Arbeitsmarkt
Der österreichischen Wirtschaft fehlen die Fachkräfte
01.12.2017
WKÖ fordert Maßnahmen gegen strukturelle Arbeitslosigkeit.
Äußerst positiv ist die sinkende Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern und Branchen. Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sieht Martin Gleitsmann, Arbeitsmarktexperte der WKÖ, Handlungsbedarf: „Fachkräftemangel ist das Thema Nummer 1 - nicht nur in den österreichischen Betrieben, sondern in ganz Europa. Länder wie Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien, haben heute eine geringere Arbeitslosigkeit als Österreich. Es wird immer schwieriger, die in Österreich fehlenden Fachkräfte in jenen Ländern zu finden.“
Wie es etwa in Deutschland bereits passiert ist, sollte man auch für Österreich eine umfassende Strategie gegen den Fachkräftemangel erarbeiten, schlägt Gleitsmann vor: „Österreich braucht rasch eine umfassende Offensive gegen den Fachkräftemangel, um die Chancen aus dem Konjunkturaufschwung voll nützen zu können.“
Die Wirtschaftskammer setzt in mehreren Bereichen Initiativen, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen – etwa mit der Kampagne „Probier Dich aus!“, die jungen Menschen Lehrberufe vorstellt, oder mit der Zusammenstellung von 100 neuen Bildungspfaden, welche das Bildungssystem durchlässig machen.
Strukturelle Arbeitslosigkeit wird immer deutlicher – Betriebe im Westen finden kein Personal
Wie die jüngsten Daten zeigen, steigt die Zahl der offenen Stellen nach wie vor (+37,2% im Vorjahresvergleich). Doch immer mehr beim AMS gemeldete offene Stellen können nicht besetzt werden, etwa im Tourismus. Gleichzeitig steigt mit einem Plus von 17,2% der Anteil der Langzeitarbeitslosen weiter an. Die strukturelle Arbeitslosigkeit und der regionale Mismatch macht sich immer stärker bemerkbar.
Gleitsmann: „Überregionale Vermittlung, Eingliederungsbeihilfen und Weiterbildungen, die direkt in den Betrieben stattfinden, helfen erfahrungsgemäß jenen Menschen, die schon sehr fern vom Arbeitsmarkt sind, am besten und sollten unbedingt forciert werden. Die rechtzeitig zu Beginn der Wintersaison lukrativer ausgestattete Entfernungsbeihilfe und der neue Kombilohn für Arbeitslose, die bereit sind, eine entfernte Arbeitsstelle anzutreten, sind ein erster richtiger Schritt, um dem regionalen Missmatch entgegenzusteuern.“ Ebenso sei die Forderung der Aufnahme von Köchen und Restaurantfachkräften in die Mangelberufsliste aus dem Tourismus nachzuvollziehen.
Arbeitslosigkeit sinkt bei Älteren stark
Trotz der demografischen Entwicklung und der steigenden Zahl an Babyboomern, die in die Altersgruppe der Älteren wachsen, sinkt die Zahl der älteren Arbeitslosen. 105.251 Personen 50+ haben seit Jahresanfang eine Beschäftigung aufgenommen. „Die sinkende Arbeitslosigkeit unter den Älteren ist ein großer Verdienst der Betriebe, die die Erfahrung und das Wissen der Generation 50+ schon lange zu schätzen wissen. Statt künstlich geschaffener, zeitlich befristeter Beschäftigungsaktionen im öffentlichen Bereich ist der Einsatz von Eingliederungsbeihilfen an Betriebe und von Kombilöhnen der erfolgreichere Weg, der weiterverfolgt werden sollte“, so Gleitsmann.