13,2 Prozent des BIP - Deutschland etwas schlechter als Durchschnitt der Industriestaaten.
Schwarzarbeit lohnt in Deutschland immer weniger. Durch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt nehmen die meisten Menschen lieber einen regulären Job an. Doch Gesetzesänderungen bei den Minijobs könnten das schnell wieder ändern, warnen Experten.
In Deutschland wird so wenig schwarzgearbeitet wie seit 20 Jahren nicht mehr. Hauptgründe sind die niedrige Arbeitslosigkeit und die gesunkenen Pensionsbeiträge, wie aus einer Prognose der Universität Linz und das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) hervorgeht. "Die Menschen haben gute Chancen, einen Arbeitsplatz in der regulären Wirtschaft zu bekommen. Für Schwarzarbeit fehlt ihnen dadurch schlicht die Zeit und die Motivation", teilte IAW-Geschäftsführer Bernhard Boockmann am Mittwoch mit.
Trotzdem werde weiterhin fast jeder siebente Euro am Fiskus vorbeigeschleust. Damit steht Deutschland etwas schlechter da als der Durchschnitt der Industrienationen.
Konkret erwarten der Linzer Schwarzarbeits-Experte Friedrich Schneider und das IAW, dass in diesem Jahr 344 Mrd. Euro in der Schattenwirtschaft umgesetzt wurden - das sind 13,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Jahr 2012 waren es noch 13,4 Prozent, 2003 hatte die Quote mit 17,1 Prozent einen Höchststand erreicht. Unter Schattenwirtschaft verstehen die Experten vor allem Schwarzarbeit, aber auch andere kriminelle Aktivitäten.
Die Politik sorge schon seit Jahren dafür, dass reguläre Beschäftigungsverhältnisse attraktiver würden, sagte Boockmann. In diesem Jahr sei es vor allem die Senkung der Rentenbeiträge von 19,6 auf 18,9 Prozent die sich bemerkbar mache. Weil dadurch vom Brutto mehr Netto übrig bleibt, werde reguläre Arbeit attraktiver - dadurch sinke das Volumen der Schattenwirtschaft um 1,1 Milliarden Euro. Die Erhöhung der Verdienstgrenze bei Minijobs von 400 auf 450 Euro wirke sich mit weiteren 200 Mio. Euro aus. Hinzu komme die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, die die Schattenwirtschaft um 1,4 Mrd. Euro schrumpfen lasse.
Zugleich warnten die Experten: Wenn die zuletzt immer stärker in die Kritik geratenen Minijobs gestrichen würden und geringfügig Beschäftigte ganz normal Steuern und Abgaben zahlen müssten, hätte das massive Auswirkungen. Vor allem im Gastgewerbe, bei Taxifahrern oder in der Gebäudereinigung würden viele Mini-Jobber in die Schwarzarbeit wechseln. Unterm Strich ließe das die Schattenwirtschaft um rund 7 Mrd. Euro ansteigen.
Unter den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) steht Deutschland im Mittelfeld. Negativer Spitzenreiter im Ländervergleich ist Griechenland, wo der Studie zufolge in diesem Jahr 24,6 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt am Fiskus vorbeigeschleust werden.
Allerdings erwarten Schneider und das IAW dort trotz der Wirtschaftskrise und trotz aller Warnungen der griechischen Regierung einen Rückgang der Schattenwirtschaft im Vergleich zu 2012. Bockmanns Erklärung: "Durch die Wirtschaftskrise haben die privaten Haushalte und die Unternehmen in Griechenland weniger Geld zur Verfügung. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Schwarzarbeit."
Ebenfalls stark ausgeprägt ist die Schattenwirtschaft in Italien mit 21,1 Prozent, in Portugal mit 19,0 Prozent und Spanien mit 18,6 Prozent des BIP. In den USA ist sie der Modellrechnung zufolge wegen niedriger Lohnnebenkosten mit 6,6 Prozent am geringsten.
Für die Schattenwirtschaftsprognose erfassen die Experten Faktoren, die Auswirkungen auf die Schwarzarbeit haben und leiten daraus das Volumen der Schattenwirtschaft ab.