In der deutschen IT-Industrie kündigt sich eine der größten Übernahmen der letzten Jahre an: Die Software AG, Deutschlands zweitgrößter Softwarehersteller, will für 487 Mio. Euro ihren Konkurrenten IDS Scheer kaufen. Wie das Darmstädter Unternehmen mitteilte, bietet es allen IDS-Aktionären pro Anteilschein 15 Euro in bar. Vorstand und Aufsichtsrat von IDS Scheer wollen das Übernahmeangebot unterstützen.
Die Software AG will die geplante Übernahme von IDS Scheer zum größten Teil mit Schulden finanzieren. Für den 487 Mio. Euro schweren Zukauf sollten 385 Mio. Euro an Schulden aufgenommen werden, die das Unternehmen bis 2012 zurückzahlen wolle, teilte das Darmstädter Unternehmen mit. Die restlichen 107 Mio. Euro sollten aus dem Barmittelbestand gezahlt werden. Eine Kapitalerhöhung sei derzeit nicht geplant. Die Stiftung der Software AG wolle 45 Mio. Euro zur Finanzierung beitragen.
Das fusionierte Unternehmen soll bis 2011 eine Umsatzrendite im mittleren 20-Prozent-Bereich erreichen. "Mit der Zusammenführung zweier Technologieführer schaffen wir ein Unternehmen von Weltrang", sagte der Vorstandschef der Software AG, Karl-Heinz Streibich. Die IDS-Gründer August-Wilhelm Scheer und Alexander Pocsay haben nach Unternehmensangaben zugesichert, ihren Anteil von insgesamt 48 Prozent an die Software AG zu verkaufen. Wie das Darmstädter Unternehmen weiter berichtete, wird die Software AG nach der Übernahme des Saarbrücker Konkurrenten über einen Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro und rund 7.500 Kunden verfügen.
Höherer Gewinn erwartet
Streibich sagte, er rechne bereits im ersten Jahr nach der Akquisition mit einem erhöhten Gewinn. Die Übernahme soll nach Angaben von IDS Scheer im vierten Quartal des laufenden Jahres abgeschlossen sein. "Nach 25 Jahren Erfolgsgeschichte IDS Scheer ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu neuen Ufern aufzubrechen", sagte Scheer: "Gemeinsam werden Software AG und IDS Scheer Deutschland als IT-Standort international noch weiter voran bringen."
Die Software AG hat im zweiten Quartal trotz der Wirtschaftskrise mehr Geschäft gemacht. Der Umsatz sei um 4 bis 5 Prozent auf 175 bis 177 Mio. Euro gestiegen, so das Unternehmen. Für das Gesamtjahr war die Software AG - ohne IDS Scheer - bisher von einem Plus Umsatzplus von vier bis acht Prozent ausgegangen. Im ertragreichen Geschäft mit Lizenzen und Wartung habe der Quartalsumsatz sogar um mehr als acht Prozent zugelegt, während die Dienstleistungsumsätze leicht zurückgingen.
Die Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) habe sich zwischen April und Juni auf rund 25 (Vorjahr: 24,3) Prozent verbessert, teilte das Unternehmen mit. Das entspricht einem Ebit von rund 44 Mio. Euro.