Experten erwarten durch die Öffnung nur eine moderate Zuwanderung.
Die Öffnung des deutschen Arbeitsmarktes für Mittel- und Osteuropäer dürfte in den nächsten Jahren nur für eine moderate Zuwanderung sorgen. Bis zu rund 1,2 Millionen Menschen ziehe es bis 2020 per Saldo nach Deutschland, um erstmals ohne jegliche Beschränkungen eine Arbeit aufzunehmen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). 2011 und 2012 dürften es etwa 800.000 Menschen seien, danach werde der Zustrom merklich abebben. Insgesamt sei die Zuwanderung vergleichsweise gering. In den 90er Jahren seien etwa 3,3 Millionen Menschen eingewandert.
Am 1. Mai fällt die letzte Schranke zum deutschen Arbeitsmarkt: Sieben Jahre nach ihrem Beitritt zur Europäischen Union (EU) dürfen die Bürger aus acht Staaten in Ost- und Mitteleuropa (Estland, Litauen, Lettland, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn) ohne jede Einschränkung zum Arbeiten nach Deutschland kommen. Während Gewerkschaften mit Teilen der SPD vor Lohndumping durch Billigarbeitskräfte warnen, sehen Forscher und Wirtschaft vor allem Möglichkeiten, Fachkräfte anzuwerben.
Die sogenannte volle Arbeitnehmerfreizügigkeit kann Deutschland nach Worten von IW-Direktor Michael Hüther doppelt helfen. "Gerade während des aktuellen Aufschwungs werden zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht." Zudem könnten gut qualifizierte Experten aus Ost- und Mitteleuropa den wachsenden Mangel an Fachkräften in Deutschland etwas mildern.
Viele Beschäftigte hierzulande sind nach einer IW-Umfrage aber skeptisch. Insgesamt 40 Prozent aller Befragten befürchten, dass sich die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit auf den eigenen Arbeitsplatz negativ auswirken wird.