbst 1/4 der schweren Demenz-Fälle, die rund um die Uhr Pflege benötigen, werden derzeit zu Hause versorgt, so Wancata. Die Folge: 2/3 plagen Zukunftssorgen und/oder Burn-out-Symptome. Mehr als 50 % seien mittlerweile selbst krank, beinahe ebenso viele durch die Pflegearbeit sozial isoliert, erklärte Wancata. 27 % klagen über finanzielle Belastungen.

Ausbau der mobilen Hilfe

"Der Mensch ist nie eine medizinische Restgröße", forderte Küberl weitere Verbesserungen im Pflegebereich. Der Caritas-Präsident und Landau betonten die Notwendigkeit des Ausbaus von flächendeckenden Unterstützungsmöglichkeiten im mobilen Bereich. Zwischen einer rund um die Uhr-Betreuung und der Hilfe für wenige Stunde gebe es Lücken. Notwendig wären flexible Angebote auch für 8 oder 10 hnden sowie individuelle Beratungs- und Hilfsdienste. Auch der im Regierungsprogramm festgeschriebene Pflegefonds müsse rasch geschaffen werden.

Fehlen würden außerdem zukunftsfähige, einheitliche Pflege-Konzepte für Österreich. Je nach Bundesland würden Leistungen unterschiedlich viel kosten bzw. nach anderen Maßstäben zur Verfügung gestellt, kritisierten die Caritas-Vertreter.

Auch die Pflegegeldeinstufung dürfe nicht von Zufällen abhängen und benötige bundesweit gleiche Vorgaben und Formulare. Wichtig wäre eine Beurteilung durch geschulte Ärzte und diplomiertes Pflegepersonal nach dem Vier-Augen-Prinzip

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