Zuwachs im Güterverkehr

Deutsche Bahn fährt satte Gewinne ein

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Trotz Streiks und anhaltender Technik-Probleme bilanzierte die DB AG positiv.

Die Deutsche Bahn hat trotz teurer Technikprobleme in der Zugflotte nach der Wirtschaftskrise wieder Fahrt aufgenommen. Unter dem Strich stieg der Gewinn des bundeseigenen Konzerns im vergangenen Jahr um 27,5 Prozent auf knapp 1,1 Mrd. Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Berlin mittelte. Operativ schrieben alle Geschäftsfelder wieder schwarze Zahlen. Erstmals soll der Bund als Eigentümer eine Dividende von 500 Mio. Euro erhalten.

Bahnchef Grube verspricht Qualitäts- und Serviceoffensive
Vorstandschef Rüdiger Grube kündigte an, dass auch in diesem Jahr an besserem Service und zuverlässigerer Qualität für die Fahrgäste gearbeitet werden solle. Die Fernverkehrs-Sparte der Bahn kämpft seit Monaten mit Defekten an der Flotte von ICE-Hochgeschwindigkeitszügen, die für Verspätungen und Zugausfälle sorgen.

Fernverkehr kämpft mit veraltetem Wagenpark

Auch der mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren völlig veraltete Wagenpark der Intercity-Züge bereitet DB Fernverkehr zunehmend Kopfzerbrechen. Die Verhandlungen mit Siemens über die Beschaffung der neuen Zuggeneration ICx spießen sich seit Monaten am Preis. Vor Kurzem hat die DB nun als Sofortmaßnahme für den Fernverkehr adaptierte Nahverkehrs-Doppelstockwagen bestellt.

Anhaltende Probleme bei der Berliner S-Bahn
Als zweites Sorgenkind im DB-Konzern erweist sich die Tochter S-Bahn Berlin. Wegen Wartungsmängeln sind nach wie vor Hunderte S-Bahn-Züge außer Betrieb. Die Fahrgäste müssen längere Wartezeiten und überfüllte Züge hinnehmen. Abhilfe schaffen soll in einigen Wochen die Wiederinbetriebnahme von bereits abgestellten S-Bahnen aus DDR-Produktion.

Bahnchef Grube: "DB wieder auf Kurs"
Trotz dieser Probleme sei die Bahn nach Einbußen wegen der weltweiten Konjunkturflaute wieder auf Kurs, sagte Rüdiger Grube. Die Fahrgastzahl erhöhte sich trotz Zugausfällen wegen heftigen Winterwetters und hochsommerlicher Hitze um 2,2 Prozent auf 1,95 Milliarden. Der Umsatz wuchs um 17,3 Prozent auf 34,4 Milliarden Euro. Dennoch hinterließen Kosten für zusätzliche Werkstattaufenthalte und entgangene Umsätze Spuren in der Bilanz und drückten die Ergebnisse im Personenverkehr.

Personenverkehr verzeichnete Gewinneinbruch
Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verlor der Fernverkehr 17 Prozent auf 117 Millionen Euro. Der Regionalverkehr als wichtigster Gewinnbringer kam auf 729 Millionen Euro (minus 18,9 Prozent). Negativ schlug auch die angeschlagene S-Bahn Berlin zu Buche. Arriva, die neue Tochter für die internationalen Aktivitäten im Regionalverkehr, steuerte bereits 55 Millionen Euro Ebit bei.

Gütersparte DB Schenker als Cashcow
Starke Gewinnsteigerungen wiesen die Fracht-Aktivitäten aus. Das weltweite Logistikgeschäft der Spedition Schenker verbesserte sich um 52,8 Prozent auf 304 Mio. Euro. Die Güterbahn Schenker Rail, die noch im Vorjahr 189 Millionen  Euro Verlust gebaut hatte, fuhr mit 12 Mio. Euro in die schwarzen Zahlen zurück. Die Gleisnetz- und Infrastruktursparte DB Netze legte um 7,7 Prozent auf 601 Millionen Euro zu. Im Konzern summierte sich das Ebit auf 1,87 Milliarden Euro. In diesem Jahr erwartet der Vorstand eine positive Entwicklung bei Umsatz und Gewinn. Die Netto-Verschuldung stieg 2010 um 1,9 Mrd. auf 16,9 Mrd. Euro.

Kernkraft-Moratorium bedroht Bahnstromversorgung nicht
Die Bahnstromversorgung kommt nach Worten Grubes auch ohne das abgeschaltete Atomkraftwerk Neckarwestheim I aus. Die Bahn habe sich vor der im Herbst beschlossenen Laufzeitverlängerung darauf eingestellt, dass der Meiler bereits 2010 vom Netz gehen würde. Er hat mit seiner eigenen Bahnstrom-Turbine bisher acht Prozent des DB-Strombedarfs abgedeckt. "Wir kaufen zudem alles auf, was zu vertretbaren Konditionen am Markt an regenerativen Energien verfügbar ist", so der Bahnchef.

Razzia von EU-Wettbewerbshütern bei der Bahn-Energietochter
Überrascht zeigte sich der Konzern von Büro-Durchsuchungen durch EU-Ermittler. Hintergrund der Razzia in Berlin, Frankfurt und Mainz seien Vorwürfe gegen das seit 2002 bestehende Preissystem für Bahnstrom, sagte Vorstand Gerd Becht. Es sei damals vor Einführung intensiv mit dem Bundeskartellamt erörtert worden. Außerdem habe die Bahn in dieser Sache mehrere Prozesse gewonnen. Die EU-Kommission verdächtigt die Bahn, Konkurrenten auf ihrem Netz höhere Strompreise zu berechnen als ihren eigenen Töchtern.

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