Einzelne Branchen werden stark vom EU-Austritt Großbritanniens betroffen sein.
Wenn die Briten aus der EU austreten, werden einige Wirtschaftsbeziehungen schwieriger. Genaue Folgen lassen sich auch deshalb noch nicht abschätzen, weil unklar ist, zu welchen Bedingungen die Briten mittelfristig ihre Wirtschaftsbeziehungen mit der EU gestalten können. Außerdem ist noch nicht klar, wie die großen Industriebetriebe wirklich reagieren. Aber die betroffenen Branchen sind absehbar.
Wirtschaftswachstum
Nach übereinstimmender Einschätzung von Wifo, IHS und Industriellenvereinigung wird die Auswirkung eines Brexit auf die österreichische Wirtschaft kaum wahrnehmbar sein. Wifo und IHS sehen deshalb auch keinen Grund, ihre erst gestern veröffentlichten Prognosen zu revidieren. Der Schalttag 2016 hat die Wirtschaft um 0,2 Prozent wachsen lassen, Brexit wird nach Berechnungen bis 2030 das BIP maximal um 0,18 Prozent schrumpfen lassen.
Außenhandel
Großbritannien ist inzwischen der achtwichtigste Handelspartner Österreichs, außerdem erwirtschaftet Österreich mit den Briten vorläufigen Berechnungen der Wirtschaftskammer zufolge einen Handelsbilanzüberschuss von 1,72 Mrd. Euro. Sollte die britische Wirtschaft in eine Rezession rutschen, dann würden auch Österreichs Ausfuhren leiden. Österreich exportiert vor allem Investitionsgüter, gehen die Investitionen in Großbritannien zurück, dann wären Österreichs Exporteure stark betroffen. Auch die Autozulieferer müssen sich auf Probleme einstellen. Allerdings, selbst wenn die Ausfuhren um 10 Prozent sinken sollten, würde Österreich den Zuwachs der letzten zwei Jahre verlieren, "da bricht nicht die Welt zusammen" bewertet dies IV-Ökonom Christian Helmenstein.
Fremdenverkehr
Zuletzt haben 800.000 Briten ihren Urlaub in Österreich gemacht. Der EU-Austritt an sich dürfte zwar nichts am Reiseverhalten ändern, wohl aber ein Wertverlust des britischen Pfund, der Reisen der Briten verteuern würde. Auch wenn Großbritannien in eine Rezession rutscht oder die Arbeitslosigkeit steigt, würde wohl die Zahl britischer Touristen in Österreich zurückgehen.
Zinsen
Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen liegen jetzt schon im negativen Bereich und auch Österreich hat schon teilweise von Investoren noch Geld dazu bekommen für seine Anleihen. Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen werden wohl noch länger negativ bleiben und Österreich wird sich "in gewissen Maß anschließen können", erwartet Raiffesien Chefökonom Peter Brezinschek. Allerdings nur, wenn es in Österreich eine "kluge und besonnene politische Reaktion" gebe, also nicht auch auf EU-Austritt gespielt werde.
Wiener Börse
Der ATX hat heute kurzfristig einmal massiv verloren, wie praktisch alle Börsen dieser Welt. Für die Wiener Börse ist aber langfristig entscheidend, dass 15,7 Prozent der Investoren Briten sind. Britische Investoren sind die drittstärkste Investorengruppe hinter US-Amerikanern und Österreichern. Wie sie nach dem Brexit reagieren ist noch nicht absehbar.