Die AUA muss den Gürtel weiter enger schnallen

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Die schwer kriselnde AUA (Austrian Airlines) ist im ersten Halbjahr 2009 noch tiefer in die roten Zahlen geflogen. Per Ende Juni meldete die Airline einen Nettoverlust von 166,6 Mio. Euro. Die Airline steuert jetzt mit Sparpaketen gegen.

Der gemeldete Quartalsverlust ist dreieinhalb Mal so groß wie der Verlust im ersten Semester des Vorjahres (48,7 Mio. Euro) und nahezu doppelt so hoch wie im ersten Quartal des heurigen Jahres (88,1 Mio. Euro).

Grund für die deutlich über den Erwartungen der meisten Analysten liegende Verlust-Ausweitung waren die im zweiten Quartal nochmals verschärfte Krise in der Luftfahrt und neuerlich Flugzeugabschreibungen. Die "nicht Cash-wirksamen" Wertminderungen durch Bewertungen von Flugzeugen beliefen sich auf 74,3 Mio. Euro.

Umsatz ist um 22 Prozent gesunken

Der AUA-Umsatz ist im Halbjahr um 21,8 Prozent auf 934,6 Mio. Euro gesunken, die Flugumsätze gaben auf 889 Mio. Euro (Vorjahr: 1,14 Mrd. Euro) nach. Im zweiten Quartal brachen die Flugumsätze um 26 Prozent auf 473,7 Mio. Euro ein.

Für die AUA-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth zeigt die Krise "schonungslos unsere Schwächen auf". Dass die gesamte Luftfahrtbranche derzeit mit dem Rücken zur Wand stehe, sei nur ein schwacher Trost. Durch hartes Gegensteuern habe man es aber zunächst einmal geschafft, den operativen Verlust im zweiten Quartal zu reduzieren. Erste Effekte hätten die Sparmaßnahmen gebracht. Die Zahl der Mitarbeiter ist im Jahresabstand von 8.035 auf 7.288 reduziert worden.

Sparpakete in Höhe von 575 Mio. Euro

Die AUA steuert dem Minus mit mehreren Sparpaketen gegen. Alleine heuer will die Airline noch 225 Mio. Euro einsparen. Ab 2010 sollen beim Personalaufwand weitere 150 Mio. Euro gekürzt werden.

„Wir werden mit einem Stand von 6.500 Mitarbeitern in die Zukunft gehen, derzeit sind es 7.500“, kündigte AUA-Vorstand Peter Malanik in ÖSTERREICH an. Und ab 2012 sollen dann jährlich 200 Mio. Euro eingespart werden.

Erholung derzeit nicht in Sicht

Auf AG-Ebene ist bilanztechnisch seit Monaten das halbe Grundkapital durch Verluste aufgezehrt, auf Konzernebene stand die Eigenkapitalquote Ende Juni 2009 bei 8 Prozent. Die AUA ist als "Restrukturierungsfall" klassifiziert. Wann eine Rückkehr der AUA in die Gewinnzone möglich ist, lassen die AUA-Vorstände offen. 2009 und 2010 werde weiterhin ein "schwieriges" Umfeld herrschen.

"Mittelfristig" zielt die AUA-Führung auf eine Ebit-Marge von 6 bis 7 Prozent ab. Letztmalig ähnlich hohe Margen hatte es 1998 mit 5,64 Prozent gegeben. Bei 6 bis 7 Prozent könne man die Eigentümer jedenfalls davon überzeugen, dass sich die Aufnahme neuer Strecken von Wien aus und die Beschaffung neuer Flugzeuge lohne. Wie lange das dauern wird? Das könnten zwei bis drei Jahre sein, oder auch fünf. Man gehe davon aus, dass man es schaffe, abhängig von der Konjunktur. "Die Frage ist, wann kommt Osteuropa wieder", sagte Bierwirth.

Kurzfristig geht es den AUA-Managern jetzt einmal darum, einen positiven Cashflow zu schaffen. Geldmangel habe man derzeit nicht. Von dem im Dezember gewährten Notkredit der ÖIAG über 200 Mio. Euro seien bisher 172 Mio. Euro aufgebraucht. Zurückzahlen muss die AUA diese Nothilfe, sobald die EU-Entscheidung über die staatliche Mitgift von 500 Mio. Euro da ist und die Lufthansa diese 500 Mio. Euro in die AUA einschießen kann.

Heftige Kritik an Niki Lauda

Die AUA-Chefs haben es darüber hinaus auch satt, sich ständig Ratschläge und Häme des heutigen Mitbewerbers Niki Lauda anzuhören und sie sehen den Flugunternehmer ("FlyNiki") durchaus mitverantwortlich für den heute so schlechten Zustand der AUA. Malanik sprach bei der Halbjahrespressekonferenz von einer "strukturellen Belastung", die man mit einer inkompatiblen Flotte von Lauda zugekauft habe. Man habe sich auch in eine falsche Größenordnung hineingekauft. Die Schulden, die damals mit übernommen wurden, bezifferte er heute mit 700 Mio. Euro. "Die AUA hat sich verschluckt", ergänzt Bierwirth. Niki Lauda hingegen hat sich mit seiner Billigairline neu als Wettbewerber etabliert. "Wir verwahren uns dagegen, dass man sich darüber lustig macht", so Bierwirth.

Bei der AUA seien es 7.500 Menschen, die mit roten Strümpfen und Hosen durch die Welt fliegen, bei FlyNiki nur einer, der mit seinem Käppchen etwas Rotes auf dem Kopf trage, der Rest sei "anderweitig gelöst" sagte Bierwirth. Die AUA-Belegschaftsvertretung prangert seit langem die Praxis von FlyNiki an, die sich einer eigenen Leiharbeitsfirma bedient. "Wir sind und bleiben der nationale Carrier", betont die AUA-Führung.

Die AUA-konzerneigene Marke "Lauda Air" wollen die AUA-Chefs aber weiter behalten. Es werden künftig aber eher weniger denn mehr Flugzeuge mit diesem Logo abheben, weil in der Wirtschaftskrise der Flotteneinsatz konzentriert wird.

Pochen auf Fertigstellung von "Skylink"

Der AUA-Vorstände stellen auch dem Flughafen Wien die Rute ins Fenster: Bisher sei die Drehscheibe Wien-Schwechat ohne Konkurrenz gewesen und habe mit Hilfe der AUA immer stärker wachsen können. Durch die Übernahme der AUA durch die Lufthansa stehe der Flughafen allerdings in Konkurrenz zu Zürich, Frankfurt und München.

Bisher sei die AUA für einige Lieferanten und Partner eine Art "Tiroler Milchkuh" gewesen, die von den Kälbern so lange ausgesaugt worden sei, bis sie beinahe umgefallen sei, sagte Bierwirth. Nun müsse man allerdings dafür sorgen, dass es auch der Kuh wieder gut geht, sagte Bierwirth: "Jetzt müssen wir wieder auf uns gucken". Gerade am Flughafen Wien hatten die Billigairlines dem Marktführer AUA zunehmend Geschäft abgegraben.

Zu hoffen sei, dass der neue Terminal Skylink so rasch wie möglich fertiggestellt werde, weil er mit der gleichzeitigen Abfertigung von Schengen- und Non-Schengen-Passagieren eine Qualität liefere, die einzigartig sei: Damit würden extrem kurze Umsteigzeiten ermöglicht, obwohl der Flughafen Wien deutlich größer werde. "Ohne uns wäre Skylink sicher falsch gewesen", sagte Malanik. Die AUA brauche ihn aber "dringend".

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