Der Ansturm auf Wiener Zinshäuser treibt die Preise nach oben
13.11.2009
Unter dem Motto "Grundbuch statt Sparbuch" findet derzeit auch ein Ansturm auf Zinshäuser statt, der die Preise in die Höhe treibt. Angesichts der niedrigen Verzinsung ihrer Gelder bei den Banken und der Sorge vor steigender Inflation setzen viele Investoren auf Immobilien.
"2008 erzielten unsere Anleger eine Rendite von 5 % - vor 2 Jahren konnte man mit dieser Marke auf dem Markt nicht reüssieren", sagte Premium-Immobilien-Vorstand Walter Wittmann. Die Gier nach höheren Renditen ist der Sehnsucht nach sicheren Investments gewichen.
Preisauftrieb in klassischen Wohnbezirken
Wegen der starken Nachfrage seien die Preise für sanierungsbedürftige Zinshäuser seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Vorjahr auch in den herkömmlichen Wohnbezirken um etwa 50 % auf 980 bis 1.100 Euro je Quadratmeter gestiegen. 2008 waren solche Häuser auch noch um 650 bis 800 Euro pro Quadratmeter zu haben. "Der Preisauftrieb, der in den klassischen Nobelgegenden Innere Stadt, Josefstadt oder Döbling längst stattgefunden hat, spielt sich nun in den klassischen Wohnbezirken ab", erklärt Wittmann.
In den teuren Bezirken sind dagegen meist keine guten Renditen mehr zu machen. Premium Immobilien kauft deshalb überwiegend in normalen Wohngegenden mit guter Verkehrsanbindung zu. "Derzeit habe ich den 10. Bezirk sehr gerne", so Wittmann. Von der Preisrelation her ein interessantes Gebiet sei etwa auch der neue Hauptbahnhof. Sanierungsobjekte werden aber auch im 11., 14. 15. 17. und 18. Bezirk gesucht.
2009 haben sich die Investitionen der - überwiegend privaten - Premium-Anleger gegenüber dem Vorjahr von 30 auf 60 Mio. Euro verdoppelt. "2010 wird das noch deutlich mehr werden, weil ich glaube, dass die institutionellen Anleger wieder kauffreudiger werden", erwartet Wittmann. Bei den Privaten habe zu Beginn der Krise 2008 auch eine "Erstarrung" stattgefunden, die aber mit dem ersten Quartal 2009 aufgehört habe. "Der Schock ist weg."
Premium saniert seit 15 Jahren alte Zinshäuser in Wien und verwendet dafür Fördermittel der Stadt. Mittlerweile hat das Unternehmen 120 Objekte mit rund 4.400 Wohnungen und einer Gesamtfläche von mehr als 300.000 Quadratmetern platziert - zehn davon heuer. Anleger können ab einer Mindestsumme von 30.000 Euro Zinshaus-Beteiligungen kaufen - die durchschnittliche Investition von Privaten betrage aber 100.000 Euro. Derzeit sind in der Gesellschaft knapp 1 Mrd. Euro veranlagt.
Renditen von bis zu 5 %, langfristige Anlageform
Die Erträge der Investoren, die einen grundbücherlich sichergestellten Anteil an einer Immobilie erwerben, beruhen auf den Mieteinnahmen. Interessant ist das Modell nur für langfristig orientierte Anleger. Die Mietrendite nach Steuern für ein neu saniertes Haus macht den Angaben zufolge vier bis 5 % aus. Die Ausschüttung erfolgt einmal jährlich. Die Rendite-Ansprüche seien auch vererbbar. Aktuell hat das Unternehmen 30 Objekte in Arbeit. Die Bauzeit beträgt in der Regel 2-3 Jahre.
Da die Sanierung der Häuser mit Mitteln der öffentlichen Hand gefördert ist, sind die Mieten 15 Jahre lang mit 6 bis 7 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. "Die Förderstelle will leistbare Mieten in sanierten Häusern." Leerstand gibt es laut Wittmann so gut wie keinen. "Inserieren ist meist gar nicht nötig - die Wohnungen gehen schon weg, während die Baustelle noch steht", so der Premium-Vorstand. Die Vermietungen sind unbefristet - "sonst hätten wir 25 % Zinsabschlag".