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Die geheimen Gagen unserer Ärzte
03.06.2010
Die Ärzte wollen mehr Geld und behandeln SVA-Versicherte nur gegen Honorar. Tatsächlich gehören 70 % der Ärzte zu den Topverdienern.
Während der Honorarstreit zwischen Gewerblichen-Krankenkasse SVA und der Ärztekammer tobt, recherchierte ÖSTERREICH, wie es eigentlich mit den Ärzte-Einkommen steht. Immerhin kämpft die Ärztekammer mit der SVA darum, ihre im Vergleich zu Gebietskrankenkassen höheren Honorare nicht nur beibehalten zu können, sondern auch anzuheben.
70 % der Ärzte haben mehr als 53.000 € im Jahr
Österreichs Ärzte gehören sicher zu den Topverdienern: Laut der ÖSTERREICH vorliegenden Einkommenssteuer-Statistik 2007 haben 778 Ärzte ein höheres Jahresbruttoeinkommen als 300.000 Euro (zum Vergleich: Der Bundespräsident kassiert 320.000 Euro im Jahr, der Kanzler 285.000 Euro). Und nicht nur das: Wie die Gehaltstabelle aus dem Finanzministerium zeigt, verdienen exakt 70 Prozent oder 11.806 Ärzte mehr als die Höchstbeitragsgrundlage von 53.759 € im Jahr.
Dabei zeigt sich: Die meisten Mediziner liegen bei einem Jahreseinkommen zwischen 60.000 und 100.000 Euro. Aber es gibt auch Geringverdiener: Knapp 30 Prozent der Mediziner haben ein geringeres Einkommen als 53.000 €. Laut Patientenanwalt Gerald Bachinger handelt es sich dabei vor allem um Allgemeinmediziner im städtischen Raum sowie (noch) nicht niedergelassene Spitalsärzte.
Die Topverdiener sind im Gegensatz dazu vor allem bei den Fachärzten zu finden. Konkret sind Röntgenologen sowie ärztliche Leiter von Labors nicht nur „Götter in Weiß“, sondern vor allem sehr reiche Götter in Weiß. Ebenfalls unter den Topverdienern: Chirurgen und Zahnärzte.
Honorarstreit geht vor allem um Laborleistungen
Pikanterweise geht es im Streit der Ärztekammer mit der Sozialversicherung genau um diese Besserverdiener: SVA-Chef Gleitsmann will ja die Honorare für Labors und Diagnoseinstitute schrittweise senken. Denn gerade dort herrschen enorme Unterschiede: So verrechneten Labors der SVA für ein komplettes Blutbild 13,04 Euro, die Gebietskrankenkasse in Wien zahlt indes nur 3,20 Euro – ein Unterschied von 307 Prozent.
Ärzte: Brutaler Honorar-Streit mit der SVA Auf den ersten Blick scheint sich der Streit zwischen der Gewerblichen-Sozialversicherung (SVA) und der Ärztekammer zu entspannen. SVA-Chef Martin Gleitsmann kündigte Verhandlungen für kommende Woche an: „Es hat sich etwas bewegt.“ Die Patienten haben aber vorerst wenig davon: Die Gewerbetreibenden sind als Folge des vertragslosen Zustandes de facto Privatpatienten und bekommen daher vom Arzt auch eine Honorarnote ausgestellt. Damit müssen sie dann zur SVA gehen und bekommen vom ursprünglichen Kassentarif 80 Prozent rückvergütet. Nur: Die Ärzte müssen sich nicht an den Honorarkatalog halten, sprich: Die Patienten müssen für die Behandlung tiefer die Tasche greifen. Und: Einkommensschwache Patienten – immerhin 60 Prozent der SVA-Patienten haben eine Bemessungsgrundlage von unter 1.000 Euro – können sich unter diesen Voraussetzungen einen Arztbesuch einfach nicht mehr leisten. SVA-Chef Martin Gleitsmann hat den Ärzten deshalb angeboten, arme Patienten weiter per E-Card abzurechnen – doch die Ärztekammer sagte Nein. Deshalb spricht Patientenanwalt Gerald Bachinger im ÖSTERREICH-Interview jetzt davon, dass die Ärztekammer die sozial Schwachen in Geiselhaft nimmt. |
ÖSTERREICH: Verdienen Ärzte zu viel? Gerald Bachinger: Es gibt große Gehaltsunterschiede. Allgemeinmediziner verdienen unterdurchschnittlich, Fachärzte, Labors oder der Diagnostiker verdienen sehr gut. Dagegen ist ja an sich nichts zu sagen. ÖSTERREICH: Jetzt wollen die Ärzte im Streit mit der SVA höhere Honorare. Bachinger: Die Ärzte haben einen Kassenvertrag mit der SVA aufgekündigt, der ihnen höhere Honorare zugesichert hat als Verträge mit den Gebietskrankenkassen. Die Haltung der SVA, diese Honorare abzusenken, ist nachvollziehbar. ÖSTERREICH: Der Streit wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen. Bachinger: Ich gehe noch weiter: Die Ärztekammer nimmt sozial Schwache in Geiselhaft. 60 Prozent sind Geringverdiener. Die SVA hat angeboten, diese Patienten bei vierprozentiger Honorarerhöhung weiter mit E-Card abzurechnen. Das wurde abgelehnt. |