Chinesische Online-Plattformen bieten oft hohe Rabatte auf viele Waren, doch es lauern auch Risiken, wie Handelsexperten nun warnen.
Online-Shopping. Temu, Shein oder AliExpress gehören zu Online-Plattformen von chinesischen Unternehmen, die derzeit den europäischen Markt erobern. Die dort angebotenen Produkte kommen oft direkt von Herstellern und Händlern in China – selten sind es bekannte Markenartikel. Temu und Shein werben vor allem in sozialen Netzwerken – über TikTok, Instagram oder Facebook gewinnen sie vor allem junge Käufer. Chinesische Online-Plattformen bieten oft hohe Rabatte auf viele Waren, doch es lauern auch Risiken, wie Handelsexperten nun in einem Dossier warnen.
Experten: Achtung vor Produktfälschungen
So hat der Handelsverband dutzende Testbestellungen auf asiatischen Onlineplattformen durchgeführt. Dabei wurden Sneaker, T-Shirts und Pullover von namhaften Marken bestellt und auf ihre Echtheit geprüft. Das Ergebnis: fast alle Produkte waren gefälscht, wie dem Handelsverband von Herstellerseite bestätigt wurde. Die Problematik von Produktfälschungen ist mittlerweile auch im Bewusstsein der Online-Shopper angekommen, da der heimische Konsument das volle Risiko trägt, den vorab entrichteten Kaufpreis nicht mehr zurückzuerhalten.
Sollte seitens der Zollbehörde eine Produktfälschung vermutet werden, ist der Konsument mehr oder weniger verpflichtet, der Vernichtung der Ware zuzustimmen, da ansonsten ein Gerichtsverfahren droht. Eine Rücküberweisung des bereits bezahlten Kaufpreises für die gefälschte Waren durch den Drittstaaten-Onlinehändler erfolgt oftmals nicht.
Erhebliche Sicherheitsrisiken
Ein weiteres Problem stellen die mangelhafte Einhaltung von Sicherheitsvorschriften für Produkte dar. In die EU dürfen nur Produkte eingeführt werden, die den geltenden Sicherheits- und Umweltschutzbestimmungen der EU entsprechen. Hierzu wurde die CE-Kennzeichnung eingeführt, um Verbraucher vor unsicheren Produkten zu schützen. So muss etwa Kinderspielzeug oder elektrische Betriebsmittel bestimmten Anforderungen entsprechen, damit diese für die Nutzer keine Gefahr darstellen. Viele Händler aus dem asiatischen Raum halten sich jedoch nicht daran. Sie liefern Produkte ohne die Einhaltung der Vorschriften sowie der erforderlichen Produktkennzeichnung nach Europa und gefährden damit die Sicherheit der Konsumenten.
Finanzministerium warnt
Slogans wie "Einkaufen wie ein Milliardär" würden zu unüberlegten Käufen verführen. Greenpeace warne vor "manipulativen Taktiken für Billigprodukte, die oft nach kurzer Zeit im Mistkübel oder in der Schublade landen", heißt es in dem Dossier des Handelsverbandes.
Dazu würden rechtliche Probleme kommen, vor denen sogar das österreichische Finanzministerium warne, so der Handelsverband: Da Temu lediglich als Plattform agiere, käme ein Kaufvertrag nicht mit Temu zustande, sondern mit dem jeweiligen Anbieter des Produktes. "Eine derartige Konstellation macht die Rechtsdurchsetzung in aller Regel äußerst schwierig", schreibt das Finanzministerium auf der Website onlinesicherheit.gv.at. "Hinzu kommt, dass vor einem Kauf kaum Informationen über das Unternehmen, mit dem man einen Kaufvertrag abschließen würde, auffindbar sind. Dass die meisten dieser Unternehmen ihren Sitz in China haben, macht die Situation nur nochmals undurchsichtiger."
Flut an Werbe-Mails
Nach der Registrierung käme es zu einer Flut an Werbe-Mails und Benachrichtigungen am Smartphone mit neuen Angeboten, heißt es weiter. "Es bleibt nichts unversucht, um Nutzer:innen ständig zu weiteren Käufen zu bewegen." Auch das 14-tägige EU-weit geltende Widerrufsrecht werde bei Temu mehrfach verletzt. Fazit: Auf der Strecke bleiben Qualität, konsumentenschutzrechtliche Vorgaben und die Zufriedenheit der Kundschaft – von ethischen Grundsätzen oder Umweltschutz ganz zu schweigen.
Das empfiehlt der Handelsverband
Der Handelsverband empfiehlt den Einkauf im österreichischen Handel. Auf der Plattform www.kaufsregional.at sind mehr als 5.500 heimische Webshops aufgelistet, die Produkte zu fairen Preisen anbieten, hierzulande Steuern und Abgaben zahlen, Mitarbeiter anstellen und gesetzliche Vorgaben einhalten. Diese Webshops sind mit vertrauenswürdigen Gütesiegeln wie dem Trustmark Austria zertifiziert, die dem Kunden Sicherheit, Transparenz und Fairness garantieren.