Empörung und Streikdrohungen gehören zum üblichen Säbelrasseln der Arbeitnehmerseite in Tarifverhandlungen. Doch bei der Deutschen Bahn ist die Lage komplizierter: Dort kämpfen gleichzeitig zwei Gewerkschaften um die Macht.
Bei den Tarifverhandlungen der Deutschen Bahn ist keine Annäherung in Sicht. Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, bezeichnete das Angebot des Unternehmens in den "Ruhr Nachrichten" (Freitagsausgabe) als Provokation. "Die Bahn hat bei der dritten Verhandlungsrunde den Lokomotivführern den Kampf angesagt." Das Unternehmen lehne es ab, "mit uns über die Verbesserung von Einkommen, Arbeitszeiten und die Reduzierung der Überstunden für Lokomotivführer zu verhandeln", betonte er. Nach der ergebnislosen Runde am Mittwoch hatte die GDL Streiks nicht mehr ausgeschlossen.
Die Deutsche Bahn wies Weselskys Äußerungen als "simples Ablenkungsmanöver" zurück. Eine Sprecherin sagte am Freitag: "Die Deutsche Bahn hat ein erstes Angebot über insgesamt 1,9 Prozent gerade für Lokführer unterbreitet. Statt über Zusammenarbeit und Lohnverbesserungen zu verhandeln, liefert sich die GDL-Spitze lieber einen unnötigen Streit um Macht und Einfluss mit ihrer Konkurrenz-Gewerkschaft."
Die Deutsche Bahn hatte eine Übergangsregelung vorgeschlagen: Das bundeseigene Unternehmen bot den rund 20.000 Lokführern für das zweite Halbjahr eine Einmalzahlung in Höhe von 350 Euro an. Bis zur Klärung offener Organisationsfragen im DB-Konzern sollten die Tarifverhandlungen ausgesetzt werden.